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Heuschnupfen

von DoctorBox |
begutachtet von Dr. med. Magda Bunea |
ICD-Code: J30.-

Nicht nur im Frühjahr, wenn die Blüten sprießen und die Pollen die Atemwege reizen, ist Heuschnupfenzeit. Durch die immer wärmer werdenden Winter blühen einige Pflanzen fast das ganze Jahr. Heuschnupfen betrifft viele Menschen – oft über mehrere Monate hinweg und mit teils starken Symptomen. In einigen Fällen können sich hinter einem Dauerschnupfen auch andere Allergien oder Erkrankungen verbergen. In der ICD-10 Klassifikation wird der Heuschnupfen (Allergische Rhinopathie durch Pollen) unter der Nummer J 30.1 geführt. Der Code J30.- fasst alle Formen des allergischen Schnupfens zusammen. 

Was versteht man unter Heuschnupfen? 

Viele Menschen kennen das vor allem im Frühjahr: Es kitzelt in der Nase, die Augen jucken und tränen, die empfindlichen Schleimhäute sind gereizt – Husten und Schnupfen sind die Folgen. In einigen Fällen haben Betroffene zusätzlich mit Asthma oder einer allergischen Bronchitis zu kämpfen. Die Inzidenz des Heuschnupfens, also dessen Vorkommen, hat in den Industrieländern in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Ursachen werden unter anderem in veränderten Umweltbedingungen, in einer gesteigerten Hygiene in jungen Jahren oder einer Fehlreaktion der Immunabwehr vermutet.  

Nach Angaben des RKI leiden rund 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland an einer Allergie, wobei der Heuschnupfen mit einer Prävalenz von rund 14 Prozent zu den häufigsten allergischen Erkrankungen zählt. 

Pflanzenpollen als Auslöser 

Die klassische Hauptzeit für den Heuschnupfen liegt zwischen April und August. Diese Zeitspanne hat sich durch wärmere Winter jedoch jeweils ein bis zwei Monate nach vorne und nach hinten erweitert. Die Pollen der Spätblüher sind oft noch bis in den Oktober oder sogar in den November hinein aktiv. Wird es früh im Jahr zu warm, dann beginnt die Blüte schon im Februar. Entsprechend länger dauert in solchen Jahren die Beschwerdezeit.  

Der Begriff Heuschnupfen beschreibt einen allergischen Schnupfen, der durch Pflanzenpollen ausgelöst wird. Hierzu zählen kleinste Staubpartikel, die sich von Gräsern, Baumknospen, Kräutern oder Blüten in der Atemluft befinden.  

Allergischer Schnupfen: auch Tierhaare und Schimmelpilze als Ursache 

Die Bezeichnung “Allergischer Schnupfen” ist die übergeordnete Diagnose und ein Oberbegriff, der auch weitere Allergene wie Hausstaubmilben, chemische Substanzen, Tierhaare oder Schimmelpilze mit einschließt. Der allergische Schnupfen ist im Gegensatz zum Heuschnupfen nicht zwangsläufig saisonabhängig.  

Symptome 

Zu den bekanntesten Symptomen gehören starkes Niesen und juckende Augen. Nicht selten gehört die allergische Bindehautentzündung mit zu dem Symptomkomplex Heuschnupfen. Der Begriff der allergischen Rhinokonjunktivitis (ICD-10 H10.-) fasst diese Symptome zusammen (Rhino: Nase; Konjunktivitis: Bindehautentzündung). 

Weitere häufige Symptome sind ein Kratzen im Rachen und gereizte Nasennebenhöhlen. Durch die verstopfte Nase ist bei einigen Betroffenen die Verbindung von den Nasennebenhöhlen zum Mittelohr geschwollen – Ohrenschmerzen und eine Nasennebenhöhlenentzündung sind mögliche Folgen. Die Schleimhäute schwellen abhängig von der individuellen Empfindlichkeit unterschiedlich stark an. Ist die Sekretbildung der Nebenhöhlen sehr ausgeprägt, dann kann es zu einem sogenannten Postnasal Drip Syndrom (PNDS) kommen. Hier fließt Sekret die Rachenwand hinunter, was zu einem chronischen Hustenreiz und im weiteren Verlauf zu einer Bronchitis führen kann.  

