Aids (HIV)

AIDS – aus dem Englischen „acquired immune deficiency syndrome“ ist eine erworbene Immunschwäche-Erkrankung. Auslöser der Krankheit ist das HI-Virus, das bestimme Zellen des menschlichen Immunsystems befällt. Zwischen HIV und AIDS muss in der Medizin aber korrekterweise unterschieden werden: HIV bezeichnet den Erreger der Immunschwäche-Erkrankung, während AIDS das Endstadium der HI-Virusinfektion bezeichnet.
Bei vielen Patientinnen und Patienten, die sich mit HIV angesteckt haben, lassen sich zunächst keine Krankheitssymptome beobachten oder die auftretenden Symptome lassen sich noch durch geeignete Medikamente abwenden. Im AIDS-Stadium hingegen leiden die Betroffenen aufgrund der ausgeprägten Immunabwehrschwäche unter charakteristischen und oftmals lebensbedrohlichen Folgeinfektionen und Tumoren.
HIV wird durch Blut und andere infektiöse Körperflüssigkeiten, im Wesentlichen Sperma, Vaginalsekret und den Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut übertragen.
Die meisten Patienten infizieren sich beim ungeschützten Sexualakt mit HIV. Drogenkonsumenten, die Spritzen von anderen infizierten Personen verwenden, haben dabei die höchste Ansteckungsgefahr. In Ländern mit einer guten gesundheitlichen Versorgung kann durch moderne Medikamente ein AIDS-Ausbruch häufig sogar noch verhindert werden. Die Menge der viralen Erreger lässt sich durch adäquate therapeutische Maßnahmen so signifikant mindern, dass die Viren im Blut der Betroffenen oft gar nicht mehr nachzuweisen sind. In einem solchen Fall können die Betroffenen ein weitgehend normales Leben führen und haben auch eine normale Lebenserwartung. Grundvoraussetzung hierfür ist aber eine frühzeitige adäquate Therapie.
Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich Aids im Kapitel "HIV-Krankheit (Humane Immundefizienz-Viruskrankheit)" unter der Nummer B20-B24.
HIV – was steckt konkret dahinter?
Die Abkürzung HIV steht für "human immunodeficieny virus" und bedeutet übersetzt aus der englischen Sprache „humanes Immundefizienz-Virus“, also menschliches Immunschwäche-Virus. In speziellen Immunzellen, den sogenannten T-Helferzellen, vermehrt sich der virale Erreger. Das Virus schleust seine Genbaupläne in die Zelle und nutzt ihre Vervielfältigungsstrukturen: Somit kommt es zur Zerstörung der T-Zellen. Für die Abwehr spielen diese aber eine äußerst wichtige Rolle, denn bei der Immunabwehr verschiedener Krankheitserreger koordinieren sie andere Immunsystemzellen.
Für eine Zeit lang kann der Körper des Menschen die HI-Viren abwehren. Dafür bildet er spezielle Antikörper, die den viralen Erreger aufspüren. Diese Phase, die mitunter jahrelang andauern kann, bezeichnen Medizinerinnen und Mediziner als Latenzphase. Die betroffene Person ist dann zwar mit dem HI-Virus infiziert – und auch für andere Menschen ansteckend – doch sie selbst spürt keine Krankheitssymptome.
Irgendwann sind im Körper aber nicht mehr ausreichend T-Helferzellen vorhanden und auch andere Viren, Pilze und Bakterien haben im Organismus der infizierten Person leichtes Spiel. So kommt es im Krankheitsverlauf oft zu gewissen Infektionserkrankungen und Tumoren: Das AIDS-Stadium ist erreicht.
AIDS – was steckt dahinter?
AIDS ist sozusagen das HIV-Infektionsendstadium. Das Kürzel steht für "acquired immune deficiency syndrome" und bedeutet übersetzt aus dem Englischen „erworbenes Immunschwächesyndrom“. In diesem Krankheitsstadium ist die Körperimmunabwehr massiv geschwächt und die Betroffenen erkranken an diversen Infekten, die bei sonst gesunden Menschen eher selten auftreten. Bei immungeschwächten Menschen können diese Infektionen aber schnell lebensbedrohlich verlaufen.
