Tinnitus

Der medizinische Fachterminus „Tinnitus“ bedeutet übersetzt „Klingeln“ und verdeutlicht somit das Charakteristikum dieser Erkrankung: Die Betroffenen leiden nämlich immer wieder unter diversen Ohrgeräuschen wie Pfeifen, Brummen, Rauschen, Klopfen oder Summen. Das Rauschen im Ohr kann dabei sowohl einseitig wie auch beidseitig auftreten. Die Ohrgeräusche haben dabei meist keine äußere Schallquelle, halten sich aber teilweise hartnäckig und belasten die Betroffenen mitunter sehr stark.
Lesen Sie hier mehr über die Entstehungsmöglichkeiten eines Tinnitus, die Anzeichen sowie Ursachen und erfahren Sie, was sich gegen das Ohrensausen und das Ohrenklingeln tun lässt!
Das passiert bei einem Tinnitus
Fast jeder Mensch kennt lästige oder unangenehme Ohrgeräusche: Mal brummt und summt es, mal zischt und pfeift es für einige Sekunden oder Minuten im Ohr. Anschließend ist das Geräusch dann wieder vollständig verschwunden: Ein solches Phänomen ist völlig normal.
Ganz anders ist es hingegen, wenn das Ohrengeräusch – auch als Ohrenklingeln oder Ohrensausen bezeichnet – anhält oder immer wieder über einen längeren Zeitraum hinweg wahrnehmbar ist. In einem solchen Fall sprechen Medizinerinnen und Mediziner von einem Tinnitus – aus dem Lateinischen „tinnire“, was übersetzt so viel wie „klingen“, „schellen“ oder „klimpern“ bedeutet.
In den meisten Fällen sind die Geräusche im Ohr nur für die betroffenen Personen wahrnehmbar: In einem solchen Fall ist die Rede von einem subjektiven Tinnitus. Sind die Geräusche auch von der untersuchenden Ärztin oder dem Arzt wahrnehmbar, spricht man von einem objektiven Tinnitus. Dieser kommt aber deutlich seltener vor als die subjektive Form.
Die alltäglichen Beeinträchtigungen infolge eines Tinnitus erleben die betroffenen Personen in unterschiedlicher Art und Ausprägung. Für viele Betroffene sind die Ohrgeräusche erträglich und kaum wahrnehmbar, sie können also gut damit leben. Andere hingegen empfinden sie als einen großen Leidensdruck und eine massive Einschränkung ihrer Lebensqualität. In einem solchen Fall wird aus dem ursprünglichen Symptom „Tinnitus“ eine eigenständige Krankheit.
Die Geräusche im Ohr können anhaltend oder auch pulsierend (wiederkehrend) sein.
Die möglichen Ursachen eines Tinnitus sind vielfältig, jedoch bislang noch nicht abschließend geklärt. Auf der einen Seite gibt es Personen, bei denen es nach einem emotionalen Erlebnis, intensiven Stresszuständen oder starker Lärmbelastung zu einem Tinnitus kommt – zu Beginn beispielsweise in Form eines Hörsturzes, verbunden mit einer Hörminderung.
Auf der anderen Seite gibt es Personen, die das Ohrenrauschen erstmals nach einer körperlichen Erkrankung wie etwa einer Mittelohrentzündung wahrgenommen haben, oder wieder Andere, bei denen sich keine auslösende Situation erinnern lässt.
Das Ohrenklingeln sollte immer ernst genommen werden und vor allem sollten die betroffenen Personen einen Besuch bei der HNO-Ärztin oder dem HNO-Arzt keinesfalls aufschieben.
Grundsätzlich kann das Phänomen in jedem Lebensalter auftreten, es entwickelt sich tendenziell aber vermehrt mit fortschreitendem Lebensalter sowie mit beginnenden Hörschwierigkeiten. Die meisten Betroffenen sind zwischen 40 und 50 Jahren, wenn es bei ihnen zu einem Tinnitus kommt. Aufgrund der immer lärmintensiver werdenden Freizeitaktivitäten junger Menschen kann es aber auch schon vor dem 30. Lebensjahr zu einem Tinnitus kommen.
