Harnwegsinfektion (Blasenentzündung)

Eine Harnwegsinfektion – auch Zystitis oder Blasenentzündung genannt – ist eine bakterielle Entzündung der ableitenden Harnwege. Hierzu gehören die Organe, die den Urin aus dem Körper ausleiten, also die Harnblase, die Harnröhre und die Harnleiter (die Verbindung zwischen der Harnblase und den Nieren). Ein Harnwegsinfekt äußert sich beispielsweise durch einen häufigen Harndrang sowie (starke) Schmerzen und ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen.
Lesen Sie hier alle wichtigen Informationen rund um den Harnwegsinfekt.
Das passiert bei einer Harnwegsinfektion
Eine Harnwegsinfektion bzw. ein Harnwegsinfekt (HWI) ist eine im Allgemeinen bakteriell, selten auch viral, hervorgerufene Schleimhautentzündung in den ableitenden Harnwegen. Hierzu gehören die Körperorgane, die den Urin nach außen transportieren, also die Harnleiter, die Harnblase sowie die Harnröhre.
Die in der Regel bakteriellen Erreger wandern dabei meistens von unten nach oben, das heißt, sie bewegen sich von der Harnröhre weiter in Richtung Blase. Ist der untere Harntrakt von der bakteriellen Infektion betroffen, spricht man auch von einer Zystitis oder Blasenentzündung.
Eine solche Blasenentzündung ist in der Regel sehr schmerzhaft. Aufgrund der verkürzten Harnröhre leiden vor allem Frauen unter einer Zystitis. Mit fortschreitendem Lebensalter nimmt die Häufigkeit von Harnwegsinfektionen auch noch zu. Dies ist begründet durch Östrogenmangel, der wiederum zu Veränderungen im Epithel führt.
Männer leiden selten unter einer Zystitis: Sie erkranken in den meisten Fällen erst ab einem höheren Lebensalter, wenn es zu altersbedingten Harnabflussstörungen kommt.
Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden einen Harnwegsinfekt nach drei verschiedenen Aspekten:
Infektionsort
Wo besteht der Infekt? Ist die Infektion in den oberen Harnwegen lokalisiert (Nierenbecken) oder im unteren Harntrakt (Harnblase, Harnröhre oder Prostata)?Krankheitsanzeichen
Besteht ein symptomatischer Harnwegsinfekt oder eine sogenannte asymptomatische Infektion. Bei Letzterem sind zwar Krankheitserreger im Harnweg vorhanden, sie rufen aber keine Symptome oder Beschwerden hervor.Risikofaktoren
Liegen bestimmte Risikofaktoren vor wie zum Beispiel eine Harnröhrenverengung, eine Immunabwehrschwäche oder eine Schwangerschaft vor, die für eine komplizierte Harnwegsinfektion (im Unterschied zu einer unkomplizierten Harnwegsinfektion) sorgen können?Die Differenzierung zwischen einem komplizierten sowie einem unkomplizierten Harnwegsinfekt ist deshalb so bedeutsam, weil die komplizierte Infektion meistens einen schwerwiegenderen und/oder langwierigeren Krankheitsverlauf hat. Die Gefahr einer sogenannten Urosepsis (Form der Blutvergiftung) ist groß. Ein komplizierter Harnwegsinfekt bedarf auch einer anderen Therapie.
Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich die Harnwegsinfektion im Kapitel „Sonstige Krankheiten des Harnsystems“ unter der Nummer N39.0.
Symptome
Eine Harnwegsinfektion kann folgende Symptome hervorrufen:
Schmerzhaftes Brennen beim Wasserlassen
Häufiger Harndrang
Abgeschwächter Urinstrahl
Schmerzen im Unterbauch
Schwierigkeiten, den Urin zu halten
Blutbeimengungen im Urin
Fieber
Nicht bei jeder betroffenen Person treten alle genannten Krankheitsanzeichen auf. Ein Harnwegsinfekt kann auch völlig asymptomatisch (ohne Symptome) verlaufen. Ungefähr 5-10 von 100 betroffenen Frauen leiden unter keinerlei Beschwerden.
Welche Symptome entstehen und wie intensiv diese letztendlich ausfallen, ist insbesondere davon abhängig, wie stark der Infekt ist und wie weit sich die Entzündung bereits ausgebreitet hat. Sind beispielsweise nur die Harnblase sowie die Harnröhre betroffen, bleibt Fieber im Allgemeinen aus. Kommt es hingegen zu einer erhöhten Körpertemperatur, ist das ein typisches Anzeichen für eine besonders schwere Harnwegsinfektion oder für eine Nierenbeckenentzündung.
