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Andere Angststörungen

von DoctorBox |
begutachtet von Dr. med. Regina Grabow-Schlesinger |
Frau mit Angststörungen sitzt mit dem Kopf in den Händen bei ihrem Therapeuten.
ICD-Code: F41.-

Angst ist ein wichtiger Schutzmechanismus, doch wenn die Angst alles überschattet und prägt, kann sich eine Angststörung entwickeln. Erfahren Sie in diesem Artikel, was konkret hinter einem dauerhaft vorhandenen Angstgefühl oder einer Panikattacke steckt und wie Sie sich von der inneren Anspannung lösen können.

Angst ist eines der am tiefsten verwurzelten menschlichen Emotionen. In diesem Zustand sind wir höchst sensibel, umsichtig, aufmerksam und reaktionsbereit. Angst lässt uns Gefahren schneller erkennen und kann somit lebensrettend sein. Das Leben hält für jeden Menschen viele verschiedene Situationen bereit, die zu existenziellen Ängsten führen können, so beispielsweise, wenn es um finanzielle Sorgen, um den Verlust des Arbeitsplatzes oder den Tod eines geliebten Menschen geht.

Jeder Mensch verspürt Angst in unterschiedlichen Intensitäten und ist mit verschiedenen Angstarten konfrontiert. Der Übergang zwischen normaler und krankhafter Angst ist dabei oftmals fließend. Ist diese Grenze überschritten, entwickeln sich verschiedene Angststörungen, die das Leben und die Gefühle der betroffenen Menschen dauerhaft stark belasten können.

Gehäufte stressbedingte Belastungssituationen können verschiedene Ängste hervorrufen, ebenso dramatische Umstände wie zum Beispiel schwere Krankheiten. Durch eine Panikattacke, eine Phobie oder auch eine generalisierte Angststörung können tatsächliche Angsterkrankungen entstehen. Erfahren Sie hier mehr über angemessene Angst und krankhafte Angststörungen und wie sich Angstzustände erfolgreich behandeln lassen.

Das passiert bei einer Angststörung

Jeder von uns ist manchmal ängstlich oder hat tatsächlich Angst! Das ist auch gut so, denn Angst warnt uns Menschen vor diversen Gefahren. Sie ist wie eine „körperinterne Alarmanlage“, die eine sehr wichtige Schutzfunktion erfüllt. Angst schützt uns in gefährlichen Lebenssituationen davor, unachtsam und unbedacht zu handeln. Auch Ängste und Sorgen um die Zukunft, um unsere Lieben oder um den Arbeitsplatz sind völlig normal und bewahren uns davor, Unüberlegtes zu tun und infolgedessen vielleicht in eine schwierige Lebenslage zu geraten.
Wenn solche Ängste aber die Überhand gewinnen, können sie zu einer massiven Belastung werden. Die Betroffenen sind gefangen in einem Sorgenkarussell und gelangen schließlich an einen Punkt, an dem sie sich permanent Sorgen machen – und zwar praktisch um alles.

Eine Angststörung besteht dann, wenn Angstreaktionen in Situationen auftreten, die im Grunde ungefährlich sind. Die Angst der betroffenen Person steht also in keinem angemessenen Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr. Die Betroffenen erleben ihre Angst dennoch physisch wie auch psychisch sehr intensiv. Sie erkennen vielleicht, dass ihre Angstgefühle unbegründet oder sogar unangemessen sind, doch sie sind dennoch nicht in der Lage, ihre Angst abzuschalten oder zu kontrollieren.

Die Angstgefühle kommen immer wieder auf. Das kann konkrete Auslöser haben oder ohne einen bestimmten Grund geschehen. In manchen Fällen können Angststörungen zur Folge haben, dass sich die Betroffenen komplett zurückziehen. Angststörungen können also in die soziale Isolation und auch in die Arbeitsunfähigkeit führen. 

Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, finden sich Angststörungen im Kapitel „Andere Angststörungen“ unter den Nummern F41-F.41.9.

Welche Arten von Angststörungen gibt es?

Es können unterschiedliche Angstformen unterschieden werden, je nachdem welcher Auslöser dahintersteckt:

Angststörungen mit einem konkreten Auslöser – spezifische Ängste 

Bei einigen Angststörungen sind die Angstreaktionen der betroffenen Personen mit einem konkreten Auslöser verbunden. Diese Angststörungen werden als Phobie bezeichnet. Phobien werden grundsätzlich von bestimmten Situationen oder Objekten hervorgerufen. Experten unterscheiden drei Hauptformen phobischer Angststörungen, nämlich die soziale Phobie, die Agoraphobie und die spezifischen Phobien. 

