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Hodgkin-Lymphom

von DoctorBox |
begutachtet von Dr. med. Regina Grabow-Schlesinger |
"Arzt tastet die Lymphknoten der Frau mit Hodgkin-Lymphom ab.
ICD-Code: C81.-

Die Hodgkin-Krankheit – früher auch als Morbus Hodgkin oder Lymphogranulomatose bezeichnet – gehört zu den bösartigen Tumorerkrankungen des Lymphsystems. Mediziner*innen sprechen von malignen Lymphomen. Die Krebserkrankung ist benannt nach dem Arzt Sir Thomas Hodgkin, der die Krankheit im Jahr 1832 zum ersten Mal beschrieben hat.

Die Fachbezeichnung „Lymphom“ gibt noch keinerlei Information über die Bedrohlichkeit oder die tatsächliche Schwere der Krankheit. Auch der medizinische Begriff Tumor weist zunächst einmal nur auf eine Schwellung hin. Es gibt gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Tumoren. Erst diese Bezeichnungszusätze beschreiben die Erkrankung genauer und treffen eine ungefähre Aussage über die Gefährlichkeit. Erst wenn der Tumor näher klassifiziert und eingeordnet werden kann, können auch die weiteren Therapieschritte festgelegt werden.

Bei Patientinnen und Patienten mit einem malignen Lymphom vermehren sich bösartige Lymphzellen unkontrolliert. Es kommt also zu einer bösartigen Entartung.

Der Volksmund spricht in diesem Zusammenhang auch vereinfachend vom „Lymphdrüsenkrebs“. Mediziner*innen kennen verschiedenen Lymphom-Arten, die differenziert werden nach der betroffenen Zellart oder auch der Verlauf der Erkrankung.

Hodgkin-Lymphom und Non-Hodgkin-Lymphom: Wo ist der Unterschied?

Ärztinnen und Ärzte unterscheiden zwischen zwei Formen:

  • Hodgkin-Lymphom: Diese Erkrankung wird auch als Hodgkin-Krankheit oder etwas veraltet als „Morbus Hodgkin“ bezeichnet. Non-Hodgkin-Lymphome sind eine Gruppe bösartiger Erkrankungen des lymphatischen Systems, die von den Zellen des lymphatischen Systems – den sogenannten Lymphozyten – ausgehen. Das definitive pathohistologische Kriterium für die Diagnose eines Hodgkin-Lymphoms sind die sogenannten Sternberg-Reed-Zellen. Diese Riesenzellen stammen von B-Lymphozyten bzw. von Hodgkin-Zellen ab.

  • Non-Hodgkin-Lymphom (NHL): Hier findet noch eine weitere Unterteilung statt, nämlich in aggressivere (bösartigere) Non-Hodgkin-Lymphome sowie indolente (weniger bösartige) Non-Hodgkin-Lymphome: Zu diesen zählt beispielsweise die chronisch-lymphatische Leukämie, kurz CLL.

Maligne (bösartige) Lymphome machen sich in den meisten Fällen durch schmerzfreie Lymphknotenschwellungen bemerkbar. Sie resultieren aufgrund einer Veränderung im Erbgut der Lymphozyten, also der weißen Blutkörperchen des körpereigenen Lymphsystems. Sie beginnen zu wachsen und sich auf unkontrollierte Art und Weise zu vermehren. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Immunsystemabwehr. Durch die erhöhte Anzahl entarteter weißer Blutkörperchen werden die betroffenen Personen nämlich wesentlich anfälliger für krankmachende Erreger. Das Immunabwehrsystem wird also geschwächt.
Darüber hinaus kann die starke Vermehrung der veränderten Lymphozyten zur Folge haben, dass andere Blutzellen verdrängt werden. So besteht beispielsweise infolge eines Mangels an Blutkörperchen die Gefahr einer Anämie (Blutarmut).

Lymphgewebe findet sich im gesamten Körper des Menschen: Aus diesem Grund können sowohl das Hodgkin-Lymphom wie auch Non-Hodgkin-Lymphome theoretisch in allen Bereichen des Körpers entstehen. Am häufigsten sind die Lymphknoten betroffen, doch auch andere Körperorgane wie Milz, Lunge, Leber oder Knochenmark können im fortgeschrittenen Stadium der Tumorerkrankung befallen sein.