Die beiden Tinnitus-Hauptformen
Medizinerinnen und Mediziner differenzieren zwei Hauptformen, die sich vor allem auf die Dauer der Beschwerden beziehen:
Akuter Tinnitus
Treten die Beschwerden nicht länger als drei Monate auf, so ist in der Medizin die Rede von einem akuten Tinnitus.Chronischer Tinnitus
Dauert ein Tinnitus mehr als drei Monate an, geht er in die chronische Form über. Die Beschwerden können trotz einer oder mehrerer angemessenen Therapien über viele Jahre hinweg andauern. Einige der betroffenen Personen kommen mit den andauernden Ohrgeräuschen im Alltag gut zurecht und lernen, diese zu kompensieren.
Tinnitus Arten
Bei einem Tinnitus gibt es noch eine weitere wichtige Unterscheidung, nämlich zwischen einem subjektiven und einem objektiven Tinnitus:
Objektiver Tinnitus
Bei dieser Tinnitus-Form existiert eine tatsächliche physikalische Geräuschquelle im Körper der betroffenen Person, aus der sich das Ohrgeräusch entwickelt. So kann es beispielsweise sein, dass die Betroffenen die eigenen Blutströmungsgeräusche durch die Gefäße hören können. Vorkommen kann das zum Beispiel bei fehlgebildeten oder verengten Blutgefäßen (Gefäßstenosen, Tumor im Mittelohr) oder bei (z.B. muskelbedingten) Funktionsstörungen der Ohrtrompeten.Manchmal kann die untersuchende Ärztin oder der Arzt einen solchen Blutstrom durch verengte Arterien in Ohr-Nähe auch von außen wahrnehmen, etwa in Form eines pulsierenden Zischens oder Rauschens, oder einen Tumor im Mittelohr durch Einblick in den Gehörgang sehen. Die muskelbedingten Schallgeräusche lassen sich am ehesten durch eine sorgfältige Anamnese feststellen.
Diese Art des Tinnitus ist aber sehr selten und zeigt sich im Schnitt nur bei 0,1 % der Betroffenen.
Subjektiver Tinnitus
Bei dieser Tinnitus-Art liegt keine tatsächliche Schallquelle im Körper vor. Mehr als 99 % aller Tinnitus-Patienten leiden an dieser Form. Hier entstehen die Geräusche nicht im Ohr selbst bzw. in der unmittelbaren Umgebung, sondern sind vielmehr auf eine fehlerhafte Informationsbildung im Hörsystem zurückzuführen.Ähnlich wie bei einem Phantomschmerz gibt es keine reale körperliche Ursache für das Brummen, Pfeifen, Zischen und Fiepsen im Ohr. Es wird beschrieben als „Unfähigkeit nichts zu hören“. Ist die Ursache aber nicht bekannt, ist es dementsprechend auch schwer, die Ohrgeräusche erfolgreich zu beseitigen.
Hierzulande haben rund 25 % der Menschen schon einmal ein Ohrensausen wahrnehmen können, 13 % von ihnen sogar über einen längeren Zeitraum hinweg. Gemäß den Angaben der Deutschen Tinnitus-Liga, kurz DTL, leiden rund 1,5 Millionen Menschen in unserem Land unter einem mittelgradigen bis unerträglichen Tinnitus! Die akute Form kommt zwar häufiger vor, doch bei rund 340.000 Menschen geht ein akuter Tinnitus jedes Jahr in die chronische Form über.
Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich der Tinnitus im Kapitel „sonstige Krankheiten des Ohres“ unter der Nummer H93.1.
Tinnitus Schweregrade
In Abhängigkeit davon wie intensiv die Belastung infolge des Tinnitus für die Betroffenen ist, unterscheiden Medizinerinnen und Mediziner mehrere Schweregrade:
Schweregrad 1
In diesem Stadium ist der Tinnitus sehr gut kompensierbar und stört die Betroffenen in ihrer Alltagsführung nicht.
Schweregrad 2
Hier können die Betroffenen die Ohrgeräusche weitestgehend kompensieren. Bei Stille treten die Geräusche aber deutlicher in Erscheinung und auch unter Stressbelastungen oder in anderen belastenden Situationen wird der Tinnitus als störend empfunden.
