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Darmkrebs (Bösartige Neubildung sonstiger & ungenau bezeichneter Verdauungsorgane)

von DoctorBox |
begutachtet von Dr. med. Regina Grabow-Schlesinger |
ICD-Code: C26.-

Unter Darmkrebs werden alle bösartigen Tumorerkrankungen des Darmes verstanden. Hierbei entfallen über 95% des Darmkrebses auf bösartige Entartungen im Bereich des Dickdarms (Kolonkarzinom) und des Mastdarms (Rektumkarzinom). Zusammenfassend werden beide Krebsarten auch als kolorektales Karzinom zusammengefasst. In den meisten Fällen entwickelt sich diese Krebserkrankung aus gutartigen Wucherungen der Darmschleimhaut, den sogenannten Darmpolypen (Dickdarmadenome).  
Lesen Sie hier, wie Darmkrebs entsteht, an welchen Anzeichen Sie ihn frühzeitig erkennen können, welche unterschiedlichen Therapiemethoden zur Verfügung stehen und wie Sie vor allem effektiv vorbeugen können.  

Das passiert bei Darmkrebs 

Darmkrebs, gehört hierzulande zu den dritthäufigsten Krebserkrankungen. 
Rund ein Drittel der Darmtumore liegen im Enddarm (Mastdarm), ungefähr zwei Drittel im Dickdarm, nämlich in den unteren 30-40 Zentimetern des Dickdarmabschnitts.  

Bei den meisten betroffenen Menschen entsteht ein Darmkrebs aus den Zellen der Darmschleimhaut. Dabei kommt es zunächst einmal zu gutartigen Krebsvorstufen – sogenannte Darmpolypen – die sich erst über viele Jahre hinweg zu einem bösartigen Tumor weiterentwickeln können. Diese Krebsvorstufen sind pilzartig wachsende Schleimhautvorwölbungen, die in den Darm hineinragen. Auch wenn die meisten Polypen im Darm harmlos sind, so kann doch ein Teil davon im Laufe der Zeit bösartig entarten. 

Darmkrebs ist eine sehr tückische Krebsform, die im Frühstadium nur äußerst selten Symptome verursacht. In den meisten Fällen äußert sich die maligne Tumorerkrankung erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Um dem erfolgreich entgegenzuwirken, gibt es gesetzliche Früherkennungsprogramme, denn je frühzeitiger eine Diagnose gestellt werden kann, desto höher sind auch die Heilungs- und Überlebenschancen der betroffenen Patientinnen und Patienten. Einige Menschen haben auch ein erbliches Risiko für die Entstehung einer Darmkrebserkrankung: Für sie ist eine rechtzeitige Vorsorge besonders wichtig.   

Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich der Darmkrebs im Kapitel „Bösartige Neubildungen der Verdauungsorgane“ unter den Nummern C17-C20. 

Häufigkeit und Vorkommen  

Eine Darmkrebs-Diagnose bedeutet für die Betroffenen immer einen massiven Einschnitt in das bisherige Leben. Die künftige Lebensplanung scheint zunächst infrage gestellt und die Angst beherrscht oft den Alltag, wenn man sich plötzlich mit einer lebensgefährlichen Krankheit auseinandersetzen muss.  
Jedes Jahr erkranken ca. 28.000 Frauen sowie rund 33.000 Männer am kolorektalen Karzinom. Ab dem 55. Lebensjahr tritt Darmkrebs vermehrt auf, der Erkrankungsgipfel liegt jedoch zwischen dem 65. und dem 75. Lebensjahr. 

Die Sterblichkeit ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken, vor allem auch dank Präventionsmaßnahmen wie der Koloskopie (Darmspiegelung). Durch eine solche Untersuchung lassen sich Darmtumore bereits im Frühstadium erkennen.  

Wie kommt es eigentlich zu einem Krebs? 