Die exakte Differenzierung zwischen Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphomen kann nur mikroskopisch durch eine Gewebeuntersuchung erfolgen. Beim Hodgkin-Lymphom können in den befallenen Körperorganen und Lymphknoten sogenannte „Reed-Sternberg-Riesenzellen“ festgestellt werden. Alle bösartigen Lymphome, bei denen diese Zellen nicht nachweisbar sind, werden von Mediziner*innen als Non-Hodgkin-Lymphome bezeichnet. Genau betrachtet handelt es sich beim Non-Hodgkin-Lymphom nicht um eine einheitliche Krankheit, sondern um eine Gruppe verschiedener Formen maligner Lymphome, die je nach Art mehr oder weniger aggressiv sind.

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Können Ärztinnen und Ärzte Metastasen in den Lymphknoten feststellen, so handelt es sich nicht um Lymphdrüsenkrebs! Lymphknoten-Metastasen sind nämlich eingewanderte Absiedelungen eines Tumors, der sich außerhalb der Lymphknoten entwickelt hat. Tochtergeschwülste eines Tumors in den Lymphknoten werden auch anders therapiert als ein bösartiges (malignes) Lymphom.

Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich der Morbus Hodgkin im Kapitel „Bösartige Neubildungen“ unter der Nummer C81.

Das Lymphsystem des menschlichen Körpers

Das lymphatische System des menschlichen Körpers ist ein Teil des Immunsystems und schützt den Organismus vor Infektionen.

Das Lymphsystem (lymphatische System) besteht aus:

  • Lymphgefäße (Lymphbahnen)

  • Lymphknoten

  • Lymphatische Organe

Die lymphatischen Organe sind die anatomischen Strukturen, die den Körper vor dem Eindringen von Krankmachern schützen, so etwa vor Bakterien, Viren, Pilze, diverse Toxine oder Parasiten. Diese Organe können zum einen nach ihrer Funktion unterschieden werden. So differenzieren Mediziner*innen „primäre lymphatische Organe“ sowie „sekundäre lymphatische Organe“.

Zu den primären lymphatischen Organen gehören Thymus und Knochenmark. In der Fetalzeit (Fetalperiode) wird auch die Leber zu den primären lymphatischen Organen gezählt.

Zu den sekundären lymphatischen Organen gehören:

  • Lymphknoten
    Die Mehrheit der Lymphknoten befindet sich im Becken- und Bauchraum, meistens in Organnähe.

  • Milz
    Der medizinische Fachausdruck für dieses Organ lautet Splen. Es handelt sich um ein gut durchblutetes, bohnenförmiges Körperorgan, das im linken Bereich des Oberbauchs zu finden ist. Das Milzgewebe ist eine rote und in eine weiße Pulpa gegliedert.

  • Lymphfollikel der Schleimhäute - MALT
    Hierbei handelt es sich um Ansammlungen der sogenannten B-Lymphozyten. In ihnen spielt sich zum einen die Vermehrung und zum anderen die Differenzierung der B-Lymphozyten zu Plasmazellen ab.
    Viele dieser Lymphfollikel finden sich in der Milz, in den Lymphknoten und den Mandeln, aber auch im Respirationstrakt (Atemwege), Gastrointestinaltrakt (Verdauungstrakt) sowie Urogenitaltrakt (Harn- und Geschlechtsapparat).
    Der Begriff „MALT“ bedeutet „mucosa-associated lymphoid tissue“: Damit ist die Gesamtheit aller Lymphozyten gemeint, die in Gruppen oder einzeln verteilt in den Körperschleimhäuten zu finden sind. MALT sind überall dort zu finden, wo der Organismus in Berührung mit der Außenwelt steht und so Krankheitserreger in den Körper eindringen könnten.

Das lymphatische System ist also kein einzelnes Körperorgan, sondern mit seinen Zellen und Geweben über den gesamten Körper verteilt.