Darüber hinaus entwickeln die Betroffenen das sogenannte Wasting-Syndrom: Dabei kommt es ungewollt innerhalb von sechs Monaten zu einem starken Körpergewichtsverlust von mehr als zehn Prozent des Gewichts. Zudem leiden die Patienten unter chronischem Durchfall (ohne Erregernachweis) sowie unter Fieber.
In vielen Fällen greifen die viralen Erreger auch das Gehirn an: Die Folge ist eine sogenannte HIV-assoziierte Enzephalopathie. Diese Gehirnerkrankung ist verbunden mit körperlichen, aber auch mit geistigen Leistungsstörungen. In einigen Fällen führt sie sogar zu einer Demenzerkrankung.
Typisch für das AIDS-Stadium ist auch das sogenannte Kaposi-Sarkom, eine maligne und aggressive Krebserkrankung.
Symptome
Die Symptome lassen sich abhängig von der Krankheitsphase unterscheiden:
Akutphase der HIV-Infektion
Rund sechs Tage bis sechs Wochen nach der Infizierung mit HIV kann es bei den betroffenen Personen zu ersten Krankheitssymptomen kommen. Die Viruslast ist zu diesem Zeitpunkt im Körper schon sehr hoch, wodurch auch die Infektionsgefahr für andere Mitmenschen sehr groß ist: Vor allem über Körperflüssigkeiten wie Blut oder Sperma beziehungsweise über die Schleimhäute kann sich der Erreger schnell verbreiten.
In dieser Akutphase der Infektion setzt sich der Körper immunologisch stark mit dem Virus auseinander und bildet entsprechende Antikörper.
Hier kann es zu folgenden Symptomen kommen:
Kopfschmerzen
Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
Gliederschmerzen
Durchfall
Vergrößerte Lymphknoten und Mandeln
Fieber
Nachtschweiß
Unter Umständen kann es auch zu einem Hautausschlag (Exanthem) kommen – insbesondere auf dem Rücken sowie auf der Brust.
Die Krankheitssymptome klingen bei den meisten Betroffenen nach ein bis zwei Wochen wieder ab und verschwinden sogar vollständig. Nicht selten wird die Beschwerdesymptomatik der infizierten Personen mit einer Erkältung oder einem mild verlaufenden Pfeifferschen Drüsenfieber verwechselt.
Das ist auch der Grund, weshalb die HIV-Infektion im Frühstadium oftmals unerkannt bleibt.
Diese erste Akutphase der HIV-Infektion – auch als primäre Phase bezeichnet – dauert in den meisten Fällen nur ein bis höchstens zwei Wochen. Diese Phase der Erkrankung kann aber auch sozusagen „klinisch stumm“ verlaufen, das heißt ohne eine klare erkennbare Symptomatik.
Wenn Sie sich sorgen, dass Sie sich beim ungeschützten Geschlechtsakt mit dem HI-Erreger angesteckt haben könnten, sollten Sie so schnell wie möglich zur Ärztin bzw. zum Arzt gehen. Nehmen Sie auftretende Symptome immer sehr ernst, auch dann, wenn sie wieder abklingen. Nur eine frühzeitige medizinische Behandlung kann Ihnen helfen! Ein HIV-Test bringt Ihnen mehr Sicherheit und schützt auch andere Menschen in Ihrem Umfeld vor einer Ansteckung mit den gefährlichen Viren!
Asymptomatische Latenzphase
Nach dem Abklingen der ersten HIV-Krankheitssymptome bleibt die Virusinfektion manchmal jahrelang symptomfrei oder zumindest sehr symptomarm. Diese „stumme Phase“ dauert im Durchschnitt 10 Jahre an. Bei Babys und Kleinkindern bzw. bei Immunschwachen ist die Zeitspanne durchaus auch kürzer.
Während dieser Latenzphase fühlen sich die Betroffenen im Allgemeinen gesund und spüren nichts von der Virusinfektion. Das Virus ist jedoch weiterhin aktiv und schädigt die Immunabwehrzellen. Bei rund 40 % der HIV-Infizierten endet die Latenzphase mit einer Lymphknotenschwellung am ganzen Körper (Lymphadenopathie): In den meisten Fällen dauert dieser Zustand einige Monate an.