Krebs entsteht im Allgemeinen durch eine Entartung gesunder Zellen. Gesunde Körperzellen wachsen und teilen sich in der Regel in einer sehr geordneten Weise, um so alle Körperfunktionen aufrechterhalten zu können. In einigen Fällen gerät dieses Zellwachstum jedoch außer Kontrolle. Infolgedessen teilen sich Zellen, obwohl es nicht erforderlich ist und beginnen, sich unkontrolliert zu vermehren. 
Darüber hinaus können sie verschiedene Eigenschaften annehmen, die gesunde Körperzellen nicht haben: Hierzu gehört zum Beispiel die Fähigkeit, in benachbartes gesundes Körpergewebe einzudringen, Organfunktionen zu stören oder fernab des eigentlichen Ursprungsorts weiterzuwachsen – also Tochtergeschwülste (Metastasen) zu bilden.  
Krebserkrankungen werden in der Medizin auch Tumorerkrankungen genannt: Tumor ist dabei der Fachausdruck aus dem Lateinischen für „Schwellung“. Nicht jeder Tumor ist aber automatisch bösartig (maligne), sondern es gibt auch gutartige – sogenannte benigne – Tumore wie zum Beispiel Darmpolypen oder Knoten im Brustgewebe. 

Darüber hinaus lässt sich sagen, dass Krebs nicht gleich Krebs ist: Bei jedem Menschen verläuft die Erkrankung anders. Es hängt also von unterschiedlichen Faktoren ab, wie aggressiv und schnell ein bösartiger Tumor wächst, so zum Beispiel von der Art des Tumors oder auch vom Lebensalter der erkrankten Person. 

Der Darm – seine Aufgaben und Funktionen 

Der menschliche Darm ist ein zentraler Bestandteil des Verdauungssystems und sozusagen das „Zentrum der Gesundheit“. Alle wertvollen Nährstoffe und Vitamine aus der täglichen Nahrung werden im Darm so vorbereitet, dass der Organismus sie optimal für sich verwerten kann. 
Der menschliche Darm besteht aus drei zentralen Teilen, nämlich dem Dünndarm, dem Dickdarm sowie dem Mastdarm. Das gesamte Organ hat eine Gesamtlänge von rund sechs bis siebeneinhalb Meter. 

Darmabschnitt 1 – der Dünndarm  

Direkt an den Magenausgang schließt sich der rund vier bis sechs Meter lange Dünndarm an, der im Bauchraum in vielen Schlingen liegt. Er kann noch in die Unterabschnitte Zwölffingerdarm, Leerdarm sowie Krummdarm unterteilt werden.  
Im Zwölffingerdarm wird die vorverdaute Nahrung mit Bauchspeicheldrüsenenzymen, Speichel, Magensäfte sowie Gallensäure vermischt. Die Gallensäure sowie die Verdauungsenzyme zersetzen den Speisebrei und extrahieren daraus wichtige verwertbare Nährstoffe, die dann über die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Der nicht verdaute Nahrungsrest gelangt anschließend in den Dickdarm. 

Darmabschnitt 2 – der Dickdarm  

Der Dickdarm hat eine Länge von rund ein bis eineinhalb Meter. Der letzte Dickdarmabschnitt ist der End- bzw. Mastdarm, medizinisch als Rektum bezeichnet. Nach außen hin ist der Dickdarm durch ein Verschlusssystem, bestehend aus einer Kombination von Muskeln – unter anderem auch dem Schließmuskel – abgeschlossen.  

Der Dickdarm hat die Aufgabe, den unverdaulichen Nahrungsbrei durch den Entzug von Wasser und wichtigen Salzen (Elektrolyte) einzudicken. Bis zu 75 % werden dem nicht verdauten Darminhalt hier noch entzogen.  
Das Wasser und die Salze werden dann wieder dem Organismus zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wird dem Darminhalt Schleim hinzugefügt, damit er über den Stuhlgang später aus dem Körper ausgeschieden werden kann. Kann der Dickdarm seine Aufgabe nicht ordnungsgemäß erfüllen – so etwa bei Durchfallbeschwerden – gehen über den Darm viele Salze und Flüssigkeit verloren. Das kann in einigen Fällen sogar lebensgefährlich sein.  

Darmabschnitt 3 – der Mastdarm  

Durch wellenförmige Bewegungen – der sogenannten Peristaltik – gelangen die unverdaulichen Nahrungsreste aus dem Dickdarm in den Mastdarm. Auf ihrem Weg in Richtung Ausgang werden die Nahrungsreste weiter von Darmbakterien zersetzt. 
In diesem letzten Darmabschnitt findet keine Nahrungsverdauung mehr statt: Dieser Darmbereich sammelt die Endprodukte, damit nicht permanent kleine Stuhlmengen ausgeschieden werden müssen. Ist eine bestimmte Kot-Menge erreicht, wird der Stuhldrang ausgelöst. 