Die Lymphgefäße sammeln und transportieren die Gewebsflüssigkeit – die sogenannte Lymphe – aus dem Gewebe zurück in die venösen Gefäße. Im Lymphsystem filtern die Lymphknoten die Lymphe. Die Lymphknoten sind kleine, bohnenförmige Gebilde. Bei einem bösartigen Lymphdrüsenkrebs setzen sich entartete Lymphzellen schon einem frühen Stadium der Erkrankung in den Lymphknoten fest.

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Wie häufig kommt das Hodgkin-Lymphom vor?

Morbus Hodgkin (Hodgkin-Lymphom) ist eine selten vorkommende Krebsart. Im Jahr 2020 erkrankten in ganz Europa rund 8.856 Frauen und 11.002 Männer daran. Am häufigsten zeigt sich die Tumorerkrankung im jungen Erwachsenenalter, etwa zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr. Nicht ganz so häufig, aber noch immer öfter als in den anderen Altersgruppen tritt das Hodgkin-Lymphom auch im höheren Lebensalter auf, nämlich so um das 55. Lebensjahr herum. Diese Erkrankung hat also zwei Häufigkeitsgipfel.

Welche Formen des Hodgkin-Lymphoms gibt es?

Nach feingeweblichen Gesichtspunkten – also nach der Histologie – lassen sich Hodgkin-Lymphome in zwei Hauptformen untergliedern:

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  • Klassisches Hodgkin-Lymphom (cHL)

  • Noduläres lymphozyten-prädominante Hodgkin-Lymphom (NLPHL):
    Diese Form wird auch als „noduläres Paragranulom“ bezeichnet.

Die klassische Form ist mit ca. 95 % die am häufigsten vorkommende Art des Hodgkin-Lymphoms. Das cHL kann in vier weitere Untertypen unterteilt werden, die aber keinerlei Einfluss auf die weitere Behandlungsplanung haben.

Stadien und Klassifikation

Bei einem Hodgkin-Lymphom sind genauere Untersuchungen erforderlich, um exakt das Krankheitsstadium und die Ausbreitung des Tumors im Körper bestimmen zu können. Gleichzeitig müssen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Zusätzlich zur Anamnese sowie zur körperlichen Untersuchung kommen noch Blutanalysen, Knochenmarksanalysen, Computertomografien und Röntgenbilder als Untersuchungsmethoden in Betracht.

Bei einem Hodgkin-Lymphom wird das Krankheitsstadium nach der sogenannten Ann-Arbor-Klassifikation bestimmt. Dieses Schema berücksichtigt, welche Lymphknotengebiete von den Tumorzellen befallen sind und ob sich der Lymphdrüsenkrebs auf andere Organe des Körpers ausgebreitet hat.

  • Stadium I
    Nur ein Lymphknotengebiet ist von den malignen Tumorzellen befallen oder es kann ein einziger Befall außerhalb lymphatischen Systems festgestellt werden.

  • Stadium II
    Zwei oder mehr Lymphknotengebiete auf derselben Seite des Zwerchfells sind befallen oder es kann ein einziger (lokalisierter) Befall außerhalb des Lymphknotengebiets auf einer Seite des Zwerchfells gefunden werden.

  • Stadium III
    Befall von zwei oder mehreren Lymphknotenregionen auf beiden Zwerchfellseiten oder ein lokalisierter Befall außerhalb des Lymphknotengebietes auf beiden Seiten des Zwerchfells.

  • Stadium IV
    Ausgedehnter und diffuser Befall von einem oder mehreren Körperorganen außerhalb des Lymphsystems – mit oder ohne Lymphknotenbefall – so beispielsweise des Knochenmarks, der Lunge oder der Leber.

Mit dem Zusatz „E“ beschreiben Mediziner*innen das Vorliegen eines lokal begrenzten, extranodalen Befalls, das heißt also den Befall eines Organs, das nicht zum Lymphsystem gehört.

Der Zusatz „B“ hinter dem jeweiligen Krankheitsstadium – also zum Beispiel Stadium II B – bedeutet, dass zusätzlich B-Symptome wie etwa Nachtschweiß, Fieber oder eine Gewichtsabnahme vorliegen.