Diese Phobien belasten die Betroffenen stark und schränken sie maßgeblich in ihrer Lebensqualität ein. Die unterschiedlichen Phobie-Arten können alleine, aber auch in Kombination miteinander auftreten.

  • Spezifische Phobien wie zum Beispiel Arachnophobie (Angst vor Spinnen), Trypanophobie (Spritzenangst), Aviophobie (Flugangst), Klaustrophobie (Platzangst).

    Eine gewisse Angst vor bestimmten Situationen, Gegenständen, Tätigkeiten oder Tieren ist nicht ungewöhnlich. Diese Angst ist eine natürliche Reaktion auf unterschiedliche Situationen, die unter Umständen unsere Sicherheit gefährden könnten. Einige Menschen empfinden jedoch eine ungeheuer große Angst, wenn sie eine Spinne sehen, eine Spritze bekommen müssen oder in einem Flugzeug sitzen. Sie malen sich eine unglaublich große Gefahr aus und steigern sich extrem in die entsprechende Situation hinein. In einigen Fällen reicht bereits der bloße Gedanke an den konkreten Angstauslöser aus, um die Angstreaktion in Gang zu bringen. Menschen, die unter solchen spezifischen Phobien leiden, sind sich oft im Klaren darüber, dass ihre Ängste für andere Mitmenschen unverständlich und übertrieben sind. Dennoch können sie ihren eigenen emotionalen Zustand nicht unter Kontrolle bekommen.

    Spezifische Phobien stehen in einer engen Verbindung mit Panikattacken. Eine Panikattacke ist eine Episode intensiver Angst. Sie beginnt plötzlich, erreicht nach wenigen Minuten ihr Maximum und klingt nach rund 20-30 Minuten wieder ab. Kommt es zu einer solchen Panikattacke, verspüren die Betroffenen intensive, erdrückende Körperempfindungen wie zum Beispiel Herzrasen, Übelkeit, Schwindelattacken, Schmerzen im Brustbereich, Schweißausbrüche oder einen Würgereiz.

    Spezifische Phobien lassen sich allgemein in folgende Kategorien klassifizieren:

    Tiere: Angst vor Spinnen, Hunden, Schlangen, o. Ä.

    Umwelt: Angst vor Naturkatastrophen, vor Gewitter, Hagel, Blitz

    Verletzungen: Angst vor Spritzen, vor Blut oder sonstigen medizinischen Maßnahmen

    Situationen: Angst vor dem Autofahren, vor Fahrstühlen, Brücken, usw.

    Sonstiges: Angst vor dem Ersticken, vor Brechreiz, usw.

    Ein Mensch kann unter mehr als nur einer spezifischen Phobie leiden.

  • Agoraphobie
    (Angst vor großen Menschenansammlungen und öffentlichen Plätzen)

    Unter dieser Phobie fällt die Angst vor bestimmten Orten oder Situationen, die einem das Gefühl vermitteln, dass es alles andere als einfach ist, diesem Ort zu entkommen. Die Betroffenen haben Angst, im Fall einer Panikattacke keine Hilfe bekommen zu können. Aus diesem Grund meiden sie solche Situationen und Orte, was häufig zu einer starken sozialen Isolation führt.
    Die Namensbezeichnung stammt aus der griechischen Sprache: „Agora“ bedeutet übersetzt „Marktplatz“, „Phobie“ bedeutet übersetzt „Furcht“. Die betroffenen Menschen haben eine große Furcht vor öffentlichen Plätzen mit großen Menschenansammlungen. Aus diesem Grund wird die Agoraphobie häufig auch „Platzangst“ genannt. Die Platzangst sollte jedoch nicht mit der Raum-Angst, der sogenannten Klaustrophobie verwechselt werden. Hier fürchten sich die Betroffenen vor geschlossenen und engen Räumen.

    Auch die Agoraphobie kann in engen Räumen auftreten, doch die betroffenen Menschen haben keine Angst vor der Geschlossenheit oder der Enge eines Raumes. Vielmehr dominiert die Angst, im Notfall von dort nicht fliehen zu können oder keine adäquate Hilfe zu erhalten. Wenn sie sich also in einem solchen Raum aufhalten, dann immer in Nähe des Ausgangs.