Ein komplizierter Harnwegsinfekt kann darüber hinaus weitere Symptome hervorrufen, so beispielsweise:
Schüttelfrost
Starke Unterbauchschmerzen, insbesondere im seitlichen Bauch, im Darm- sowie im Genitalbereich.
Müdigkeit, Abgeschlagenheit und ausgeprägte Erschöpfung
Allgemeines, grippeähnliches Krankheitsgefühl
Erbrechen und/oder Übelkeit.
Verlauf
Wird eine unkomplizierte Harnwegsinfektion mit Antibiotika therapiert, heilt sie in der Regel innerhalb weniger Tage ab. Beschwerden wie etwa ein vermehrter Harndrang, Unterleibsschmerzen oder Brennen beim Wasserlassen können noch ein bis zwei Tage fortbestehen. Nach der erfolgreichen Beseitigung der Krankheitserreger müssen die körperinternen Entzündungsreaktionen nämlich erst noch abklingen.
Wie rasch eine komplizierte Harnwegsinfektion abklingt, ist von der zugrunde liegenden Ursache abhängig. Eine antibiotische Behandlung kann nur dann zum dauerhaften Erfolg führen, wenn es gelingt, die Entstehungsfaktoren der Infektion zu bekämpfen. Falls das nicht gelingt, kann der Harnwegsinfekt einen chronischen Verlauf nehmen.
Leidet eine Person drei Mal oder häufiger pro Jahr unter einer Blasen- oder Nierenbeckenentzündung, spricht man von einer wiederkehrenden (rezidivierenden) Harnwegsinfektion.
Besteht der Verdacht auf eine Harnwegsinfektion, sollte unbedingt eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden, um weitere Komplikationen zu vermeiden. Wird der Harnwegsinfekt nämlich nicht adäquat behandelt, kann sich eine aufsteigende Infektion daraus entwickeln, die in einer Nierenbeckenentzündung mündet.
Durch eine adäquate ärztliche Behandlung kann das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf sowie eine Urosepsis geringgehalten werden.
Ursachen und Risikofaktoren
Die meisten Infektionen im Harntrakt entstehen, indem sich Erreger vom Darmausgang in die Harnröhren ausbreiten. Diese Erreger besiedeln natürlicherweise den Darm und haben auch keinen pathologischen Wert (Krankheitswert).
Gelangen sie jedoch zur Harnröhre, beginnen sie sich stark zu vermehren und weiter nach oben hinaufzusteigen. Das führt schließlich zu einer Entzündung des Schleimhautgewebes.
Durch eine ausreichende tägliche Flüssigkeitsversorgung kann die Harnblase häufig geleert werden. Auf diese Weise können sich krankmachende Bakterien nicht in der Harnröhre ansiedeln. Auch das saure Vaginalmilieu (saurer PH-Wert der Vaginalflora) ist eine wirksame Barriere, die den Harnröhreneingang vor Krankheitserregern schützt.
Häufig Krankheitserreger einer Harnwegsinfektion
Die häufigsten Erreger, die eine Zystitis hervorrufen, sind Enterokokken und Escherichia Coli. Seltener kommen andere Krankheitserreger vor, die zum Beispiel teilweise durch Sexualkontakte oder eine mangelnde Hygiene übertragen werden können. Hierzu gehören beispielsweise Staphylokokken, Gonokokken (Tripper-Erreger), Chlamydien, Hefepilze (Candida), Proteus mirabilis oder bestimmte Viren.
Anatomische Ursachen für eine Harnwegsinfektion
Es gibt verschiedene Gründe, warum die natürliche körpereigene Schutzfunktion herabgesetzt ist und somit ein Harnwegsinfekt entstehen kann.
Den anatomischen Gegebenheiten der Frau kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Auch wenn Harnwegsinfektionen kein typisches Frauenleiden sind, so sind Frauen doch rund viermal häufiger betroffen als Männer. Ein Grund hierfür ist die unterschiedlich angelegte Harnröhre: Bei Männern ist diese ca. 20 cm lang, bei Frauen hingegen nur rund 2,5 bis 4 Zentimeter. Auch die Harnröhrenöffnung und der After der Frau liegen näher zusammen: Dadurch können Darmbakterien leichter in die Harnröhre gelangen.