Der Zusatz „A“ zeigt an, dass Symptome fehlen.

Solche Informationen sind für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte sehr wichtig, um das weitere therapeutische Vorgehen exakt planen zu können.

Symptome

Das erste charakteristische Anzeichen eines Hodgkin-Lymphoms sind schmerzlose Schwellungen der Lymphknoten, die mehr als vier Wochen bestehen bleiben. Die betroffenen Lymphknoten sind unter der Haut im Allgemeinen schlecht verschiebbar und haben eine gummiartige Konsistenz.
Am häufigsten – nämlich in rund 70 % aller Fälle – sind die Lymphknoten im Bereich des Halses betroffen. Die Lymphknoten in den Achselhöhlen oder in der Leistenregion sind seltener betroffen.

Die Lymphknoten sind gut tastbar – im Vergleich zu den Lymphknoten hinter dem Brustbein: Diese können in rund sechs von zehn Fällen im Rahmen eines Hodgkin-Lymphoms ebenfalls angeschwollen sein. Die Schwellung dieser Lymphknoten hinter dem Brustbein – der sogenannten mediastinalen Lymphknoten – lässt sich durch bildgebende Untersuchungen erkennen, so etwa auf Röntgenbildern. Die Betroffenen leiden oftmals unter einer beeinträchtigten Atmung, einem deutlich wahrnehmbaren Druckgefühl hinter dem Brustbein sowie einem ständigen Reizhusten.

Unter Umständen sind auch die Lymphknoten im Bauchraum geschwollen. Schmerzen und ein Druckgefühl im Bauch sowie unklare Durchfälle sind meist typische Anzeichen.

In einigen Fällen schmerzen die befallenen Lymphknotenbereiche kurz nach dem Trinken – bereits kleinster – Alkoholmengen. Mediziner*innen sprechen vom sogenannten Alkoholschmerz, der ein charakteristisches Anzeichen für ein Hodgkin-Lymphom ist, doch dieses Symptom tritt nur bei sehr wenigen Betroffenen auf. Der exakte Mechanismus dahinter ist noch nicht bekannt.

Hinter geschwollenen Lymphknoten können auch andere – harmlose Ursachen – stecken. So sind die Lymphknoten typischerweise auch bei einer Infektion vergrößert. Auch dann reagieren sie schmerzempfindlich auf Druck, zum Beispiel beim Abtasten Sie lassen sich unter der Haut gut verschieben und schwellen in der Regel auch kurze Zeit nach dem Abklingen des Infekts wieder merklich ab.

Allgemeinsymptomatik und B-Symptomatik beim Hodgkin-Lymphom

Einige Patientinnen und Patienten entwickeln unspezifische Symptome wie etwa:

  • Abgeschlagenheit

  • Leistungsabfall

  • Starker Hautjuckreiz am gesamten Körper.

Darüber hinaus gibt es die sogenannten B-Symptome. Hierbei handelt es sich um das kombinierte Auftreten folgender drei Krankheitsanzeichen:

  • Gewichtsverlust
    Verzeichnen lässt sich ein nicht erklärbarer Körpergewichtsverlust von mehr als 10 % des Körpergewichts innerhalb von 12 Monaten.

  • Nachtschweiß
    In der Nacht kommt es zu einem starken und nicht erklärbaren Schwitzen. Die betroffenen Personen erwachen häufig „klatschnass“ und müssen sogar die Bett- und Nachtwäsche wechseln.

  • Fieber
    Es kommt zu einem sogenannten „Pel-Ebstein-Fieber“, einem wellenförmigen Fieberverlauf und einer nicht erklärbar hohen Körpertemperatur über 38 Grad Celsius.

Die B-Symptomatik kann aber nicht nur bei Morbus-Hodgkin-Patientinnen und Patienten vorkommen, sondern auch im Rahmen anderer Erkrankungen wie etwa bei Tuberkulose, HIV/AIDS oder auch bei anderen Krebserkrankungen.

Weitere Krankheitssymptome im Verlauf

Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium (IV) befällt das Hodgkin-Lymphom in manchen Fällen auch andere Körperorgane und ruft entsprechende Krankheitsanzeichen hervor.