Schweregrad 3
Hier sind die Tinnitus-Symptome für die Betroffenen eine anhaltende Belastung, sowohl im Beruf wie auch im Privatleben. Es kommt zu diversen Problemen im kognitiven, körperlichen und auch emotionalen Bereich. So leiden die Patientinnen und Patienten etwa unter Konzentrationsproblemen, Schlafstörungen, schmerzhaften muskulären Verspannungen, Migräne- und Kopfschmerzbeschwerden sowie unter einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Resignation.
Schweregrad 4
In diesem Stadium sind die Dauerbelastungen durch den Tinnitus so intensiv, dass die Lebensqualität der betroffenen Personen massiv eingeschränkt wird. Die Betroffenen sind beispielsweise nicht mehr in der Lage, ihren Beruf ordnungsgemäß auszuüben. Darüber hinaus ziehen sie sich auch mehr und mehr aus dem sozialen Umfeld zurück. In nicht seltenen Fällen leiden sie auch unter massiven psychischen Störungen wie etwa Depressionserkrankungen oder Ängsten.
Schweregrad 1 und 2 werden in der Medizin als „kompensierter Tinnitus“ bezeichnet: Das bedeutet, dass die Geräusche nicht zu psychischen Störungen führen.
Sind hingegen psychische Beeinträchtigungen die Folge, ist von einem dekompensierten Tinnitus die Rede: Das ist bei Schweregrad 3 und 4 der Fall.
Symptome
Streng genommen ist Tinnitus keine Erkrankung, sondern vielmehr ein Symptom, das durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden kann.
Ein Tinnitus kann sich dabei in Form von Geräuschen und Tönen unterschiedlichster Art bemerkbar machen, zum Beispiel in Form von Klingeln, Brummen, Pfeifen, Rauschen, Zischen oder Sägen. Dabei können die Geräusche kontinuierlich oder auch unterbrochen sein. Ebenso sind die Ohrgeräusche mal lauter und mal leiser und können darüber hinaus auch ihre Tonhöhe verändern.
Zahlreiche betroffene Personen erleben einen Tinnitus als sehr belastend, auch wenn er im Grunde keine gefährliche Erkrankung ist. Zum Teil kann es aber als Folge eines Tinnitus zu weiteren Symptomen und gesundheitlichen Problemen kommen, so beispielsweise:
Schlafstörungen
Reizbarkeit und innere Unruhe
Konzentrationsprobleme
Muskuläre Verspannungen im Halswirbelsäulenbereich
Muskelverspannungen im Bereich der Kau- und Kiefermuskeln
Zähneknirschen
Ohrenschmerzen
Benommenheit
Kopfschmerzen
Schwindelgefühle
Fehlhörigkeit (Dysakusis) wie verzerrter Höreindruck oder hallende Geräuschwahrnehmungen.
Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber lauten Geräuschen
Angstzustände
Depressive Verstimmungen und Depressionen.
Diese Begleiterscheinungen können in Kombination mit den Ohrgeräuschen für die Betroffenen zu einer großen Einschränkung der Lebensqualität werden und in schweren Fällen sogar zu einer Arbeitsunfähigkeit führen. So resultiert in vielen Fällen ein Teufelskreis, denn die begleitenden Symptome führen nur zu noch mehr Stress und können den Tinnitus dadurch wiederum verstärken.
Verlauf
Wie ein Tinnitus im Einzelfall genau verläuft, kann nicht genau vorhergesagt werden. Häufig können die Ohrgeräusche wieder verschwinden.
Ist der Tinnitus durch eine Hörminderung bedingt, kann der Tinnitus mitunter auch längere Zeit andauern oder sogar chronisch werden.
Bei einigen Tinnitus-Betroffenen wird zudem das Gehör wesentlich sensibler, z.B. in der akuten Phase. Im Fall einer solchen Schallüberempfindlichkeit (Hyperakusis) werden laute Umgebungen als sehr unangenehm empfunden.