Eine weitere mögliche Ursache für die Entstehung von Harnwegsinfekten sind auch angeborene oder erworbene Harntrakt-Fehlbildungen. Hierzu gehören beispielsweise eine zu enge oder eine zu kurze Harnröhre. Diese körperlichen Veränderungen können zu einer Harnstauung bzw. zu einem Urinrückfluss aus der Harnblase in die Nieren führen. Wird der Urin nicht richtig aus dem Körper geleitet, können bakterielle Erreger leichter in den Harntrakt aufsteigen.
Physiologische Ursachen
Häufig sind auch Veränderungen im hormonellen Haushalt oder eine geschwächte Immunabwehr verantwortlich für Harnwegsinfektionen.
Hormonelle Veränderungen
Während des Menstruationszyklus schwankt beispielsweise die vom Körper produzierte Östrogenmenge. Die wichtigen Laktobazillen (Milchsäurebakterien), die natürlicherweise in der Vagina vorkommen (Vaginalflora), brauchen eine gewisse Östrogenmenge, um ihren Aufgaben nachzukommen und sich stetig weiter zu vermehren.Fehlt aber nun dieses wichtige Hormon – was nicht nur während der monatlichen Regelblutung der Fall ist, sondern auch in der Menopause (Wechseljahre) – sinkt die Anzahl der Milchsäurebakterien stetig und somit nimmt auch die Schutzfunktion mehr und mehr ab.
Auch die Zellen der Harnröhre sind vom Östrogen abhängig und werden durch dieses Hormon gekräftigt. Hormonmangel verschlechtert also die Abwehrmöglichkeit. Infolgedessen leidet auch die Harnröhre, denn sie profitiert nicht mehr vom Schutz der Scheide und ist somit verstärkt den Angriffen bakterieller Erreger ausgesetzt. Aus diesem Grund neigen Frauen in den Wechseljahren verstärkt zu Harnwegsinfektionen.Eine bedeutende Phase der hormonellen Veränderung ist auch die Zeit der Schwangerschaft. Zusätzlich zu den Hormonschwankungen drückt auch die vergrößerte Gebärmutter auf die Harnwege und erleichtert somit die Vermehrung krankmachender Bakterien. Während der Schwangerschaft besteht nicht nur ein erhöhtes Risiko für eine Harnwegsinfektion, sondern auch für eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis).
Erhöhte Infektanfälligkeit
Einige Frauen sind besonders anfällig für Harnwegsinfektionen, andere wiederum leiden fast nie darunter. Dabei spielt die Leistungsfähigkeit des Immunsystems eine zentrale Rolle, denn schwache Abwehrkräfte bedeuten eine erhöhte Infektanfälligkeit. Das kann zum Beispiel durch Krankheiten wie Diabetes bewirkt werden, jedoch auch durch anhaltende Stressbelastungen, körperliche Überbelastung oder bestimmte Medikamente.
Weitere mögliche Ursachen für Harnwegsinfektionen
Übertriebene Intimhygiene
Werden Produkte wie Seife oder Intimwaschlotionen übermäßig häufig eingesetzt, kann das die natürliche Schutzfunktion der Vaginalschleimhaut beeinträchtigen. Infolgedessen können Krankheitserreger leichter an den Schleimhäuten haften und sich verbreiten.Grunderkrankungen
Grunderkrankungen der ableitenden Harnwege sowie der Nieren, die zu einem Harnrückfluss oder zu Restharn führen, erhöhen auch die Anfälligkeit für Harnwegsinfekte. Hierzu gehören beispielsweise Nierensteine, angeborene Fehlbildungen oder bei Männern auch eine vergrößerte Prostata.Zu geringe Flüssigkeitsversorgung
Auch eine zu geringe Trinkmenge erhöht das Risiko für eine Harnwegsinfektion, denn die Harnwege können dadurch nicht ausreichend durchgespült werden.Absteigende Infektion
Sehr selten kann auch ein Infekt von den Nieren in die Harnwege hinabklettern.Blasenkatheter
Die Einführung eines Katheters in die Harnröhre, also eines dünnen Schlauchs zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken, kann das Risiko für Harnwegsinfektionen ebenfalls erhöhen.
Besonders gefährdet sind dabei Personen, die einen Dauerkatheter benötigen, beispielsweise querschnittsgelähmte Menschen.Häufiger Geschlechtsverkehr
Sehr häufige sexuelle Aktivitäten erleichtern aufgrund der mechanischen Schleimhautreizung Darmbakterien und sonstigen Keimen den Aufstieg in den Harntrakt.
Diese Form der Blasenentzündung wird auch als „Honeymoon-Zystitis“ bezeichnet.