So führen beispielsweise Krebszellansammlungen (Metastasen) im Skelett zu Knochenschmerzen.
Ein Knochenmarkbefall spiegelt sich in Veränderungen des Blutbilds wider: Infolgedessen kommt es häufig zu einer Anämie (Blutarmut), einer erhöhten Blutungsneigung oder einer gesteigerten Infektanfälligkeit.

Ist die Leber von den bösartigen Tumorzellen befallen, kommt es zu einer Organvergrößerung, einer sogenannten Hepato-Megalie. Das ruft ein Druckgefühl im oberen Bauchbereich hervor. Auch die Gallen- und Leberwerte im Blut verändern sich. Ebenso kommt es zu einer Milzvergrößerung, einer sogenannten Spleno-Megalie, die Beschwerden im Bauchraum auslöst.
Greift das Hodgkin-Lymphom auf das Nervensystem über, drohen neurologische Symptome.

Verlauf

Die Heilungsaussichten sind bei einem Hodgkin-Lymphom im Allgemeinen sehr gut, denn dieser Tumor reagiert sehr empfindlich auf Strahlen- und Chemotherapien. In den meisten Fällen lässt sich die Erkrankung daher heilen.
Die Prognose ist umso besser, je frühzeitiger Ärztinnen und Ärzte den Tumor entdecken und adäquat behandeln können. Selbst bei einem weit fortgeschrittenen Krankheitsstadium (Grad IV) ist grundsätzlich noch eine Heilung möglich. Wie hoch die Lebenserwartung aber konkret ist, hängt immer vom Einzelfall ab.

Ohne eine angemessene Behandlung bestehen für die betroffenen Patientinnen und Patienten jedoch kaum Heilungschancen. Dementsprechend sinkt auch die Lebenserwartung.

Im Fall eines Rezidivs – also bei einer Rückkehr des Tumors – lassen sich ebenfalls therapeutisch noch langfristig gute Resultate und sogar noch eine Heilung erzielen. Allerdings können sich manchmal Jahre oder gar noch Jahrzehnte nach einer Hodgkin-Lymphom-Therapie aufgrund der Strahlen- und Chemotherapie andere Krebserkrankungen entwickeln wie zum Beispiel Non-Hodgkin-Lymphome oder eine Leukämie.

Ursachen und Risikofaktoren

Die exakten Ursachen sind bislang noch nicht bekannt. Mediziner*innen vermuten jedoch, dass bei der Entstehung der Krebserkrankung mehrere Faktoren aufeinandertreffen.
Bei einigen erkrankten Patientinnen und Patienten ist eine Epstein-Barr-Virusinfektion (EBV) an der Entstehung des Lymphdrüsenkrebses beteiligt. Wissenschaftliche Forscher*innen untersuchen auch eine mögliche erbliche Prädisposition für das Hodgkin-Lymphom. Kinder und Geschwister von betroffenen Personen haben demnach ein leicht erhöhtes Risiko, selbst an Lymphdrüsenkrebs zu erkranken.

Ein weiterer Risikofaktor ist zudem eine angeborene oder erworbene (etwa durch eine HIV-Erkrankung) Immunschwäche: Diese begünstigt zum Teil die Entstehung entarteter B-Lymphozyten.

Unter Umständen kann es auch einen Zusammenhang zwischen einem Hodgkin-Lymphom und einem langjährigen Nikotinkonsum geben. Diverse schädliche Substanzen, die im Tabakrauch enthalten sind, schädigen das Zellerbgut, sodass diese leichter entarten können.

Inwiefern sonstige Außenfaktoren wie etwa Umwelt oder der individuelle Lebensstil eine Rolle spielen, ist derzeit unter Fachexpertinnen und Fachexperten noch nicht geklärt.

Therapie

Die Krebsbehandlung muss individuell an die jeweilige Patientin oder den Patienten adaptiert werden. Vor Behandlungsbeginn wird die erkrankte Person umfassend und vollständig über alle Therapiebausteine aufgeklärt, ebenso über die Wirkung und alle möglichen Nebenwirkungen. Darüber hinaus klärt die behandelnde Ärztin oder der Arzt ab, ob die Patientin bzw. der Patient an einer psychoonkologischen Betreuung interessiert ist.