Vor allem ein chronischer Tinnitus kann die Lebensqualität erheblich einschränken: Es kommt zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen und somit zu diversen Beeinträchtigungen im Lebensalltag. Manche Betroffenen isolieren sich immer mehr von ihren Mitmenschen und möchten immer weniger unternehmen. In einigen Fällen kann ein Tinnitus sogar eine Depressionserkrankung begünstigen, denn die betroffenen Personen fühlen sich dem Dauergeräusch im Ohr hilflos ausgeliefert, wobei unklar ist, ob nicht die Depressionserkrankung primär die stark negative Gewichtung des Tinnitus bedingt. (Henne-oder-Ei-Frage: was war zuerst da?!) Es kann sogar zu Appetitlosigkeit und Herzbeschwerden kommen.
Die Belastungen und Beschwerden, die ein chronischer Tinnitus mit sich bringt, können im Laufe der Zeit jedoch auch wieder gemindert werden. Gerade aus diesem Gesichtspunkt ist eine rechtzeitige Therapie besonders wichtig, da es ansonsten zu gravierenden Folgen kommen kann. So können Konzentrationsprobleme und eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit im schlimmsten Fall zu einer Arbeitsunfähigkeit führen.
Bei anhaltenden Beschwerden muss daher umgehend eine Hals-Nasen-Ohren-Ärztin- oder Arzt aufgesucht werden. Die Fachmedizinerinnern- und Mediziner sind spezialisiert auf diesem Fachgebiet und können entsprechende Therapiemöglichkeiten aufzeigen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen eines Tinnitus können sehr vielfältig sein. Bei vielen Betroffenen ist allerdings weder ein konkreter Auslöser noch eine Ursache nachweisbar: In der Medizin spricht man in einem solchen Zusammenhang von einem idiopathischen Tinnitus.
Die möglichen Ursachen eines subjektiven Tinnitus
Bei einem subjektiven Tinnitus kommen die unterschiedlichsten Auslöser infrage: Die Ursachen können hier von seelischen Belastungen bis hin zu sehr ernsthaften Krankheiten reichen:
Erhöhte Lärmbelastung
Altersschwerhörigkeit
Psychischer Druck, zum Beispiel in Form von Angst, Stressbelastungen oder Trauer
Hörsturz
Mittelohrentzündung (Otitis media)
Innenohrerkrankungen (Otitis interna, Labyrinthitis, z.B. durch bakterielle oder virale Infektionen wie Mumps, Borreliose oder Herpes Zoster (Gürtelrose))
Orthopädische Probleme zum Beispiel in der Hals- und Nackenwirbelsäule oder in den Kiefergelenken
Ohrtumore (Akustikusneurinome), Gehirntumore
Innenohrerkankung mit Drehschwindel (Morbus Menière)
Schädel-Hirn-Traumen
Otosklerose: Erkrankung des Knochens, der das menschliche Innenohr umgibt.
Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder auch Colitis ulcerosa
Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes mellitus oder Nierenkrankheiten
Herz-Kreislauf-Krankheiten wie Bluthochdruck, sowie Bluthochdruckmedikamente wie Betablocker
Innenohrschädigungen, z.B. durch Medikamente wie Chemotherapeutika, ASS in hoher Dosierung, Antibiotika (zB Gentamycin)
Ohrenschmalz und Ohrpfropf, starke Gehörgangsentzündung,
Rausch- und Genussmittel wie Nikotin, Alkohol, Cannabis oder Heroin
Die möglichen Ursachen eines objektiven Tinnitus
Diese Form des Tinnitus hat eine reale Schallquelle im Ohr oder in der Nähe des Ohres, also an Hals und Kopf:
Direkte Verbindungen zwischen Venen und Arterien, durch die das Blut mit einer hohen Geschwindigkeit strömen kann: Medizinerinnen und Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von arteriovenösen Fisteln.
Muskelzuckungen der Mittelohrmuskulatur oder Gaumensegel
Verengung der Halsschlagader (Karotis-Stenose) mit einer erhöhten Blutflussgeschwindigkeit
(meistens) gutartige Venenwandtumore
Fehlerhaft geöffnete Verbindung zum Rachen- und Ohr-Raum (Tubenöffnung). Dieser Vorgang ist zum Beispiel für den Druckausgleich unter Wasser sehr wichtig.