Ob und vor allem auch, wann es zum Ausbruch von AIDS kommt, ist abhängig von vielen verschiedenen Faktoren:
So kommt es beispielsweise wesentlich darauf an, ob Vor- oder Zusatzerkrankungen bei den Erkrankten bestehen, so etwa eine chronische Hepatitis, ein Diabetes mellitus oder ein Alkoholismus.
Auch der Virustyp spielt eine wichtige Rolle, denn nicht alle HI-Viren sind in gleichem Maße aggressiv.
Ebenfalls von Bedeutung ist die Erregeranzahl im Körper, die sogenannte Viruslast.
Auch die körperliche Verfassung und die psychische Befindlichkeit der jeweiligen Patientin bzw. des Patienten spielt eine Rolle.
Symptomatische Krankheitsphase
Je mehr das Immunsystem geschädigt wird, desto mehr Symptome und Infektionskrankheiten können auftreten. Die Immunabwehr ist nämlich signifikant geschwächt, sodass Krankheitserreger leichtes Spiel haben. In der Regel sind die auftretenden Beschwerden und Symptome aber (noch) nicht lebensbedrohlich.
In diese Krankheitsphase kann es zu folgender Symptomatik kommen:
Lang andauernde Schwellung der Lymphknoten, die an unterschiedlichen Körperstellen zeitgleich auftreten.
Chronischer Durchfall
Auffallend starker Nachtschweiß, der monatelang andauert.
Abgeschlagenheit und chronische Müdigkeit
Fieber über 38,5 Grad Celsius
Herpes Zoster
Nervenstörungen, die zum Beispiel an Armen und Beinen auftreten. Das Gehirn und das Rückenmark sind von den neuronalen Störungen ausgenommen. Mediziner*innen sprechen fachterminologisch von einer peripheren Neuropathie.
Ungewollter deutlicher Körpergewichtsverlust
Weißliche Veränderung der Schleimhaut, die sich meistens am seitlichen Rand der Zunge bemerkbar macht (orale Haarleukoplakie – OHL).
Pilzerkrankungen im Genitalbereich oder im Rachenraum.
Diese Symptome können ein Hinweis auf eine deutliche Immunschwäche durch die HIV-Infektion sein. Es sind aber auch zugleich unspezifische Symptome, die im Rahmen anderer Erkrankungen vorkommen können: So muss nicht unbedingt eine HIV-Infektion die Ursache dieser Symptome sein.
Da sich die Erkrankung also nicht über die auftretende Symptomatik feststellen lässt, veranlassen Ärzteinnen und Ärzte oft einen HIV-Test.
AIDS – fortgeschrittenes Krankheitsstadium
Schreitet die HIV-Infektion immer weiter fort, kommt es zu AIDS. Insbesondere bei unbehandelten oder zu spät diagnostizierten Patientinnen und Patienten kommt es zum AIDS-Stadium. In diesem Zustand ist das körpereigene Immunsystem massiv geschwächt und nicht mehr in der Lage, krankmachende Erreger abzuwehren. Ohne eine adäquate Therapie erkranken ca. zehn Jahre nach der HIV-Infektion rund die Hälfte aller Betroffenen an AIDS.
Folgende Krankheiten gehören zu den sogenannten „AIDS-definierenden Erkrankungen“:
Wasting-Syndrom
Im Rahmen des Wasting-Syndroms kommt es zu drei charakteristischen Symptomen:
a. Ungewollter Körpergewichtsverlust (mehr als 10 % des Eigengewichts)
b. Anhaltender Durchfall über einen Zeitraum von mehr als 30 Tagen
c. Fieber und ausgeprägte Erschöpfung.
HIV-assoziierte Enzephalopathie – Erkrankung der Hirnfunktion
Die HIV-Infektion verursacht Veränderungen der Gehirnfunktionen, die sich durch folgende Symptome kennzeichnen:
Störungen des Gedächtnisses
Störungen der Konzentration
Depression
Gangstörungen
Leistungseinbußen in der Feinmotorik
Opportunistische Infektionen
Verschiedene Krankheitserreger nutzen hier die deutliche Immunschwäche der Betroffenen für ihre Weitervermehrung aus.