Heuschnupfen zeichnet sich durch einen Symptomkomplex aus. Ekzeme, Rötungen und Juckreiz auf der Haut können ebenfalls auftreten. Bei einer zusätzlichen atopischen Hauterkrankung wie Neurodermitis oder Psoriasis (Schuppenflechte) verstärken sich oft die vorhandenen Beschwerden.  

Zum Symptomkomplex Heuschnupfen gehören zum Beispiel: 
  • tränende, gerötete Augen (gerötete Bindehaut) 

  • Lichtempfindlichkeit 

  • Fließschnupfen oder chronisch verstopfte Nase 

  • Reizhusten bis hin zum Asthma  

  • Hautreaktionen (Juckreiz, Rötung, Ekzeme) 

  • Störungen des Geschmacks- und Geruchssinns 

  • Kopfschmerzen 

  • Kratzen oder Jucken im Rachen 

Charakteristisch für den allergischen Heuschnupfen sind zusätzliche Kreuzallergien. Besteht eine Empfindlichkeit auf ein bestimmtes Allergen, beispielsweise auf Birkenpollen, dann liegt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine weitere Allergie auf ein bestimmtes Lebensmittel vor. Im Fall von Birkenpollen beispielsweise auf rohe Äpfel, Hülsenfrüchte oder Nüsse. Hierbei handelt es sich um das sogenannte “Birkenpollen-Nuss-Obst-Syndrom”.  
Weitere Beispiele für Kreuzallergien im Zusammenhang mit Heuschnupfen sind: 
 
Nach den Angaben der deutschen Gesellschaft für Pneumologie (Lungen- und Bronchialheilkunde) und Beatmungsmedizin leidet rund die Hälfte der Heuschnupfen-Betroffenen unter einer Kreuzallergie. Der Grund: Pollen und pflanzliche Lebensmittel ähneln sich in ihrer biochemischen Zusammensetzung. Das Immunsystem identifiziert ihre Proteine als identisch und aktiviert seine Abwehrmechanismen.  

Wichtig: Pflanzliche Allergene sind oft hitzeempfindlich. Werden also die allergieauslösenden Lebensmittel erhitzt, dann sind diese in der Regel verträglicher und lösen keine oder nur abgeschwächte Reaktionen aus. 

Ursachen & Risiken 

Zu den häufigsten Pollenarten mit allergenem Potential gehören: 

  • Birke
    Starkes Allergen, löst bei Betroffenen nicht selten Symptome bis hin zu Asthma und Konjunktivitis aus. Ausprägung saisonal, der Hauptmonat ist der April. 

  • Gräserpollen
    Hier ist die Belastung mittlerweile fast ganzjährig, mit unterschiedlicher Ausprägung. 

  • Erle
    Häufiges Allergen, der Hauptmonat ist der März 

  • Hasel
    Für Heuschnupfensymptome schon ab Anfang Februar verantwortlich. Dauer nur etwa einen Monat. 

  • Beifuß
    Hauptzeit Juli und August 

  • Ambrosia
    (auch Traubenkraut genannt): Hauptmonat September 

Liegen heuschnupfenähnliche Symptome vor, dann sollte eine Untersuchung bei einer Spezialistin oder einem Spezialisten erfolgen. Dies ist in der Regel eine HNO Ärztin oder ein HNO Arzt, eine Hautärztin oder Hautarzt oder aber eine Allergologin oder ein Allergologe. Der erste Weg kann auch die Hausarztpraxis sein.  

Diagnose Heuschnupfen oder allergischer Schnupfen  

Um die Diagnose allergischer Schnupfen oder Heuschnupfen sicher stellen zu können, führt die Allergologin oder der Allergologe einige Tests durch. Auch die Krankheitsgeschichte und die genetische Veranlagung werden berücksichtigt. Die Neigung, bestimmte Allergien zu entwickeln, kann vererbt werden. Hinweise auf die Häufigkeit der Symptome oder saisonale Besonderheiten können ebenfalls hilfreich für das Stellen der Diagnose sein.  