Die Suche nach der konkreten Tinnitus-Ursache ist für die Medizinerinnen und Mediziner also alles andere als einfach, denn die Auslöser für das Ohrensausen sind sehr verschieden und breit gefächert.
Therapie
Wie die konkrete Tinnitus-Behandlung aussieht, hängt vor allem von der zugrunde liegenden Ursache ab.
Gibt es den Verdacht auf einen Auslöser, so muss zunächst einmal dieser angemessen behandelt werden, so etwa eine Hörstörung durch Versorgung mit Hörgeräten. Kann die auslösende Erkrankung mit Erfolg therapiert werden, verschwindet in der Regel auch der Tinnitus wieder.
Therapie eines akuten Tinnitus
Bei einem akuten subjektiven Tinnitus ohne eine klare Ursache und ohne eine massive Einschränkung für die Betroffenen kann zunächst zwei bis drei Tage lang abgewartet werden. Unter Umständen kommt es zu einer spontanen Verbesserung der Ohrgeräusche. Das kann zum Beispiel ein Fiepen im Ohr nach einem lauten Konzert sein.
Beeinträchtigt der Tinnitus die betroffene Person von Beginn an stark, so wird im Allgemeinen eine Kortison-Behandlung eingeleitet, denn diese Arzneistoffe wirken zum einen abschwellend und zum anderen entzündungshemmend. Kortison kann als Tablette, Infusion in die Armvene oder in selten Fällen sogar im Mittelohr direkt gegeben werden. Dies sollte im Gespräch gemeinsam mit der Ärztin bzw. dem Arzt besprochen werden.
Gibt es einen Verdacht auf einen Auslöser, muss eine ursächliche Therapie eingeleitet werden, so zum Beispiel:
Ausgeprägte Hörstörung sollte mit Hörgeräten versorgt werden
Therapie mit Blutdrucksenkern, wenn der Tinnitus im Zusammenhang mit einem zu hohen Blutdruck steht.
Gegebenenfalls durchblutungsfördernde Medikamente, wenn die Ursache der Ohrgeräusche im Innenohr vermutet wird, z.B. Ginkgo-Präparate.
Physiotherapeutische Therapien sind besonders dann sinnvoll, wenn orthopädische Funktionsstörungen wie etwa Fehlstellungen der Halswirbelsäule für den Tinnitus verantwortlich sind.
Kieferorthopädische Behandlung, um Gebissfehlbildungen oder Kiefergelenksbeschwerden zu korrigieren, die Ohrgeräusche hervorrufen können.
Auch im Fall eines objektiven Tinnitus muss die zugrunde liegende Ursache nach Möglichkeit adäquat behandelt werden.
Therapie eines chronischen Tinnitus
Bei einem chronischen Tinnitus, der länger als drei Monate andauert, richtet sich die Therapie nach der Ausprägung der Belastung und eventuell vorhanden Begleitsymptomen. Es sollte eine Schädigung der Hörbahn, z.B. durch einen Tumor o.Ä. ausgeschlossen werden. Dies kann z.B. mittels einer MRT-Aufnahme des Schädels erfolgen.
Die weitere Therapie zielt beim chronischen Tinnitus darauf ab, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Counseling:
Die Betroffenen sollten zeitnah von einer Ärztin bzw. einem Arzt untersucht und beraten werden. Ziel dieses Beratungsgespräches ist die Vermittlung von Wissen über Zusammenhänge wie seelische Belastung, Hörminderung, Fokussierung auf das Ohrgeräusch, im Gegensatz dazu realistische Heilungserwartungen, Akzeptanz und das mögliche Vergessen des Tinnitus. Auch das Erlernen von Möglichkeiten zur Ablenkung und Stressbewältigung können besprochen werden.
