Blasensteine

Im körpereigenen Stoffwechsel entstehen sogenannte harnpflichtige Substanzen, die sich eigentlich im Urin auflösen und über den Harn wieder aus dem Körper geleitet werden. Doch die Löslichkeit dieser Stoffe ist häufig begrenzt. Wird diese überschritten, so kristallisieren diese Substanzen aus und bilden Harnsteine, sogenannte Konkremente. Diese Konkremente werden je nach ihrer Lage, zum Beispiel Nierensteine oder Blasensteine genannt. Mediziner*innen unterscheiden dabei zwischen primären und sekundären Blasensteinen. Lesen Sie hier, was konkret dahintersteckt, welche Symptome auf eine Blasensteinbildung hindeuten und welche Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung stehen.
Das passiert bei Blasensteinen
Harnsteine sind Konkremente, also feste, steinförmige Gebilde, die sich in den ableitenden Harnwegen bilden. Entsteht ein solcher Festkörper in der Harnblase, bezeichnen Ärztinnen und Ärzte dieses Konkrement als primären Blasenstein. Die Blase des menschlichen Körpers ist ein Reservoir, das den Harn sammelt und durch spezielle Muskeln in der Lage ist, diese festzuhalten oder willentlich abzulassen.
Entstehen Steine in der Harnblase selbst, sprechen Mediziner*innen von primären Blasensteinen. Bilden sich die Steine zunächst in der Niere und gelangen sie dann anschließend mit dem Harnfluss in die Blase, ist die Rede von sekundären Blasensteinen. Beide Formen von Blasensteinen rufen jedoch die gleiche Symptomatik hervor.
Kristallisieren bestimmte steinbildende Salze im Urin aus, so entsteht ein Blasenstein. Das ist vor allem dann der Fall, wenn steinbildende Substanzen zu hoch konzentriert im Urin vorliegen. Aus einem anfangs kleinen Steinkristall wird allmählich ein immer größerer Harnstein.
Abhängig von der Salz-Art, aus der der Harnstein entsteht, differenzieren Mediziner*innen mehrere Steinarten:
Xanthinsteine und Zystinsteine machen nur knapp 2 % aller Konkremente aus.
Kalziumhaltige Nierensteine machen rund 60-70 % aller Steine aus. Am häufigsten kommen Kalziumoxalatsteine vor, am zweithäufigsten Kalziumphosphatsteine.
Sogenannte Struvitsteine bestehen aus Magnesium-Ammonium-Phosphat und machen ungefähr 10 % aller Harnsteine aus.
Jeweils 15 % machen Uratsteine aus, die aus Harnsäure bestehen.
Die unterschiedlichen Harnstein-Arten werden von Medizinern aber nicht nur aus wissenschaftlichen Gründen unterschieden. Viel bedeutsamer sind für Ärztinnen und Ärzte die unterschiedlichen Ursachen, die zur Entstehung von Harnsteinen führen, denn das ist wichtig für die Diagnose sowie für die weitere medizinische Behandlung und die Rezidivprophylaxe.
Viele Betroffene leiden zunächst kaum unter den Blasensteinen und oftmals gelingt es dem Körper, kleinere Steine von selbst mit dem Urin auszuleiten. Wenn aber die Blasensteine den Harnröhrenausgang blockieren oder einen zu großen Durchmesser haben, sodass sie nicht von selbst in die Harnröhre gelangen können, müssen die Steine entfernt werden.
Aufgrund geringer Trinkmenge, mangelnder körperlicher Bewegung sowie falscher, einseitiger Ernährungsgewohnheiten leiden heutzutage immer mehr Menschen in den westlichen Industrienationen unter Harnsteinen. Männer haben im Vergleich zu Frauen ein höheres Risiko, an primären Blasensteinen zu erkranken, denn Blasensteine können sich beispielsweise leichter bei einer vergrößerten Prostata im Alter bilden. Die Vergrößerung der männlichen Vorsteherdrüse verengt die Harnröhre und stört somit die Blasenentleerung der Blase: Es bleibt folglich mehr Restharn in der Harnblase zurück. Dadurch bilden sich feine Kristalle (Grieß), die dann im weiteren Verlauf zu Blasensteinen heranwachsen.
Grundsätzlich können aller Altersstufen unter Harnsteinen leiden, doch besonders häufig sind Menschen zwischen dem 40. sowie dem 60. Lebensjahr betroffen.
Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, finden sich Blasensteine im Kapitel "Stein in den unteren Harnwegen" unter der Nummer N21.0.
Symptome
Blasensteine rufen unterschiedliche Symptome und Beschwerden hervor. Ein typisches Anzeichen ist eine sogenannte Stakkatomiktion: Bei diesem Symptom bricht der Urinstrahl beim Wasserlassen immer wieder ab. Der bewegliche Harnstein, der in der Blase liegt, verschließt immer wieder den Harnblasenausgang und unterbricht auf diese Weise ein kontinuierliches Urinieren.
Weiter mögliche Symptome sind:
Geringe Mengen an Urin
Vermehrter Harndrang
Schmerzen beim Wasserlassen, vor allem am Ende des Urinierens (bei Männern können die Schmerzen bis in die Penisspitze ausstrahlen).
Fremdkörpergefühl
Blutbeimengungen im Urin
Harnblasenkrämpfe, die starke Schmerzen bei den Betroffenen auslösen.
Unterbauchschmerzen.
Blasensteine ziehen häufig eine Harnblasenentzündung nach sich, was die Krankheitssymptome nur noch weiter verstärkt.
Bei einem vollständigen Harnröhrenverschluss kommt es zudem zu einem Harnverhalt in der Harnblase: Dieser kann oftmals über die Harnleiter bis hin zu den Nieren reichen. In einem solchen Fall können die betroffenen Patienten keinen Urin mehr abgeben: Ärztinnen und Ärzte sprechen von einer sogenannten Ischurie bzw. einem Harnverhalt.
Zusätzlich zu den oben beschriebenen Symptomen lässt sich bei vielen Betroffenen eine zunehmende Bewegungsunruhe beobachten. Das liegt daran, dass die Betroffenen unbewusst nach einer Position suchen, in der sie keine Schmerzen haben. So versuchen Sie aus einer liegenden in eine stehende Position zu kommen oder umherzulaufen. Darüber hinaus kann es infolge der Schmerzen manchmal zu Übelkeit und sogar zu Erbrechen kommen.
Wer Schmerzen beim Wasserlassen hat bzw. unter krampfartigen Unterbauchschmerzen leidet, sollte unbedingt ärztlichen Rat einholen. Eine zeitnahe Ursachenabklärung ist äußerst wichtig, damit es nicht zu einem Harnstau bis zu den Nieren und somit zu Nierenschäden kommt.
Verlauf
Ein Großteil aller Blasensteine geht von allein ab. Jedoch haben Blasen- und Harnsteine (Urolithiasis) eine hohe Rückfallquote: Es kann also zu Rezidiven kommen und die Steine treten erneut auf. Selbst nach einer erfolgreichen Therapie kann es zu Rezidiven kommen. Daher ist es wichtig, die Ursache der Erkrankung zu behandeln.
Ungefähr die Hälfte aller betroffenen Patientinnen und Patienten müssen unbedingt auf entsprechende Präventionsmaßnahmen setzen, da es sonst zu einer erneuten Harnsteinbildung kommt. Mithilfe geeigneter Medikamente sowie einer adäquaten Ernährungsumstellung lässt sich das Erkrankungsrisiko jedoch senken.
Folgeschäden infolge von Harnblasensteinen sind eher selten. Hierzu kann es beispielsweise kommen, wenn ein scharfkantiger Stein die Harnröhre oder die Wand der Harnblase verletzt. Dazu kann es kommen, wenn ein Stein durch die Harnröhre wandert. Die Folge können Harnröhrenvernarbungen und dauerhafte Beschwerden beim Wasserlassen sein.
Ursachen und Risikofaktoren
Blasensteine setzen sich aus Mineralsalzen zusammen. Diese Stoffe lösen sich in der Regel im Urin auf und können anschließend mit diesem aus dem Körper geschleust werden. Unter bestimmten Umständen kann es nun aber dazu kommen, dass sich diese Salze aus dem Urin lösen: Sie werden sozusagen „ausgefällt“ und beginnen, sich in der Blase abzusetzen. Am Anfang sind es noch kleine kristallartige Gebilde, die dann mit der Zeit durch die weitere Anhaftung von steinbildenden Salzen immer weiter anwachsen.
Primäre Blasensteine entstehen in der Blase selbst, während sich sekundäre Blasensteine in den harnableitenden Organen bilden, so etwa in der Niere oder in den Harnleitern. Die Primärform kommt wesentlich häufiger vor als die sekundäre Form.