Zu den gängigen Untersuchungsmethoden zählen

  • die körperliche Untersuchung inklusive Inspektion und Abhören der Atemwege 

  • Allergietests auf der Haut mit den gängigen allergieauslösenden oder verdächtigen Substanzen 

  • Bestimmung der IgE-Antikörper im Blut (IgE: Immunglobulin E): Diese Antikörper sind an einer Pollenallergie beteiligt.  

  • Provokationstest: Allergieauslösende Extrakte werden direkt auf die Nasenschleimhaut aufgetragen. 

Therapie & Vorbeugung 

Die wohl wichtigste und wirksamste Therapie ist die Vermeidung des Allergens. Das ist zugegebener Maßen beim Heuschnupfen schwierig und gelingt allenfalls während einer Kur in Klimazonen mit einer geringen Pollenbelastung. Betroffene sollten dennoch versuchen, auch im Alltag solche Orte zu meiden, an denen die Symptome besonders stark auftreten. Das können blühende Wiesen oder Wälder während der Hauptzeit des Pollenflugs sein. Eine komplette Vermeidung ist bei einer Pollenallergie nicht möglich, zusätzlich kommen daher die Immuntherapie oder geeignete Medikamente in Betracht.  

Bei der Immuntherapie, der sogenannten Hyposensibilisierung, werden dem Körper kleinste Mengen des Allergens gespritzt oder in Tablettenform verabreicht. Das Immunsystem wird auf diese Weise angeregt, die passenden Antikörper zu bilden. Es handelt sich hier also um eine Art “Impfung”. 

Bei akuten Beschwerden können Antihistaminika helfen. Diese reduzieren die Symptomatik und die Beschwerden. Liegen sehr starke Beeinträchtigungen vor und treten sie mit Asthma, Atemnot oder schweren Hautproblemen auf, dann kommen auch Kortikoide in verschiedenen Konzentrationen zum Einsatz. Diese sind als Nasensprays, zur Inhalation oder in Tablettenform verfügbar. 

Was Sie sonst noch tun können? 

Halten Sie Ihren Körper fit und bewegen Sie sich außerhalb der Hauptpollenzeit viel in der Natur. Das stärkt das Immunsystem und unterstützt es, sich mit pflanzlichen Substanzen auseinanderzusetzen. 

 

Quellenangaben

 

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125919/Heuschnupfen-Zi-sieht-Unterschiede-nach-Wohnregion, 14.1.2022 

 

https://www.aerzteblatt.de/archiv/217848/Allergische-Rhinitis-und-Asthma-Was-wir-wirklich-wissen, 13.1.2022 

 

https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/allergische-rhinitis.html, 14.1.2022 

 

https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-who/kode-suche/htmlamtl2019/block-j30-j39.htm, 14.1.2022 

 

https://https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/UmweltKommission/Stellungnahmen_Berichte/Downloads/allergien_deutsch.pdf?__blob=publicationFile 
 
https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/allergische-rhinitis-heuschnupfenk, 14.1.2022 

 

https://www.pneumologie.de/storage/app/media/pdf/2019-02_PM_Kuhmilch_Asthma_F.pdf, 14.1.2022 

 

https://www.pschyrembel.de/Rhinitis%20allergica/K0JV6, 14.1.2022 

 

R. Höhl, Wo Heuschnupfen besonders häufig ist (Studie), Allergo Journal, Springer Link 2021 

R. Mösges, Von Allergenkarenz bis Kortison, Stufenplan gegen den Heuschnupfen, MMW - Fortschritte der Medizin 2016; 153, 30-33  

 
W. Seeger, T. Welte, O. Eickelberg, M. Mall, K.-F. Rabe, B. Keller, S. Winkler, U. Koller: Das Deutsche Zentrum für Lungenforschung – Translationale Forschung für Prävention, Diagnose und Therapie von Atemwegserkrankungen. In: Pneumologie. Band 66, 2012, S. 464–469. 

https://www.tk.de/techniker/magazin/themen/spezial/allergie/heuschnupfen-2013148?tkcm=aaus, 13.1.2022 

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