Psychotherapie:
Bei ausgeprägtem Leidensdruck sollte das ärztliche Counseling durch eine psychotherapeutische bzw. verhaltenstherapeutische Behandlung ergänzt werden! Hier lernen die Betroffenen, sich an die Ohrgeräusche zu gewöhnen, um sie immer weniger wahrzunehmen. Zusätzlich kann sich eine solche Therapie auch psychisch gut auf den Alltag auswirken.
Damit eine solche Therapie allerdings erfolgversprechend ist, müssen sich die Betroffenen darauf einlassen. Dies kann ambulant, teilstationär oder stationär erfolgen.
Hörgeräte
Bei einem bestehenden Verlust des Hörvermögens können sich Hörgeräte positiv auf den Tinnitus auswirken.
Medikamente und Supplemente oder Akupunktur
Einige Mittel wie etwa Ginkgo-Präparate oder Nahrungsergänzungsmittel können gemäß der aktuellen Patientenleitlinie aus dem Jahr 2021 einen chronischen Tinnitus nicht verbessern.
Auch für die Wirksamkeit einer Akupunkturbehandlung gibt es bislang keinen wissenschaftlichen Nachweis, jedoch lassen sich dadurch Verspannungen und Schmerzen oftmals gut lindern.
Bei weiteren zugrundliegenden Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen kann deren medikamentöse Einstellung mittels Psychopharmaka jedoch eine Besserung des Tinnitus erreichen.
Musiktherapie bei Tinnitus
Die Musiktherapie verfolgt das Ziel, das Gehör der betroffenen Patienten anhand von bewusst gehörten Klängen neu zu schulen. Vertraute oder geliebte Musikstücke rufen positive Erinnerungen in den Betroffenen hervor. Dabei wird die Musik auf die Tinnitus-Frequenz abgestimmt. Auch die Wirksamkeit der Musiktherapie ist nicht wissenschaftlich ausreichend belegt, sie wird dennoch teilweise von den Krankenkassen bezahlt.
Das können Sie selbst tun
Bei einem Tinnitus gibt es viele wertvolle Selbstmaßnahmen, die betroffene Personen ergreifen können, um die Tinnitus-Therapie erfolgreich zu unterstützen, so beispielsweise:
Vermeiden Sie möglichst Stille: Die unangenehmen Ohrgeräusche können nämlich von den Betroffenen im Allgemeinen in einer stillen Umgebung noch besser wahrgenommen werden. Je ruhiger es um sie herum ist, desto mehr fokussieren sich die Patientinnen und Patienten auf den Tinnitus. Leise Musik, Zimmerbrunnen o.Ä. helfen hingegen dabei, dass die Ohrgeräusche nicht so intensiv wahrgenommen werden.
Achten Sie aber darauf, sich keinem unnötigen Lärm auszusetzen.
Bei zu starken Lärmbelastungen sollten Ohrenstöpsel getragen werden.
Sofern möglich, vermeiden Sie Stress: Gut geeignet sind Autogenes Training, Yoga, Mediationen, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen oder auch Achtsamkeitsübungen. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft kann Stress ebenfalls sehr gut entgegenwirken.
Verzichten Sie auf Genussmittel wie Alkohol oder Nikotin.
Trinken Sie ausreichend: Pro Tag sollten mindestens zwei bis drei Liter Flüssigkeit getrunken werden. Besonders geeignet sind hier Wasser oder ungesüßte Kräuter- und Früchtetees.
(Probieren Sie eine kleine Ohrmassage aus, um die Durchblutung anzuregen. Hierfür den Zeige- und Mittelfinger hinter das Ohr legen und sanft massieren.)
Ein gesunder Lebensstil bestehend aus ausreichend Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung trägt zum allgemeinen Wohlbefinden bei und fördert die Gesundheit.
Suchen Sie sich Selbsthilfegruppen, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Oftmals können hier Ratschläge und auch Tipps helfen, mit der Situation zurechtzukommen.
https://www.tinnitus-liga.de/pages/tinnitus-sonstige-hoerbeeintraechtigungen/tinnitus.php
https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/tinnitus/was-ist-ein-tinnitus.html
https://flexikon.doccheck.com/de/Tinnitus
https://www.infomedizin.de/krankheiten/tinnitus/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/quaelgeist-im-ohr-129892/seite/alle/
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