Alle Darmwandabschnitte bestehen aus vier Schichten:  

1. Im Innersten liegt die Mukosa (Darmschleimhaut). Diese Schleimhaut schützt das Organ beispielsweise vor Verletzungen und produziert Schleim für eine bessere Kotausscheidung. 

2. Die zweite Schicht ist eine Bindegewebsschicht (Submukosa). Sie ist durchzogen von feinsten Blutgefäßen, Lymphbahnen sowie Nervenästen.  

3. Die dritte Darmwandschicht ist die Muskelschicht (muscularis), durch die quer und längs Muskelfasern verlaufen. Sie sorgen für die Darmkontraktionen und somit für die Weiterbeförderung des Speisebreis.  

4. Ganz außen befindet sich noch eine dünne Bindegewebsschicht, die als Serosa bezeichnet wird. 

Der Darm ist aber nicht nur ein zentraler Bestandteil des Verdauungstrakts, sondern auch ein ungemein wichtiger Teil der körpereigenen Immunabwehr: Ca.80 % der Immunabwehrzellen sitzen im Darm. 

Darmkrebs-Klassifikation und Stadieneinteilung  

Für eine adäquate Darmkrebsbehandlung ist eine Klassifikation sowie eine Stadieneinteilung von sehr großer Bedeutung. Man könnte sagen, dass ein Krankheitssteckbrief erstellt werden muss. Wichtig sind vor allem Informationen zum Darmkrebszelltyp und zum Wachstum, also ob der Tumor bereits die Organ-Grenzen überschritten und fernmetastasiert hat. Wenn diese Einzelheiten bekannt sind, kann die behandelnde Ärztin oder der Arzt die exakte Therapie festlegen.  

Im Fall einer Darmkrebserkrankung gibt es nicht nur die TNM-Klassifikation, sondern zusätzlich auch die UICC-Klassifikation (franz.: „Union internationale contre le cancer“). 

Beurteilt wird das Tumorwachstum (T-Stadium), der Lymphknotenbefall (Nodi/N-Stadium) sowie die Bildung von Metastasen (M-Stadium). 
Den Buchstaben sind Zahlen zugeordnet, die einen Hinweis geben, wie weit sich der bösartige Krebs schon ausgebreitet hat. 

TNM-Klassifikation bei Darmtumoren   

Tumor-Wachstum  

T1 = Die bösartigen Krebszellen sind nur auf die Darmschleimhaut (Tela submukosa) begrenzt. 

T2 = Der Tumor erstreckt sich bis auf die Darmwand-Muskelschicht (Tunica muscularis). 

T3 = Das maligne Karzinom erstreckt sich durch alle Darmwandschichten (gesamte Darmwand). 

T4 = Benachbarte (organumkleidende) Strukturen oder das Bauchfell sind von den bösartigen Krebszellen erfasst.  

Lymphknotenbefall (Nodi) 

N0 = Es sind keine Lymphknoten betroffen. 

N1 = Der Tumor hat 1-3 benachbarte Lymphknoten befallen. 

N2 = Mehr als 3 Lymphknoten sind von den bösartigen Tumorzellen befallen. 

N3= Metastasen entlang des Gefäßstamms oder/und apikale Lymphknotenmetastasen 

Metastasenbildung  

M0 = Es können keine Fernmetastasen nachgewiesen werden. 

M1 = Es ist zur Bildung von Fernmetastasen gekommen. 

UICC-Klassifikation 

Die Stadien dieser Klassifikation ergeben sich aus der TNM-Einteilung. Die UICC ist die Internationale Vereinigung gegen Krebs. 
Abhängig vom individuellen Tumorbefall wird jedem Darmkrebs-Patienten ein UICC-Stadium zugeteilt und nach diesem richtet sich dann auch die entsprechende Therapie. Darüber hinaus lässt sich anhand des UICC-Stadiums grob die Verlaufsprognose abschätzen.  