    Im Vergleich zu anderen Angststörungen bezieht sich die Agoraphobie nicht auf ein bestimmtes Objekt oder eine gewisse Situation. Die Agoraphobie kann an vielen unterschiedlichen Oren auftreten, wie etwa im Theater, im Bus oder in der Kirche. Ohne eine professionelle Therapie führt die Agoraphobie zu massiven Einschränkungen der Lebensqualität. Einige Betroffene trauen sich überhaupt nicht mehr aus ihrem Haus oder sind permanent auf eine Begleitung angewiesen.

    Die Angst der Betroffenen kann sich zu einer Panikattacke aufbauen, also einer Agoraphobie mit Panikstörung.

  • Soziale Phobie
    (Angst vor Situationen, bei denen man selbst im Fokus der Aufmerksamkeit steht, zum Beispiel bei öffentlichen Reden vor anderen).

    Die betroffenen Menschen haben Angst vor verschiedenen Situationen, in denen sie selbst im Mittelpunkt stehen, so beispielsweise bei öffentlichen Reden oder in Meetings. Sie fühlen sich von ihren Mitmenschen beobachtet und fürchten das Urteil der anderen. Sie haben große Angst, etwas Falsches zu sagen, zu tun oder sich allgemein vor den anderen lächerlich zu machen. Ihr gesamtes Verhalten, beispielsweise die Gangart, die Art zu sprechen oder zu essen bzw. sichtbare Angstanzeichen wie etwa Erröten, Zittern oder Schwitzen sind den Betroffenen peinlich.
    Die Soziophobie bezieht sich also vorrangig auf Situationen, in den man von andere angesehen und bewertet werden könnte, so zum Beispiel bei einem Vortrag oder beim Essen in einem Restaurant. Die soziale Phobie kann sich aber auch in solchen Lebenssituationen zeigen, in denen man erst Kontakt zu anderen Mitmenschen aufnehmen muss oder möchte, beispielsweise bei einem Gespräch mit einer fremden Person.

    Auch hier kommt es zu physischen Angstreaktionen wie zum Beispiel Übelkeit, Durchfall, Herzrasen oder muskuläre Anspannung). Wer an einer solchen Soziophobie leidet, hat oft große Schwierigkeiten, einen Partner oder eine Partnerin zu finden bzw. einen Beruf auszuüben. Die Betroffenen ziehen sich mehr und mehr aus dem sozialen Leben zurück.

Angststörungen ohne einen konkreten Auslöser – unspezifische Ängste

Es gibt Angststörungen, denen kein konkreter Auslöser zugrunde liegt. Es gibt also keinen klaren Anhaltspunkt für eine reale Gefahr.

  • Panikstörung
    Diese Angststörung tritt anfallsartig auf und wird auch von starken körperlichen Reaktionen begleitet wie zum Beispiel Herzrasen, Schweißausbrüche oder Schwindelattacken.
    Die Panikattacke kommt aus dem Nichts, ohne erkennbaren Grund. Die Betroffenen haben gar keine Erklärung, weshalb sie plötzlich von ihrer Angstreaktion so überwältigt und überrollt werden.
    Die meisten Menschen, die von einer solchen Panikstörung betroffen sind, haben Angst, die Kontrolle verlieren zu können und „verrückt“ zu werden. Häufig nehmen sie sich während einer solchen Panikattacke als unrealistisch und unwirklich wahr: Experten sprechen hier von einer sogenannten Depersonalisation.
    In nicht wenigen Fällen kommt es bei den betroffenen Personen auch zu „Katastrophengedanken“, die ihre Ängste nur noch mehr verstärken. Dabei werden physische Anzeichen falsch gedeutet, sodass die Betroffenen glauben, einen Herzinfarkt zu erleiden oder gleich in Ohnmacht zu fallen.

    Wie intensiv diese Symptome ausgeprägt sind, ist von einem Menschen zum nächsten ganz unterschiedlich. Für die Betroffenen selbst fühlen sich diese Symptome jedoch als sehr kräftezehrend und stark an. Dementsprechend sind sie auch nach einer solchen Panikattacke vollkommen erschöpft und ausgelaugt. Die stetige Angst vor der nächsten Panikattacke führt zudem bei vielen Betroffenen zu Schlafstörungen.