Bei Menschen mit einem gesunden, leistungsstarken Immunabwehrsystem sind solche Infekte eher selten und lassen sich auch gut bekämpfen. Bei HIV-Patientinnen und Patienten können sie zum Teil lebensgefährlich sein.
Zu den opportunistischen Infektionen werden unter anderem folgende Krankheiten gezählt:
Tuberkulose
Lungenentzündungen (der Auslöser ist meist der Erreger Pneumocystis jirovecii und oder carinii).
Candida-Pilzinfektionen (vor allem der tiefen Atemwege und der Speiseröhre).
Gehirnentzündung (Enzephalitis), die am häufigsten durch Toxoplasmose-Erreger ausgelöst wird.
Zytomegalie Virus (gehört zu den humanen Herpesviren): Eine solche CMV-Infektion kann das Auge, die Lunge, das Hirn oder den Darm betreffen.
Bestimmte bösartige (maligne) Tumorerkrankungen
In rund 20 % aller Fälle wird AIDS im Zusammenhang mit folgenden Krebserkrankungen diagnostiziert:
Kaposi-Sarkom: Dieser bösartige Tumor befällt vor allem die Schleimhäute und den Mund, zum Beispiel das Zahnfleisch, kann aber auch im Verdauungstrakt oder in den Lymphknoten entstehen.
Auf der Haut entstehen braun-rötliche Flecken, umgangssprachlich als „AIDS-Flecken“ bezeichnet. Diese bösartige Krebserkrankung kann aber im ganzen Körper auftreten, so auch in der Lunge, im Darm, im Magen sowie in den Lymphknoten.Non-Hodgkin-Lymphom (NHL): Diese Tumorerkrankung tritt meistens bei Männern auf. Unter diesem fachterminologischen Begriff werden alle Krebserkrankungen des lymphatischen Systems zusammengefasst. Ärztinnen und Ärzte sprechen von malignen Lymphomen.
Zervix-Karzinom (Gebärmutterkrebs).
Es gibt auch weitere Tumorerkrankungen wie zum Beispiel Lungenkrebs oder das Hodgkin-Lymphom, die auch bei HIV-Patientinnen und Patienten auftreten können, aber nicht definierend für eine AIDS-Erkrankung sind.
Verlauf
Der Verlauf einer HIV-Infektion ist von einer betroffenen Person zur nächsten ganz unterschiedlich und folgt somit keinem festgelegten Schema.
Mediziner*innen gliedern die Erkrankung aber in verschiedene Stadien ein:
Akutinfektion
Ab dem sechsten Tag der Ansteckung mit dem HI-Virus bis zu sechs Wochen danach kann sich die Erkrankung bei den betroffenen Personen als fieberhafter Infekt bemerkbar machen.Unauffällige und symptomfreie Latenzphase
Unter Umständen bleibt die Virusinfektion bei den Betroffenen jahrelang symptomfrei oder symptomarm.Lymphadenopathie
In dieser Phase der Erkrankung kommt es zu Lymphknotenschwellungen, die mehrere Monate lang anhalten können. Diese Schwellungen aller Lymphknoten am Körper kündigt meistens den Abschluss der asymptomatischen Latenzphase an.Symptomatische Infektionsphase
In diesem Zustand der HIV-Infektion leiden die betroffenen Patientinnen und Patienten an Erkrankungen, die auf eine geschwächte Körperimmunabwehr zurückzuführen sind.Aids
Das ist sozusagen das Endstadium der Erkrankung, bei dem es zu sogenannten „AIDS-definierenden Erkrankungen“ wie Tuberkulose, Lungenentzündungen oder Tumoren kommt. Zu diesem Zustand kommt es manchmal erst Jahrzehnte nach der eigentlichen Ansteckung mit dem HI-Virus.