Zum besseren Verständnis:  
Befindet sich eine Darmkrebspatientin oder ein Darmkrebspatient nach der TNM-Klassifikation in einem fortgeschrittenen Tumorstadium T4, aber sind noch keine Lymphknoten vom Krebs befallen (N0) und auch noch keine Fernmetastasen entstanden (M0) – so befindet sich die Patientin oder der Patient im UICC-Stadium II. Ist es aber zur Bildung von Fernmetastasen gekommen (M1) bedeutet das in der UICC-Klassifikation das höchste Darmkrebsstadium (Stadium IV). 

TNM-Klassifikation  
  • TiS = „Tumor in situ“: Hierbei handelt es sich um eine Sonderform, die Darmkrebs-Frühformen bezeichnet, die noch nicht in benachbartes Gewebe vorgedrungen sind. 
    TiS entspricht dem UICC-Stadium 0. 

  • Bis T2, N0, M0 = UICC-Stadium I 

  • T3-T4, wenn N0 und M0 = UICC-Stadium II 

  • Jedes T-Stadium bei N1 oder N2, aber M0 = UICC-Stadium III 

  • Jedes T-Stadium und jedes N-Stadium, aber M1 = UICC-Stadium IV. 

Symptome 

Im Vergleich zu anderen Krebsarten wachsen Darmtumore häufig langsam. Bis der Krebs sich durch wahrnehmbare Krankheitsanzeichen bemerkbar macht, vergeht zum Teil eine lange Zeit.  
Mögliche Darmkrebssymptome sind:  

 Veränderungen in der Stuhlausscheidung  

  • Besonders häufiger Stuhlgang  

  • Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall 

  • Häufige Verstopfung 


Veränderungen im Aussehen und Geruch des Stuhls 

  • Sichtbare Blutbeimengungen im Stuhl. 
    Sitzt der bösartige Krebs im Enddarmbereich, so erscheint das Blut hellrot (frisches Blut). Wächst das maligne Karzinom eher am Anfang des Dickdarms, so sind die Blutbeimengungen eher dunkelrot gefärbt.  
    Blut im Stuhl kann ein Hinweis auf einen Darmkrebs sein, muss es aber nicht. Blutreste im Stuhl oder auf dem Toilettenpapier können auch andere Ursachen haben, so etwa diverse Darminfektionen, chronische Darmentzündungen oder Hämorrhoiden. Im letzteren Fall ist das Blut typischerweise aber eher dem Stuhl aufgelagert. Im Vergleich dazu ist das Blut im Fall einer Darmkrebserkrankung aufgrund der Darmbewegungen häufig mit dem Stuhl vermengt.  
    Bei Blut im Stuhl sollte immer eine Ärztin oder ein Arzt für eine konkrete Ursachenklärung konsultiert werden. 

  • Schwarz gefärbter Stuhlgang 

  • Bleistiftdünner Stuhl 

  • Schleimbeimengungen im Stuhl 

  • Auffällig übel riechender Geruch.  


Diverse Verdauungs- und Schmerzbeschwerden

  • Deutlich wahrnehmbare Darmgeräusche 

  • Übelkeit  

  • Völlegefühl trotz eines leeren Magens 

  • Intensive Blähungen, zum Teil auch in Verbindung mit ungewolltem Stuhlabgang 

  • Anhaltende, starke Bauchkrämpfe 

  • Schmerzen bei der Stuhlausscheidung. 

Diese Darmkrebs-Symptome können auch im Rahmen anderer – gutartiger – Darmkrankheiten auftreten. Damit exakt festgestellt werden kann, welche Ursachen Ursache hinter den Beschwerden steht, ist der Gang zum Arzt unvermeidlich. 

Weitere mögliche Symptome  

  • Bauchfellentzündung (Peritonitis) 
    Wächst der Tumor immer weiter, kann er die Darmwand durchbrechen und eine Entzündung des Bauchfells hervorrufen. In manchen Fällen wächst der maligne Tumor sogar in die benachbarten Körperorgane hinein, so zum Beispiel in die Harnblase. 
    Kommt es zu einer Ausbreitung der Krebszellen in die Bauchhöhle auf dem Bauchfell, so sprechen Mediziner von einer Peritonealkarzinose. 