    Wenn die Panikstörungen immer häufiger auftreten, fokussieren sich die Betroffenen immer stärker auf die auftretenden Symptome. Sie warten regelrecht darauf, dass sich die Angstreaktionen wieder bemerkbar machen. Es kommt zu einem wahren Teufelskreis der Angst und es entsteht eine sogenannte Phobophobie, eine „Angst vor der Angst“.
    Infolgedessen beginnen die Betroffenen Situationen und Orte zu vermeiden, die unter Umständen eine solche Panikstörung auslösen könnten. Sie ziehen sich allmählich mehr und mehr aus dem alltäglichen Leben zurück, was zu Schwierigkeiten im Berufsalltag, aber auch in der Partnerschaft und Familie führt. Die Panikstörung – von Experten auch als Panik-Syndrom bezeichnet – beeinträchtigt also das Leben der Betroffenen sehr stark.

  • Generalisierte Angststörung (GAS)
    Hier kommt es immer wieder zu unbegründeten Ängsten, beispielsweise die Angst, dass einem selbst oder den eigenen Lieben etwas Schlimmes passieren könnte.

    Die betroffenen Personen sind sehr besorgt und angespannt im Alltag. Die Sorgen beziehen sich dabei auf unterschiedliche Lebensbereiche, um die sich jeder Mensch hin und wieder mal Sorgen macht, so beispielsweise darauf, selbst schwer erkranken zu können oder darauf, dass geliebte Angehörige einen schweren Unfall erleiden könnten. Im Fall einer generalisierten Angststörung sind diese Sorgen sehr stark ausgeprägt, sodass die Betroffenen in ihrer alltäglichen Lebensführung beeinträchtigt. Sind. Die Angststörung gewinnt die Überhand, auch wenn keine tatsächliche Gefahr gegeben ist. Trotzdem sind die betroffenen Menschen nicht mehr in der Lage, ihre Sorgen und angstvollen Gedanken zu beherrschen.

Symptome

Klassische Symptome der Phobie

Das Leitsymptom einer Phobie ist immer eine übermäßige und überzogene Angst vor bestimmten Gegenständen, Situationen oder Orten. Diese Angstauslöser werden von den Betroffenen auch konsequent gemieden. Hinzu gesellen sich weitere psychische Symptome, insbesondere aber auch körperliche Beschwerden wie Herzklopfen, Herzrasen und Atemnot.
In schlimmen Fällen kann es bei den Betroffenen sogar zu einer Todesangst kommen.

Für eine gesicherte Diagnose einer spezifischen Phobie müssen gemäß der ICD-10 Klassifikation folgende Symptome gegeben sein:

  • Deutliche Furcht der Betroffenen vor einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt.

  • Vermeidungsverhalten der Betroffenen: Die jeweilige Situation oder das Objekt werden konsequent gemieden.

  • Bei der entsprechenden Angst handelt es sich weder um eine Soziophobie (soziale Phobie) noch um eine Agoraphobie.

  • Zu Beginn der Angststörung zeigen sich in den gefürchteten Situationen mindestens zwei physische Symptome. Davon muss mindestens eines der Symptome aus dem vegetativen Symptomkomplex vorhanden sein, so etwa Herzklopfen, Zittern, Schweißausbrüche, Schwindel oder Mundtrockenheit.

Klassische körperliche Symptome einer Phobie
  • Atemprobleme

  • Schmerzen und Missempfindungen im Brustkorbbereich

  • Gefühl der Beklemmung

  • Unwohlsein

  • Übelkeit

  • Hitzewallungen

  • Kälteschauer

  • Kribbelgefühle

Klassische psychische Symptome einer Phobie
  • Schwindelgefühle

  • Unsicherheit

  • Benommenheit

  • Schwächegefühl

  • Depersonalisation: Die Betroffenen haben das Gefühl, nicht wirklich da zu sein.

  • Derealisation: Die entsprechende Situation oder der Ort scheinen unwirklich

  • Angst vor Kontrollverlust

  • Angst, verrückt zu werden

  • Todesangst

  • Gefühl der vollkommenen Hilflosigkeit

Klassische Symptome der Panikstörung

Die Panikstörung kennzeichnet sich durch plötzlich auftretende, unerwartete und immer wiederkehrende Panikattacken. Hierbei verbinden sich körperliche Symptome mit einem unglaublich starken Angstgefühl sowie Katastrophengedanken. Eine solche Panikattacke kann von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden andauern.