Diese einzelnen Krankheitsstadien verlaufen bei den betroffenen Patienten sehr unterschiedlich. Bei allen Betroffenen kommt es jedoch zu einer Schwächung und einer langfristigen Zerstörung der Immunabwehrzellen.
Ursachen und Risikofaktoren
Nur HIV-positive Personen, können im weiteren Verlauf der Erkrankung AIDS entwickeln.
Mediziner*innen unterscheiden dabei zwei HIV-Formen:
1. HIV-1: Dieser virale Erreger kommt weltweit vor.
2. HIV-2: Dieser Erreger ist vor allem im westlichen Afrika zu finden.
Das Erbgut des viralen Erregers ist von einer Proteinhülle umgeben. Durch die Beschaffenheit dieser Außenhülle kann sich das Virus an die menschlichen Immunzellen wie zum Beispiel die sogenannten T-Zellen anheften. Die befallenen Zellen werden letztendlich langfristig durch das Virus zerstört, was eine immer stärkere Schwächung der Immunabwehr zur Folge hat. So können sich verschiedene Krankheitserreger leichter ausbreiten und unterschiedliche Erkrankungen hervorrufen.
Die Erbsubstanz des viralen Erregers besteht aus Ribonukleinsäure (RNA). Viele andere virale Erreger oder auch menschliche Zellen speichern ihre genetischen Informationen in Form von Desoxyribonukleinsäure (DNA). Das HI-Virus wird daher als RNA-Virus bezeichnet und gehört zur Gruppe der sogenannten Retroviren.
Wie kommt es zu einer Übertragung der HI-Viren?
Hauptsächlich überträgt sich der Erreger über Körperflüssigkeiten wie Blut oder Samenflüssigkeit.
Einer besonderen Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind zum einen Menschen, die ungeschützten Geschlechtsverkehr praktizieren und zum anderen Drogenabhängige, die das sogenannte Needle-Sharing praktizieren, also benutztes Drogenbesteck wie Spritzen untereinander austauschen.
Über 90 % der HIV-Infektionen (Quelle unzuverlaessig, eigentlich 90% der Faelle sind auf ungeschuetzte Sexualkontakte mit HIV positive Partnern) sind auf ungeschützte Sexualkontakte zurückzuführen. Die meisten betroffenen Personen sind Männer, die Sex mit anderen Männern haben. An zweiter Stelle stehen Heterosexuelle, dicht gefolgt von Drogenabhängigen.
Ein hohes Ansteckungsrisiko besteht bei ungeschütztem eindringendem Vaginal- oder Analverkehr.
Gelangt etwa Samenflüssigkeiten in den Mundraum, ist das Infektionsrisiko eher gering.
Eine Infektion mit dem viralen Erreger kann auch stattfinden, wenn eine HIV-positive Frau ihr Baby bei der Geburt damit infiziert. Die Gefahr, dass der Erreger auf das Neugeborene übertragen wird, ist ohne entsprechende Präventivmaßnahmen hoch. Das Risiko kann allerdings durch eine richtige Vorsorge deutlich minimiert werden. Weniger als eine von insgesamt 100 HIV-Infektionen findet hierzulande im Rahmen einer Entbindung statt.
Theoretisch besteht eine bestimmte Ansteckungsgefahr auch bei einer Organtransplantation: Das ist vor allem dann der Fall, wenn der Organspender selbst an HIV erkrankt ist. Auch Bluttransfusion bergen grundsätzlich ein gewisses Infektionsrisiko, doch dank strenger Kontrollmaßnahmen ist ein solcher Übertragungsweg hierzulande fast ausgeschlossen.
Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr?
Das Risiko einer HIV-Infektion ist abhängig von unterschiedlichen Faktoren. Die Erregermenge hat dabei den größten Einfluss auf die Ansteckungsgefahr: Je mehr virale Erreger also in den Organismus gelangen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV anzustecken.
Darüber hinaus sind auch bestimmte Erregereigenschaften von Bedeutung: Mediziner*innen sprechen in diesem Zusammenhang von der sogenannten Virulenz, das heißt der Fähigkeit eines Erregers, eine bestimmte Krankheit hervorzurufen.
Schlussendlich spielt auch der individuelle gesundheitliche Zustand des Menschen eine Rolle.