Eine der Hauptursachen für die Entstehung von Blasensteinen ist ein beeinträchtigter Urinabfluss aus der Blase (primäre Blasensteine). In einem solchen Fall verweilt der Harn zu lange in der Blase, sodass es zu einer Ausfällung der Mineralsalze und somit zur Harnsteinbildung kommt. In vielen Fällen kommt es zusätzlich noch zu einer Harnwegsentzündung, die wiederum ein Risikofaktor für die Entstehung von Blasensteinen ist.
Die gutartige Vergrößerung der männlichen Vorsteherdrüse tritt insbesondere bei Männern im fortgeschrittenen Lebensalter häufig auf.
Auch bei bestimmten neurologischen Erkrankungen wie zum Beispiel einer Multiplen Sklerose oder einer Querschnittslähmung kann es infolge von Harntransportstörungen zu Blasensteinen kommen.
Bei diesen Krankheiten ist oftmals die Kontraktion der Harnblasenmuskulatur sowie das Wasserlassen beeinträchtigt.
Bei einem Infekt der Harnwege sorgen die bakteriellen Krankheitserreger für eine Veränderung der chemischen Zusammensetzung des Harns. Infolgedessen steigt das Risiko für eine Ausfällung gewisser Substanzen. So sind Experten der Meinung, dass die aus Magnesium-Ammonium-Phosphat bestehenden Struvitsteine, auf Harnwegsinfekte mit bestimmten bakteriellen Erregern zurückgeführt werden können.
Hierzulande sorgt auch ein unausgewogenes und ungesundes Essverhalten bestehend aus vielen tierischen Fetten, Proteinen sowie oxalsäurereichen Nahrungsmitteln für die Blasensteinbildung. Oxalsäure findet sich beispielsweise in Rhabarber, Spinat, Kakao, Rote Bete, Kaffee oder auch in Nüssen.
Steinbildende Stoffe wie zum Beispiel Phosphat, Ammonium, Kalzium, Oxalat oder Urat (Harnsäure) lösen sich im Harn nur in einer bestimmten Menge auf. Wird diese Menge durch die tägliche Nahrung überschritten, so führt das unter Umständen zu einer Ausfällung.
Zu den typischen Ursachen einer Urin-Abflussstörung gehört eine vergrößerte Prostata oder auch eine Entleerungsstörung der Harnblase infolge neurologischer Schäden.
Auch Fremdkörper in der Blase – wie zum Beispiel ein Blasenkatheter oder Operationsnähte – können ein Risikofaktor für die Entstehung von Blasensteinen sein. An solchen Fremdkörper können Bakterien besonders leicht haften bleiben und somit einen Harnwegsinfekt hervorrufen. Das wiederum erhöht das Risiko für die Steinbildung.
Weiter mögliche Risikofaktoren sind:
Konzentrierter Urin infolge einer zu stark verminderten Flüssigkeitsversorgung.
Einseitige Diäten bestehend aus zu viel Fleisch oder Milchprodukten.
Vitamin A- sowie Vitamin B6 Mangel
Erhöhte Vitamin D3 Zufuhr (beispielsweise durch Nahrungsergänzungsmittel)
Zu stark erhöhte Magnesiumzufuhr
Osteoporose in Verbindung mit einer vermehrten Freisetzung von Kalzium aus den Knochen in den Blutkreislauf.
Nebenschilddrüsen-Überfunktion und somit verbunden ein erhöhter Kalziumspiegel im Blut.
Blasensteine können bei Patientinnen und Patienten jeden Lebensalters auftreten. Allerdings neigen ältere Patienten sowie übergewichtige Personen eher zu einer Blasensteinbildung. Statistisch betrachtet, leiden Männer häufiger als Frauen unter Blasensteinen.
Therapie
In den meisten Fällen erfordern Blasensteine keine gesonderte ärztliche Behandlung, denn dem Körper gelingt es oftmals selbst, kleinere Steine mit dem Urin auszuleiten.
Verschiedene Arzneimittelpräparate wie zum Beispiel sogenannte Alpha-Rezeptoren-Blocker können zudem unterstützend zum Einsatz kommen. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass die betroffenen Patienten ausreichend Flüssigkeit zuführen.
Wenn die Blasensteine durch die ableitenden Harnwege wandern, kann das bei den betroffenen Patientinnen und Patienten starke Schmerzen auslösen. Hier können schmerzlindernde Wirkstoffe hilfreich sein wie etwa Diclofenac oder Metamizol.