Körperliche Symptome von Panikattacken
  • Schwindelgefühle

  • Zittern

  • Übelkeitsbeschwerden

  • Herzklopfen

  • Herzrasen

  • Atemprobleme

  • Gefühl der inneren Beklemmung

  • Brustschmerzen

  • Schweißausbrüche

  • Kribbelgefühle und Taubheitsgefühle

  • Kälteschauer

  • Hitzegefühle

Diese deutlichen körperlichen Anzeichen lassen oft den Verdacht entstehen, dass die Betroffenen an einem Herzinfarkt oder einer sonstigen akuten Erkrankung leiden könnten.

Psychische Symptome von Panikattacken
  • Angst vor Kontrollverlust

  • Angst davor, den eigenen Verstand zu verlieren

  • Angst zu versterben

  • Katastrophengedanken

  • Massive Angstgefühle

  • Entfremdungsgefühl gegenüber der eigenen Person.

Klassische Symptome einer generalisierten Angststörung (GAS)

Eine gesicherte Diagnose kann dann gefällt werden, wenn eine starke Anspannung und Besorgnis bezüglich alltäglicher Dinge über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten bestehen. Darüber hinaus müssen bestimmte körperliche und psychische Symptome vorliegen:

  • Schweißausbrüche

  • Herzklopfen

  • Magenkribbeln

  • Schwindelattacken

  • Angst davor, verrückt werden zu können

  • Muskuläre Verspannungen

  • Hitzegefühle und Kälteschauer

  • Konzentrationsprobleme

  • Erhöhte Reizbarkeit

  • Schlafstörungen.

Verlauf

Wie sich eine Angststörung konkret entwickelt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, so beispielsweise:

  • um welche Art der Angststörung es sich im Einzelfall konkret handelt.

  • wie ausgeprägt die Angststörung beim Betroffenen ist.

  • ob die betroffene Person sich in Therapie befindet.

  • wie lange die Angststörung nun schon besteht.

Eine Agoraphobie entwickelt sich beispielsweise über mehrere Jahre hinweg.  Die davon betroffenen Menschen zeigen ein sehr ausgeprägtes Vermeidungsverhalten, was in Einzelfällen sogar dazu führen kann, dass sie aufgrund ihrer Ängste das heimische Umfeld überhaupt nicht mehr verlassen.
Auch soziale Phobien können im Fall einer fehlenden Therapie chronisch werden und zur völligen Isolation von der Außenwelt führen.
Bei spezifischen Phobien wie beispielsweise der Angst vor Spinnen oder vor dem Fliegen hängt die Prognose wesentlich vom Lebensalter der betroffenen Person ab. Phobien, die in der Kindheit erworben wurden, klingen häufig auch ohne eine spezifische Therapie wieder ab. Bei erwachsenen Menschen braucht es hingegen eine Psychotherapie, um die Phobie erfolgreich zu eliminieren.

Eine Panikstörung besteht unbehandelt auch über viele Jahre fort- und zwar in unterschiedlicher Intensität. Ebenso kann die generalisierte Angststörung über Jahre oder sogar über Jahrzehnte andauern, wenn sie nicht adäquat therapiert wird.

Für die Betroffenen selbst ist oftmals nicht die Angst die große Belastung im Alltag, sondern vielmehr die damit verbundenen Konsequenzen. Abhängig von der Ausprägung sowie der Art der Angststörung kann das Leben des Einzelnen massiv beeinträchtigt sein. Einige Menschen sind überhaupt nicht mehr in der Lage, ihrer Arbeit nachzugehen. Andere fliegen nicht mehr in den Urlaub und wieder andere isolieren sich in den eigenen vier Wänden. Durch die fehlenden Sozialkontakte kommt es oft zu Depressionserkrankungen, Medikamentenmissbrauch oder Alkoholsucht.

Ursachen und Risikofaktoren

Wie Angststörungen konkret entstehen, ist bis dato noch nicht abschließend geklärt. Experten vermuten jedoch ein Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren. Zu diesen gehören beispielsweise:

  • Genetische Prädisposition: Leidet ein Elternteil unter einer Angststörung, so besteht ein erhöhtes Risiko, selbst eine solche zu entwickeln. Hier spielen aber auch die individuellen alltäglichen Lebensbedingungen eine Rolle.

  • Veränderungen in manchen Hirnregionen, beispielsweise in der Hirnrinde, im Hirnstamm oder im limbischen System.