Es ist also sehr schwer, exakt anzugeben, wie hoch für jeden Einzelnen die Gefahr einer HIV-Infektion ist. So gibt es Fälle, bei denen ein einziger Risikokontakt ausreichend war, um eine Infektion auszulösen. Demgegenüber gibt es Fälle bei denen jahrelanger ungeschützter Geschlechtsverkehr mit HIV-positiven Personen folgenlos bleibt.
Von Bedeutung ist auch die Art und Weise, wie eine Person mit dem Virus in Kontakt kommt. Die höchsten viralen Konzentrationen finden sich im Blut, in der Samenflüssigkeit, im Vaginalsekret sowie auf der Oberfläche von Schleimhäuten wie zum Beispiel der Darmschleimhaut.
In anderen Körperflüssigkeiten sind die viralen Erreger hingegen in deutlich geringeren Konzentrationen enthalten, so etwa im Speichel. Eine Übertragung der HI-Viren durch Küssen ist nur theoretisch möglich. Weltweit ist noch kein einziger Fall beobachtet worden, wo es auf diesem Wege zu einer Ansteckung gekommen wäre.
HIV wird nicht über Tröpfcheninfektion, das heißt über kleinste erregerhaltige Tröpfchen in der Atemluft übertragen. Hustet oder niest eine HIV-positive Person einen anderen nicht infizierten Menschen an, so kommt es nicht zu einer Infektion. Auch über Hautkontakt wie Händeschütteln oder Streicheln ist eine Erregerübertragung nicht möglich.
Therapie
Eine HIV-Infektion beziehungsweise AIDS sind laut dem heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstand unheilbar. Das Ziel der Behandlung ist, den Übergang von einer HIV-Infektion in eine AIDS-Erkrankung so lange wie nur möglich hinauszuzögern. Gleichzeitig sollen Beschwerden, die erkrankungsbedingt auftreten, gelindert werden.
Ist die Krankheit AIDS ausgebrochen, ist es zudem von Bedeutung, auftretenden Folgeerkrankungen zu therapieren, so etwa eine Lungenentzündung oder eine Infektion des Darms.
HIV-Therapie mit speziellen Medikamenten
Wissenschaftlern ist es bislang gelungen, verschiedene Medikamente zu entwickeln, die in der Lage sind, bestimmte Abläufe durch den viralen Immunzellbefall zu hemmen.
Im Rahmen einer HIV-Behandlung, die in der Medizin auch als „antiretrovirale Therapie (ART)“ bezeichnet wird, werden im Allgemeinen drei unterschiedliche medikamentöse Wirkstoffe zeitgleich eingenommen – und das hat einen guten Grund: Das HI-Virus verändert sich nämlich stetig und wird rasch gegen einzelne Medikamentenwirkstoff resistent. Durch die Kombination aus drei unterschiedlichen Wirkstoffen lässt sich eine solche Resistenz über längere Zeit hinweg verhindern.
Die Medikamente selbst unterdrücken auf unterschiedliche Art und Weise die Virenvermehrung im Organismus. Somit schreitet die Infektion nicht weiter fort und der virale Erreger ist nach einiger Zeit meistens im Blut sogar nicht mehr nachweisbar. Auf diese Weise kann AIDS verhindert oder sogar rückgängig gemacht werden. Die Medikamente müssen jedoch lebenslang von den betroffenen Patientinnen und Patienten eingenommen werden, denn vollständig ausheilen lässt sich eine HIV-Infektion bislang leider nicht.
Mittlerweile kennen Mediziner*innen über 30 unterschiedliche Wirkstoffe. In manchen Fällen reicht es therapeutisch schon aus, nur eine einzige Pille am Tag einzunehmen, die eine Auswahl dieser medikamentösen Wirkstoffe enthält. Patientinnen und Patienten, die eine solche HIV-Behandlung erhalten spüren keine oder nur äußerst milde Nebenwirkungen. Die Betroffenen haben auch eine ähnliche Lebenserwartung wie Menschen, die keine HIV-Infektion haben: Sie können also ein weitestgehend normales Leben führen. Der eigene Beruf, die Hobbys und auch die Sexualität dürfen einschränkungsfrei ausgelebt werden. HIV-positive Menschen können sogar auf natürlichem Wege Kinder bekommen, ohne sie gesundheitlich zu gefährden.