Wenn die betroffenen Frauen und Männer die Blasensteine nicht von selbst ausscheiden können, so etwa, weil die Steine einen zu großen Durchmesser haben, stehen noch weitere Behandlungsoptionen zur Verfügung. Ärztinnen und Ärzte können Steine etwa im Rahmen einer Blasenspiegelung entfernen. Für dieses Verfahren ist lediglich eine Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) erforderlich.
Nahezu alle Blasensteine können heutzutage dank moderner medizinischer Therapieverfahren durch eine sogenannte extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (kurz ESWL) entfernt werden. Die Stoßwellenbehandlung zerstört dabei die Steine, sodass die Kleinreste von den Patienten mit dem Urin aus dem Körper ausgeschieden werden können. Ein operativer Eingriff ist nur sehr selten erforderlich, um sehr große Blasensteine zu beseitigen.
Eine offene Operation zur Blasensteinentfernung wird heutzutage nur noch sehr selten angewendet. Vielmehr kommen minimal-invasive Verfahren zum Einsatz. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn die behandelnden Ärzte bei der Blasenspiegelung nicht in die Harnblase gelangen können, weil diese durch den Stein blockiert wird.
Wichtig ist, nicht nur, die Blasensteine selbst zu entfernen, sondern auch die Ursache für die Blasensteinbildung zu beheben. So können etwa Harnröhrenverengungen schuld daran sein, dass Urin nicht mehr ordentlich abfließen kann. In einem solchen Fall müssen die Verengungen beseitigt werden. Eine bestehende Harnblasenentzündung wird antibiotisch therapiert.
Das können Sie selbst tun
Vor allem kleinere Blasensteine lassen sich auch mit bestimmten Hausmitteln auflösen. Bei kolikartigen Schmerzen oder Symptomen wie Fieber oder blutigen Urin sollten Sie hingegen umgehend ärztlichen Rat einholen.
Die meisten Hausmittel können auch präventiv angewendet werden, um einen erneuten Rückfall zu verhindern. Hierzu gehören vor allem eine ausgewogene Ernährungsweise sowie eine reichliche Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2,5 Liter über den Tag verteilt.
All das, was die Urinbildung anregt und somit die Ausschwemmung kleiner Harnsteine mit dem Urin fördert, kann hilfreich sein. Trinken Sie viel Wasser und Kräutertees. Bewegen Sie sich viel im Alltag und steigen Sie auch gerne Treppen!
Achtung:
Bei Menschen, die unter einem Harnverhalt leiden, können diese Hausmittel die Symptome unter Umständen noch weiter verschlimmern. Wenden Sie sich in einem solchen Fall bitte unbedingt an eine Ärztin oder einen Arzt und besprechen Sie gemeinsam die weitere Vorgehensweise.
Verzichten Sie auch auf übermäßigen Alkoholkonsum, denn auch dieser ist schädlich. Wer zur Bildung von Blasensteinen neigt, sollte auch beim Wasser auf die konkrete Zusammensetzung achten. Unter Umständen können magnesiumreiche Mineralwässer mehr Schaden als Nutzen bringen.
Bedenken Sie aber bitte immer, dass Hausmittel ihre Grenzen ab. Sollten sich die Beschwerden nicht bessern oder sich sogar noch weiter verschlimmern, ist der Gang zum Arzt unvermeidbar.
Wirksame Präventionsmaßnahmen
Urolithiasis (Harnsteine) und somit Blasensteine lassen sich effektiv vorbeugen, indem Sie auf regelmäßige körperliche Bewegung achten und Ihrem Körper zudem reichlich Flüssigkeit zuführen. Schränken Sie zudem den Verzehr oxalsäurereicher sowie purinreicher Nahrungsmittel ein, vor allem dann, wenn bei Ihnen eine Neigung zur Harnsteinbildung besteht.
Sie müssen diese Nahrungsmittel aber nicht vollständig meiden. Achten Sie generell auch auf eine salzarme und ballaststoffreiche Ernährung, die einen normalen Proteingehalt enthält und nicht aus zu vielen tierischen Produkten besteht.
Reich an Purinen sind Lebensmittel wie Meeresfrüchte, Fisch, Fleisch, Innereien wie etwa Leber, aber auch Linsen, Erbsen oder Bohnen.
Oxalsäurereich sind Nahrungsmittel wie Rhabarber, Mangold, Spinat, Kakao, Rote Bete, Schwarztee und Kaffee.