  • Veränderungen im Gehirnstoffwechsel: Verschiedene akute Belastungen bewirken über die HHN-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse) eine Freisetzung von Stresshormonen wie etwa Cortisol oder Adrenalin.

  • Innere Konflikte: Eine massive Angst kann infolge eines unbewussten inneren Konflikts auftreten, beispielsweise im Hinblick auf eine Bindung zu einem anderen Menschen.

  • Lernvorgänge und Denkprozesse: Erfahrungen, die bestimme Ängste auslösen und somit zu einem Vermeidungsverhalten führen, spielen eine große Rolle. Auch das sogenannte „Lernen am Modell“ ist von großer Bedeutung: Wenn Menschen in unserem nahen Umfeld ein Angstverhalten vorleben, wird dieses zum Teil übernommen, was teilweise die eigenen Ängste auch noch verstärkt.

Therapie

Je früher Betroffene eine angemessene Therapie beginnen, desto besser sind die Heilungsaussichten. In den meisten Fällen lassen sich Angststörungen nämlich sehr gut behandeln. Eine Behandlung muss sich immer an der Art einer Angststörung sowie deren Ausprägung orientieren. Auch die Wünsche und Vorstellungen des betroffenen Patienten spielen eine wichtige Rolle.

  • Psychotherapeutische Behandlung von Angststörungen

    In erster Linie hat sich die kognitive Verhaltenstherapie bei der Behandlung von Angststörungen bewährt. Die kognitive Verhaltenstherapie vertritt die Grundannahme, dass sich Gedanken, Verhaltensweisen und Emotionen eines Menschen gegenseitig beeinflussen. Wie eine Person etwas bewertet, hängt maßgeblich von den eigenen Erfahrungen ab, die dieser Mensch in seiner Vergangenheit gemacht hat. Bestimmte Lebenserfahrungen und Lebensereignisse können dazu führen, dass ein Mensch ungünstige oder gar fehlerhafte Überzeugungen ausbildet.

    In der kognitiven Verhaltenstherapie soll der Patient verstehen, inwiefern sich sein Verhalten, sein Denken und Fühlen gegenseitig beeinflussen. Der Betroffene blickt also tiefer und erkennt, welche Verhaltensweisen und Denkprozesse zur Aufrechterhaltung der Angst führen.

    Auch das sogenannte Expositionsverfahren ist ein wichtiger Therapiebaustein. Unter Anleitung und Begleitung eines professionellen Therapeuten begibt sich der Angstpatient in die gefürchtete Situation – zunächst einmal in der Vorstellung und anschließend in der Realität. Das Ziel dieser Therapiemethode ist, so lange in der entsprechenden angstauslösenden Situation zu bleiben, bis die Furcht spürbar nachlässt.
    Ist ein Expositionsverfahren nur schwer oder gar nicht möglich – zum Beispiel bei einer Flugangst – kommt auch eine virtuelle Realität-Exposition zur Anwendung. Anstatt der realen Situationen – in unserem Beispiel im Flugzeug zu sitzen – erlernt der Patient in einer virtuellen Umgebung den Angstabbau.

  • Psychodynamisches Therapieverfahren

    Zu diesem Therapiebaustein gehört eine tiefenpsychologisch sowie analytisch fundierte Psychotherapie.
    Der Grundansatz ist dabei folgender: Alles, was ein Mensch tut, denkt oder fühlt, wird von unbewussten Lebenserfahrungen beeinflusst. Dementsprechend können (unbewusste) innere Konflikte, die beispielsweise in der Kindheit entstanden sind, sich im Erwachsenenalter in einer Angststörung äußern.
    In der psychodynamischen Behandlung ermittelt der Therapeut mit dem Angstpatienten in gemeinsamen Gesprächen den zugrunde liegenden Konflikt. Anschließend wird dieser aufgearbeitet.

  • Medikamentöse Therapie von Angststörungen

    Auch bestimmte Arzneimittel können zur Behandlung von Angststörungen zur Anwendung kommen. In den meisten Fällen werden Antidepressiva eingesetzt, die gleichzeitig eine angstlösende Wirkung haben. In diesem Zusammenhang sollte man jedoch wissen, dass es mindestens zwei Wochen lang dauert, bis diese Arzneimittel ihre volle Wirkung entfalten.