Wirksamer Schutz durch HIV-Therapie
Die eingesetzten medikamentösen Mittel sind sehr wirkungsvoll und können die Ansteckungsgefahr für andere Mitmenschen deutlich mindern. Eine stabile und erfolgreiche HIV-Behandlung unterdrückt nämlich die Virenvermehrung im Körper und senkt somit die Anzahl infizierter Zellen auf den Schleimhäuten sowie in Körperflüssigkeiten.
Dadurch ist HIV im Rahmen einer erfolgreichen medizinischen Behandlung nicht mehr übertragbar. Erfolgreiche bedeutet unter Ärztinnen und Ärzten, dass:
a. die Medikamente von den Betroffenen regelmäßig und sorgfältig eingenommen werden.
b. Zudem müssen seit mehr als sechs Monaten keine viralen Erreger im Blut mehr nachweisbar sein.
Unter diesen Bedingungen einer erfolgreichen Behandlung verzichten einige Paare sogar auf die Nutzung eines Kondoms. Bei einer solchen Entscheidung ist es aber ungemein wichtig, dass sie von beiden Partnern gemeinsam getroffen wird und dass sich beide mit der Entscheidung auch wohlfühlen.
Das können Sie selbst tun
Die medikamentöse Therapie ist die Grundlage der AIDS-Therapie. Zusätzlich gibt es im Rahmen der Therapie noch weitere Empfehlungen für die betroffenen Patientinnen und Patienten:
Suchen Sie sich einen AIDS-Spezialisten, der Ihnen sympathisch ist und dem Sie voll und ganz vertrauen. Sie werden lange Zeit ärztlich betreut werden müssen, daher ist ein gutes Miteinander sehr wichtig.
Halten Sie die Anweisungen Ihrer Ärztin bzw. Ihres Arztes unbedingt ein und nehmen Sie die verordneten Medikamente nach dem vorgeschriebenen Zeitplan ein! Sollten Sie eines der Mittel nicht vertragen, sollten Sie es keinesfalls eigenständig absetzen, sondern so schnell wie möglich das Gespräch mit der Ärztin bzw. dem Arzt suchen.
Bestimmte Schutzimpfungen wie zum Beispiel gegen Pneumokokken, SARS-CoV-2 oder Influenza sind für immungeschwächte Menschen besonders wichtig. Aufgrund der HIV-Infektion haben Immunschwache ein besonders hohes Risiko für einen schweren Verlauf bestimmter Erkrankungen. Der ohnehin schon geschwächte Organismus wird noch weiter belastet.
Von besonderer Bedeutung für HIV-Patientinnen und Patienten ist zudem ein gesunder und ausgewogener Lebensstil.
Folgende Aspekte lassen sich selbst beeinflussen:
Der Verzicht auf Nikotin und Drogen ist sehr wichtig, um den Körper nicht zusätzlich zu schwächen.
Durch viel frisches Gemüse und Früchte, aber auch durch ballaststoffreiche Vollkornprodukte lässt sich das Immunsystem stärken. Bei Magen-Darm-Problemen können professionelle Ernährungsberatungsstellen oder Ernährungsmediziner*innen weiterhelfen.
Bei der Zubereitung von Lebensmitteln sollte auf höchste Hygiene geachtet werden. Rohe Zutaten sind zu meiden, denn sie könnten unter Umständen Krankheitserreger enthalten: Hierzu gehören pasteurisierte Milchprodukte und rohe Eier, aber auch Austern, rohes Fleisch und roher Fisch.
Regelmäßige körperliche Bewegung ist wichtig, damit Körper und Geist in Balance bleiben können. Auch ausreichend Schlaf und Entspannung stärkt das Immunsystem.