  • Darmverschluss (Ileus) 
    Der maligne Tumor kann im Darm stetig weiterwachsen. Ein großer Tumor kann das Organ zum Beispiel so stark einengen, dass die Nahrungsreste die Engstelle einfach nicht mehr passieren können. Es kommt infolgedessen zu einem Darmverschluss: Hierbei handelt es sich um eine schwerwiegende Darmkrebs-Folgekomplikation. Ein Darmverschluss (Ileus) hat zur Folge, dass der Darm seine eigentlichen Aufgaben nicht mehr ordnungsgemäß erfüllen kann.  

  • Blutarmut (Anämie)
    In einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium kann es auch zu Blutarmut kommen. Eine Anämie resultiert, weil der bösartige Tumor häufig zu bluten beginnt. Eine solche Blutarmut äußert sich durch Symptome wie Leistungsabfall, Hautblässe, Müdigkeit, Erschöpfung und in schweren Fällen auch Atemnot.  

  • Fernmetastasen 
    Hat der bösartige Tumor Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Körperregionen gebildet, so kann es zu weiteren Beschwerden kommen. Meistens kommt es primär zu einer Metastasierung in der Leber, was sich zum Beispiel durch Schmerzen im rechten Oberbauch, durch erhöhte Blutleberwerte sowie durch eine Gelbsucht äußern kann. 
    Anschließend kann es beim Kolonkarzinom auch zu Lungenmetastasen kommen: Symptome hierfür sind etwa Atemnot oder ein starker Husten. Bei einem Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom) kann es primär zu Metastasen im oberen Drittel der Leber sowie anschließend im unteren Abschnitt der Lunge kommen. 
    In seltenen Fällen kann es bei Darmkrebs auch zu Metastasen im Gehirn oder in den Knochen kommen. 

Verlauf  

Eine Darmkrebserkrankung entwickelt sich über viele Jahre. Die erste und noch harmlose Vorstufe sind die Darmpolypen, gutartige Darmschleimhautwucherungen. Sie sind vor allem bei älteren Menschen weit verbreitet. 

Manche Polypen im Darm sehen wie kleine Hügel oder Warzen aus, andere eher wie gestielte Pilze. Die meisten Darmpolypen bleiben harmlos, manche hingegen wachsen über Jahre immer weiter und wiederum andere werden bösartig.
Entwickelt sich ein Darmpolyp bösartig, so wächst er immer tiefer in die Wand des Darms hinein und wird schließlich zu einem Karzinom (Krebs). Schreitet er noch weiter fort, können sich die bösartigen Krebszellen bis in andere Körperorgane wie zum Beispiel in die Leber ausbreiten und dort Absiedelungen bilden: Der Krebs metastasiert.  

Wie ein Darmkrebs verläuft, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein kleiner, lokal begrenzter Tumor im Frühstadium kann im Allgemeinen gut entfernt werden. In einem solchen Fall ist die Prognose also gut. 
Ist der Krebs hingegen schon fortgeschritten, so sind die Heilungsaussichten schlechter. Haben sich sogar schon Metastasen gebildet, ist oftmals eine Heilung gar nicht mehr zu erwarten. Die Krebstherapie zielt in einem solchen Fall darauf ab, das weitere Fortschreiten der Krankheit zu bremsen und die Lebensqualität der Patienten – trotz des Darmkrebses – so lange wie möglich zu erhalten.  

Ob ein Krebs komplett entfernt werden konnte, zeigt sich im Allgemeinen in den ersten fünf Jahren nach der Therapie. Wie hoch das Rückfallrisiko ist, hängt unter anderem davon ab, in welchem Tumorstadium sich die Patientin bzw. der Patient befunden hat. 

Ursachen und Risikofaktoren   

Die genauen Ursachen einer Darmkrebserkrankung sind bislang noch nicht eindeutig geklärt. Wissenschaftliche Forschungsuntersuchungen haben jedoch nachweisen können, dass es bestimmte Risikofaktoren gibt, die das Darmkrebsrisiko steigern.
Einige dieser Risikofaktoren sind beeinflussbar, so etwa der Nikotin- oder Alkoholkonsum, andere wiederum sind nicht veränderbar, wie zum Beispiel die erbliche Veranlagung oder das Lebensalter.  