    Soll ein Soforteffekt erzielt werden, weil die vorhandene Angststörung beispielsweise sehr einschränkend und groß ist, so kann auf sogenannte Anxiolytika (aus der Familie der Benzodiazepine) zurückgegriffen werden. Anxiolytika sind spezielle medikamentöse Angstlöser, die vor allem bei schweren Angstzuständen eingesetzt werden und wenn andere therapeutische Maßnahmen keine ausreichende Wirkung erzielen können. Aufgrund des hohen Abhängigkeitspotenzials werden diese Medikamente jedoch nur für einen vorübergehenden Zeitraum verabreicht.

    Zur Behandlung von Angststörungen wie beispielsweise einer Agoraphobie oder einer Panikstörung werden voll allem selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) eingesetzt, aber auch trizyklische Antidepressiva (TZA) bzw. selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI).

    Der Einsatz solcher Medikamente beruht auf der Grundannahme, dass bei Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen oder Angststörungen ein Mangel an bestimmten hormonellen Botenstoffen im Hirn eine zentrale Rolle spielt. Zu diesen sogenannten Neurotransmittern gehören Dopamin, Serotonin sowie Noradrenalin. Die Antidepressiva sorgen schließlich dafür, dass der Level dieser Botenstoffe ansteigt und die Neurotransmitter ihre volle Wirkung entfalten können.

    Nach einer solchen medikamentösen Angststörungsbehandlung spüren viele Patienten Absetzsymptome, die auch über eine längere Zeitspanne hinweg andauern können. Um solche Beschwerden zu vermeiden, sollte das jeweilige Arzneimittel nicht ruckartig abgesetzt, sondern schrittweise ausgeschlichen werden.
    Bei sehr starken Angststörungen und Panikstörungen verschreiben Mediziner manchmal Benzodiazepine. Sie zählen zur medikamentösen Gruppe der Beruhigungs- und Schlafmittel. Diese Medikamente entfalten sehr schnell eine Beruhigungswirkung, doch sie können bereits nach wenigen Wochen der Einnahme zu einer Abhängigkeit führen. Infolgedessen sind immer höhere Arzneimitteldosen erforderlich, um noch einen angstlösenden und beruhigenden Effekt zu erzielen.
    Solche Medikamente sollten daher immer nur für sehr kurze Zeit eingenommen werden.

    Darüber hinaus gibt es noch weitere Wirkstoffe, die zur Therapie in Betracht kommen, so beispielsweise Pregabalin: Dieser Wirkstoff zeigt vor allem bei der Behandlung generalisierter Angststörungen sehr gute Resultate. Auch Buspirion hat eine angstlösende Wirkung und ist vor allem dann empfehlenswert, wenn andere Behandlungsmaßnahmen nicht den erwünschten Erfolg bringen können. Dasselbe gilt für den Wirkstoff Opipramol.

Was Sie selbst tun können

  • Die goldene Regel lautet: Laufen Sie Ihrer Angst nicht davon, sondern stellen Sie sich mutig der entsprechenden Situation.  Das bedeutet konkret: Fahren Sie mit dem Aufzug, auch wenn Sie sich zu Beginn noch davor fürchten.

  • Verdeutlichen Sie sich selbst, dass körperliche Angstreaktionen wie zum Beispiel Schwindelattacken oder Herzklopfen nicht zu gesundheitlichen Folgeschäden führen.

  • Versuchen Sie vor anderen Mitmenschen eine kleine Ansprache zu halten oder in der Stadt einmal eine fremde Person anzusprechen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Sie an einer sozialen Phobie leiden.

  • Verlieren Sie nicht aus den Augen, dass eine professionelle Therapie von Angststörungen seine Zeit erfordert, und freuen Sie sich unbedingt auch über kleine Erfolge.

  • Holen Sie sich Unterstützung von Familie und Freunden, denn gemeinsam lassen sich Krisen immer leichter überwinden. Nehmen Sie Gesprächsangebote Ihrer Angehörigen oder Freunde an und tauschen Sie sich gerne auch in Selbsthilfegruppen aus.

  • Setzen Sie auf Sport, aber auch auf ausreichend Entspannung. Workouts lindern die Angst und Entspannungsmethoden wie etwa autogenes Training oder progressive Muskelentspannung sorgt für eine bessere innere Balance.

  • Führen Sie ein Angst-Tagebuch und notieren Sie sich genau, welche Situationen mit welchen emotionalen Zuständen verbunden waren.