HIV-Infizierte sollten achtsam im Umgang mit Haustieren sein: Eine sorgfältige Handhygiene – vor allem nach dem Streicheln von Haustieren – ist das A und O. Beim Reinigen des Katzenklos oder beim Ausmisten des Stalls von Nagetieren sollten unbedingt Handschuhe getragen werden. Auf diese Weise schützen Sie sich vor Toxoplasmose-Erreger.
Wer sich mit HIV infiziert hat, sollte sich in jedem Fall an eine professionelle AIDS-Beratungsstelle wenden. Die Expertinnen und Experten haben dort umfassende Tipps und Informationen für das Leben mit HIV für Sie! Nehmen Sie Unterstützungsangebote in Anspruch und tauschen Sie sich auch mit anderen betroffenen Patientinnen und Patienten aus: Das eröffnet Ihnen ganz neue Perspektiven.
Effektive HIV-Prävention – so schützen Sie sich vor einer Ansteckung
Praktizieren Sie keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr, sondern schützen Sie sich mit Kondomen. Das ist eine leicht verfügbare und simple Methode, um sich vor einer Ansteckung mit HI-Viren zu schützen.
Menschen, die sich Drogen spritzen, sollten immer auf steriles und sauberes Besteck achten. Es sollte nur das eigene Drogenbesteck genutzt werden! Nadeln, Filter, Wasser, Löffel oder andere Utensilien sollten unter keinen Umständen mit anderen geteilt werden.
Bei frühzeitiger Diagnose mindert eine HIV-Therapie, die auch verlässlich eingehalten wird, die Viruslast und somit die Ansteckungsgefahr für die Partnerin bzw. den Partner. Im Fall HIV-positiver schwangerer Frauen kann eine antiretrovirale Therapie die Übertragung der Erreger auf das Kind verhindern.
Um eine Übertragung der Viren auf ein ungeborenes Kind zu vermeiden, müssen positiv getestete Schwangere eine spezielle Therapie erhalten. Durch eine solche Behandlung kann das Übertragungsrisiko auf das Baby deutlich gesenkt werden, nämlich auf unter zwei Prozent.
Informieren Sie den Partner bzw. die Partnerin, wenn Sie HIV-positiv sind. Befindet sich die Virenlast nicht unter der Nachweisgrenze, so ist das Infektionsrisiko für das Umfeld sehr hoch und andere Mitmenschen können sich bei jedem ungeschütztem Geschlechtsakt anstecken.
Tragen Sie im Medizinbetrieb Handschuhe und berücksichtigen Sie immer die Sicherheitsmaßnahmen. Vor allem im Umgang mit potenziell infektiösem Material wie zum Beispiel Blut sollten Sie sehr vorsichtig sein: Neben Handschuhen ist die Nutzung von Schutzbrillen und Desinfektionsmittel sehr wichtig.
Präexpositionsprophylaxe (PrEP)
Der fachterminologische Begriff „Präexpositionsprophylaxe“ bedeutet, dass man das HIV-Ansteckungsrisiko im Vorfeld mit einem speziellen medikamentösen Präparat senkt.
Diese Therapiemethode richtet sich vor allem an Menschen, die:
a. älter als 15 Jahre sind
b. nicht an HIV erkrankt sind
c. regelmäßig einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.
In diesen Fällen wird präventiv ein Medikament eingenommen. Das Medikament kann entweder permanent, also täglich zu einer bestimmten Zeit eingenommen werden oder nur bei Bedarf, zum Beispiel vor oder nach dem Sexualakt. Bei einer richtigen und gewissenhaften Anwendung besteht mit der Präexpositionsprophylaxe im Grunde gar kein Ansteckungsrisiko mehr.
Diese Therapiemethode ist jedoch als ergänzendes Werkzeug in der Infektionsprävention zu sehen! Es ersetzt keinesfalls die vorbeugenden Maßnahmen wie zum Beispiel Tests oder die Verwendung von Kondomen. Kondome sind definitiv der effektivste Weg, um sich vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen.
https://www.aidshilfe.de/hiv-aids
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HIV_AIDS.html
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/hiv-und-aids.html
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/unsere-arbeit/krankheiten/hiv-aids
https://www.dzif.de/de/glossar/aids
https://flexikon.doccheck.com/de/AIDS
©envatoelements_JoPanwatD