Die Darmkrebs-Risikofaktoren im Überblick: 

Lebensalter   

Grundsätzlich steigt die Gefahr, an Darmkrebs zu erkranken mit zunehmendem Lebensalter. Nur ca. 10 % aller Darmkrebsfälle treten vor dem 55. Lebensjahr auf. Männer sind im Schnitt 72 Jahre alt, wenn sie erkranken, Frauen sind etwas später betroffen, nämlich mit rund 76 Jahren. 

Vorerkrankungen  

Folgende Vorerkrankungen bergen ein Darmkrebsrisiko:  

  • Entzündliche Darmkrankheiten wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa 

  • Polypen im Darm: Die sogenannten kolorektalen Adenome gelten meist als Darmkrebsvorstufen. Polypen steigern das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, wenn sie vermehrt auftreten, das heißt konkret, mehr als drei Darmpolypen bzw. größer als 1 cm.   

Individuelles Ernährungsverhalten und Lebensgewohnheiten  

Folgende Ernährungs- und Lebensgewohnheiten können das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken steigern:  

  • Nikotinkonsum  

  • Mangel an Bewegung  

  • Erhöhter bzw. regelmäßiger Alkoholkonsum  

  • Übergewicht 

  • Ungesunde Ernährung: fettreiche Lebensmittel, viel Fleisch (vor allem rotes Fleisch wie Schwein, Rind oder Wild), wenig Ballaststoffe.  

Eine gesunde Lebensweise besteht aus ausreichender körperlicher Aktivität und einer ausgewogenen, vollwertigen Ernährung: Auf diese Weise lässt sich bis ins hohe Alter das Darmkrebsrisiko senken.  

Genetische Prädisposition  

Darmkrebs kann auch familiär gehäuft auftreten. Es gibt aber Fälle, bei denen die exakte erbliche Veränderung nicht bekannt ist.
Erkranken Familienmitglieder ersten Grades an Darmkrebs, das heißt Eltern, Geschwister oder Kinder, so besteht für die anderen Mitglieder der Familie (ersten Grades) ein rund zwei- bis dreimal höheres Darmkrebsrisiko. Studien haben zudem aufgezeigt, dass das Darmkrebsrisiko sogar noch höher ausfällt, wenn das erkrankte Familienmitglied zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose das 50. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte.  

Demgegenüber gibt es aber auch Fälle, in denen es nachweisliche erbliche Veränderungen gibt, die das Erkrankungsrisiko steigern. 

Besonderheiten im Kindesalter  

Darmpolypen bei Kindern sind in den meisten Fällen eine embryonale Gewebefehlbildung. Sie können sowohl spontan entstehen als auch ein Anzeichen für eine sogenannte familiäre juvenile Polyposis (FJP) sein.  

Patienten mit dieser erblichen Vorbelastung haben nach derzeitigem Wissensstand ohne eine adäquate Therapie ein hohes Risiko, bis zu ihrem 60. Lebensjahr an Dickdarmkrebs zu erkranken.  

Therapie  

Die exakte Darmkrebsbehandlung richtet sich vor allem nach dem Stadium des kolorektalen Karzinoms zum Zeitpunkt der Diagnosestellung.  
Eine weitere wichtige Rolle spielt der Tumor-Ort im Darm. In einem Frühstadium ist der Krebs meistens mithilfe eines operativen Eingriffs komplett entfernbar. Sind aber schon Lymphknoten von den bösartigen Krebszellen befallen oder hat sich der Tumor gar auf andere Organe des Körpers ausgeweitet, kann eine Chemotherapie zielführend sein. Hier kommen Medikamente zum Einsatz, die eine Vermehrung der Krebszellen hemmen. 

Ist eine Heilung der Darmkrebserkrankung nicht mehr möglich, stehen Palliativmethoden zur Verfügung: Diese Maßnahmen haben das Ziel, die Überlebenszeit der Patienten zu verlängern und ihre Lebensqualität so weit wie es nur geht, zu verbessern.  