Therapie
Antibiotika sind sehr wichtige Mittel zur Behandlung von Harnwegsinfektionen, denn sie töten die bakteriellen Erreger ab, sodass die Entzündung abklingen kann. Welches Antibiotikum am besten geeignet ist und wie lange es eingenommen werden sollte, muss im Einzelfall die behandelnde Ärztin oder der Arzt immer wieder neu entscheiden. Häufig kann ein sogenanntes Einmalantibiotikum verordnet werden bzw. Arzneimittel, die bereits nach einer 3- bis 5-tägigen Einnahme wirken.
Bei wiederholten oder starken Harnwegsinfektionen ist der Einsatz von Antibiotika unumgänglich. Werden beispielsweise bei einer Nierenbeckenentzündung nicht rechtzeitig und konsequent antibiotische Mittel eingenommen, ist das mit einem sehr hohen Risiko verbunden. In einem solchen Fall kann sich die Entzündung auf den gesamten Körper ausweiten und eine Sepsis (Blutvergiftung) hervorrufen.
Ist nur die Harnblase vom Infekt betroffen, so ist eine antibiotische Therapie nicht immer erforderlich. Häufig wird auch das eigene Immunsystem aus eigener Kraft mit den Krankheitserregern fertig.
Um die Zeit bis zur vollständigen Abheilung jedoch erträglicher zu gestalten, können schmerzstillende Medikamente wie etwa Ibuprofen oder Paracetamol verschrieben werden.
Bei der Harnwegsinfektionsbehandlung geht es jedoch nicht nur darum, die Erreger zu beseitigen und die Krankheitssymptome zu lindern. Es geht vor allem auch darum, konkret abzuklären, ob etwas mit den Harnwegen der betroffenen Person nicht in Ordnung ist. Es gibt nämlich unterschiedliche Erkrankungen, die dazu führen können, dass der Urin nicht ordnungsgemäß abfließen kann, und das begünstigt die Entstehung wiederkehrender Harninfekte. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, solche möglicherweise vorhandenen Erkrankungen adäquat zu therapieren.
Gegen häufig wiederkehrende Harnwegsinfektionen, die durch Darmbakterien wie Enterokokken oder Escherichia Coli ausgelöst werden, gibt es eine Impfung. Bislang durchgeführte Studien konnten zeigen, dass diese Behandlungsmaßnahme zwar nicht vollständig vor einem erneuten Harnwegsinfekt schützt, Blasenentzündungen danach aber wesentlich seltener auftreten.
Was Sie selbst tun können
Die Beschwerden einer Harnwegsinfektion lassen sich auch durch viele Hausmittel lindern. Zudem gibt es einige Selbstmaßnahmen, um einer Zystitis vorzubeugen:
Trinken Sie ausreichend! Mindestens zwei bis drei Liter sollten es pro Tag sein, damit die Blase häufig entleert und Keime aus den Harnwegen möglichst schnell ausgespült werden können. Sehr gut geeignet sind auch Nieren- und Blasentees, die es beispielsweise in Apotheken gekauft werden können. In diesen Tees sind unter anderem Bärentraubenblätter enthalten, die eine antibakterielle Wirkung haben sollen. Beachten Sie bei der Anwendung und Zubereitung immer die Packungsbeilage.
Warme Sitzbäder oder eine Wärmflasche können Beschwerden im Harnblasenbereich lindern, denn sie entspannen die glatte Muskulatur der Blase.
Ein gesunder und sauberer Intimbereich mindert das Entstehungsrisiko für Harnwegsinfektionen. In einem gesunden Scheidenmilieu mit einem intakten Säureschutzmantel haben es bakterielle Erreger nicht so leicht, sich zu vermehren. Übertreiben Sie es aber bitte nicht mit der Intimhygiene und verzichten Sie unbedingt auf aggressive Seifen oder Duftstoffe im Intimbereich.
Entleeren Sie bei jedem Toilettengang die Blase vollständig, denn im Rest-Urin der Harnblase können sich Erreger vermehren.
Wischen Sie nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten.
Trocknen Sie die Haut nach dem Duschen bzw. nach dem Schwimmen immer gründlich ab, denn Bakterien vermehren sich bevorzugt in einem feucht-warmen Klima.
Stärken Sie täglich Ihre Immunabwehrkräfte durch eine gesunde Ernährungsweise, ausreichend Bewegung sowie eine adäquate Vitamin-D-Versorgung.
Wenn Sie besonders anfällig für Harnwegsinfektionen sind, sollten Sie lieber duschen, anstatt zu baden.