Operation  

Die Operation eines Darmtumors findet stationär und unter einer Vollnarkose statt. 
Das Ziel des operativen Eingriffs ist es, den Darmtumor mit allen malignen Krebszellen komplett zu entfernen. In einigen Fällen wird während der Operation ein vorübergehender – manchmal auch ein dauerhafter – künstlicher Darmausgang (Anus praeter) gelegt. Hiermit kann die Abheilung des operierten Darmgewebes nach dem Eingriff unterstützt werden, denn es wird auf diese Weise geschont. Hat der Krebs in benachbarten Lymphknoten gestreut, so werden diese im Allgemeinen im Rahmen der Darmkrebs-Operation ebenfalls entfernt.   

Insbesondere nach Mastdarmkrebs-Operationen kann es dazu kommen, dass die betroffenen Patienten – vorübergehend oder auch dauerhaft – an einer Stuhlinkontinenz leiden. Das bedeutet, dass der Stuhlabgang nicht mehr von den Betroffenen kontrolliert werden kann.  
In einigen Fällen ist die Kontinenz wieder herstellbar, zum Beispiel durch gezieltes und regelmäßiges Beckenbodentraining.  

Heutzutage ist die moderne Medizin in der Lage, Krebsoperationen gewebeschonend durchzuführen. Allerdings kann es – abhängig von der Lage sowie der Größe einiger Mastdarmtumore – erforderlich sein, den Schließmuskel operativ zu durchtrennen. Infolgedessen ist leider mit einer langfristigen Stuhlinkontinenz zu rechnen.   

Strahlen- und Chemotherapie bei Darmkrebs 

Eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie wird in der Medizin als Radiochemotherapie bezeichnet. 
Diese Behandlung kann einige Wochen vor der Operation durchgeführt werden, um den bösartigen Darmtumor zu verkleinern. In einigen Fällen ist eine solche Behandlung sogar dringend erforderlich, damit überhaupt eine Darmkrebsoperation durchgeführt werden kann. 
Darüber hinaus kann die Radiochemotherapie auch nach einer Darmkrebs-OP eingesetzt werden, um das Rückfallrisiko deutlich zu reduzieren. 

In einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist es möglich, durch eine Bestrahlung der Krebsmetastasen die Beschwerden der Patientinnen und Patienten zu lindern. 

Antikörpertherapie  

Eine Antikörper-Behandlung kommt aktuell nur bei Patientinnen und Patienten infrage, die an einer fortgeschrittenen Darmkrebserkrankung leiden. Die Antikörpertherapie ersetzt aber nicht die anderen Therapieoptionen, sondern kommt vielmehr ergänzend zum Einsatz, so beispielsweise vor einem operativen Eingriff, um den bösartigen Tumor zu verkleinern.  

Palliative Therapiemaßnahmen  

Eine Palliativbehandlung hat das Ziel, den bösartigen Krebs möglichst klein zu halten und auf diese Weise nicht nur das Leben der erkrankten Patientinnen und Patienten zu verlängern, sondern vor allem auch die Lebensqualität zu verbessern.  

Eine solche Behandlung kommt dann infrage, wenn der maligne Tumor bereits Absiedelungen in fernliegenden Körperorganen gebildet hat, die nicht vollständig entfernt werden können oder wenn sich die erkrankte Person aufgrund ihres gesundheitlichen Zustandes keinem operativen Eingriff unterziehen kann.  

Das können Sie selbst tun 

Die Früherkennung spielt im Fall einer Darmkrebserkrankung eine zentrale Rolle, denn im Frühstadium ist der Darmkrebs meist noch heilbar. Die gesetzlichen Krankenversicherer übernehmen die Kosten für eine Darmkrebs-Früherkennung, konkret ab dem 50. Lebensjahr.  

  • Ab dem 50. Lebensjahr haben Männer einen gesetzlichen Anspruch auf zwei vollständige Darmspiegelungen in einem zeitlichen Abstand von mindestens 10 Jahren.  

  • Alternativ können Männer ab 50. Jahren einen sogenannten „immunologischen fäkalen Stuhltest iFOBT“ machen: Zwischen dem 50. und dem 54. Lebensjahr kann der immunologische Stuhltest jährlich gemacht werden, ab dem 55. Lebensjahr alle 24. Monate.  

  • Frauen können zwischen 50 und 54 Jahren jährlich einen immunologischen Stuhltest durchführen lassen.  

  • Ab dem 55. Lebensjahr haben auch Frauen einen gesetzlichen Anspruch auf zwei vollständige Darmspiegelungen in einem zeitlichen Abstand von mindestens 10 Jahren. Alternativ können sie alle 24. Monate einen Stuhltest machen lassen. 

Die Grundregel lautet:
Wer Beschwerden hat, sollte immer eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen und die exakten Ursachen der Beschwerden abklären lassen, ganz unabhängig davon, ob oder wann die letzte Untersuchung zur Darmkrebsfrüherkennung wahrgenommen wurde. 

Schützende Faktoren   

Vor allem zwei Säulen sind besonders wichtig, um sich vor einer Darmkrebserkrankung zu schützen:   

Körperliche Bewegung 

Ganz egal ob regelmäßige Spaziergänge in der freien Natur, mit dem Rad zur Arbeit fahren oder sportliches Engagement in einem Verein: Körperliche Bewegung schützt vor Übergewicht und senkt somit nachgewiesenermaßen das Darmkrebsrisiko. Darüber hinaus profitiert auch das Immunsystem von der Aktivität. 
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, sich mindestens 150 Minuten pro Woche moderat zu bewegen oder 75 Minuten intensiv Sport zu treiben. Im Idealfall sollte man jeden Tag für mindestens eine halbe Stunde Bewegung sorgen. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken! 

Gesunde & ausgewogene Ernährung  

Ausgewogenheit ist das A und O! Die beste Grundlage für die Umsetzung einer gesunden Ernährung im Alltag bieten die 10 Regeln der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung).  

Insbesondere im Zusammenhang mit Darmkrebs gilt:  

  • Sorgen Sie für eine ballaststoffreiche Ernährung, die aus ausreichend Vollkornprodukten, frischem Gemüse und Hülsenfrüchten besteht. Pro Tag sollten 30 Gramm Ballaststoffe verzehrt werden. Eine ballaststoffreiche Mahlzeit hält nicht nur länger satt und beugt somit überschüssigen Kilos vor, sondern fördert auch nachhaltig die Darmgesundheit. 

  • Verzichten Sie auf Zigaretten und Alkohol. Wissenschaftler vermuten, dass die Abbauprodukte von Spirituosen, Bier und Wein die Zellvermehrung negativ beeinflussen und somit die Entstehung von Tumoren fördern können.  

  • Essen Sie nicht zu häufig Wurstwaren und rotes Fleisch. Die empfohlene Verzehrmenge liegt bei maximal 300 bis 600 Gramm pro Woche. Gesündere Alternativen sind mageres Geflügelfleisch und Omega-3-reicher Fisch. 

  • Obst und Gemüse sind unverzichtbare Bausteine einer gesunden Ernährung. Dank der enthaltenen Vitamine, Ballaststoffe und sekundären Pflanzenstoffe fördern sie die Darmgesundheit. Wer täglich Früchte und Gemüse auf den Speiseplan setzt, der ernährt sich nicht nur kalorienarm, sondern fördert durch ein normales Körpergewicht auch die Gesundheit. „Nimm fünf am Tag“ – so lautet die Ernährungsregel der DGE-Experten – drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst sollten jeden Tag auf dem Tisch landen. 

Selbsthilfegruppen 

Die meisten Patientinnen und Patienten werden von der Darmkrebsdiagnose völlig übermannt. Es kommt zu Ängsten, Unsicherheiten und die Befürchtung, dass das eigene Leben früher als erwartet enden könnte. Auch die praktischen Folgen der Krankheit sind noch völlig unbekannte Herausforderungen.  

Der Kontakt zu anderen Betroffenen – beispielsweise im Rahmen einer Selbsthilfegruppe – ist hier eine enorm große Unterstützung. Die Mitglieder der Selbsthilfegruppen kennen diese Probleme aus ihrer eigenen Erfahrung und können mit wertvollem Rat und mit Tat zur Seite stehen. 

Die Selbsthilfevereinigung für Stomaträger sowie für Darmkrebspatienten und ihre Angehörigen ist die Deutsche ILCO e. V. (https://www.ilco.de/).