Chemotherapeutische Behandlung

Hierbei werden Zytostatika verabreicht, also Zellgifte, die in der Lage sind, die malignen Tumorzellen abzutöten. Nach einem festgelegten Zeitplan werden mehrere Medikamente in regelmäßigen Zyklen verabreicht, um die entarteten Lymphomzellen abzutöten.

Bei der Hodgkin-Erkrankung haben sich – abhängig vom Krankheitsstadium – unterschiedliche Chemotherapie-Schemata bewährt. Diese sind nach den Anfangsbuchstaben der Zytostatika benannt: So gibt es etwas das BEACOPP-Schema oder das ABVD-Schema. BEACOPP ist also ein Akronym für die Kombinationstherapie mit folgenden sieben Medikamenten:

Das ABVD-Schema ist eine Kombinationstherapie mit folgenden Medikamenten:

  • A: Adriamycin (ein Anthrazyklin)

  • B: Bleomycin (zytostatisches Antibiotikum)

  • V: Vinblastin (Vincaalkaloid)

  • D: Dacarbazin (Alkylans)

Strahlentherapie

Lymphdrüsenkrebs ist eine sehr strahlenempfindliche Erkrankung. Das heißt also, dass die bösartigen Krebszellen durch Bestrahlung effektiv zerstört werden können. Im optimalen Fall wird ein Therapieplan erarbeitet – und zwar von einem Team, zu dem auch ein speziell ausgebildeter Strahlenexperte oder Radioonkologe gehört. Dieser kann dank der Fachkenntnisse die Details der Therapie exakt festlegen.

Stammzelltransplantation bei einem Morbus Hodgkin-Rezidiv

Blutstammzellen sind Vorläuferzellen des blutbildenden Systems. Bei einem Rückfall kommt eine Transplantation dieser Stammzellen in Betracht. Zudem kann noch einmal eine Strahlenbehandlung oder eine Chemotherapie zum Einsatz kommen. Hier werden den erkrankten Patientinnen und Patienten nach einer herkömmlichen chemotherapeutischen Behandlung zunächst eigene Blutstammzellen entnommen. Nach einer hoch dosierten Chemotherapie – die das gesamte blutbildende System zerstört – werden die entnommenen Stammzellen wieder zurückübertragen. In der Medizin ist von einer sogenannten „autologen Blutstammzelltransplantation“ die Rede.

Auf diese Weise kann das blutbildende System der Patientinnen und Patienten wiederhergestellt werden. Für viele Betroffene, die einen ersten Rückfall der Krebserkrankung erleiden, ist dieses Konzept die Behandlung der Wahl.

Behandlung bei schwangeren Frauen mit Hodgkin-Lymphom

Menschen erkranken im jungen Erwachsenenalter am häufigsten an einem Hodgkin-Lymphom.
Zum Teil sind daher auch werdende Mütter betroffen. In einem solchen Fall braucht es eine engmaschige ärztliche Kontrolle.

Hierzu gehört neben den regulären Standarduntersuchungen auch eine:

  • Sonografie (Ultraschalluntersuchung) inkl. Vermessung des ungeborenen Kindes (Fetometrie)

  • alle drei Wochen eine Ultraschall- und Fruchtwasserkontrolle des ungeborenen Babys

Ob in der Schwangerschaft eine chemotherapeutische Behandlung stattfinden kann, hängt in erster Linie vom Schwangerschaftsstadium ab:

  • Erkrankt eine Frau im ersten Drittel der Schwangerschaft an einem Hodgkin-Lymphom, so kann erst mit Beginn des zweiten Schwangerschaftsdrittels mit der notwendigen chemotherapeutischen Behandlung begonnen werden. Der Hintergrund ist hier folgender: Die Chemotherapeutika bergen eine hohe Gefahr für die Entstehung kindlicher Fehlbildung. Zum Schwangerschaftsbeginn hätte das besonders fatale Auswirkungen.

  • Erfolgt die Krebsdiagnose im zweiten oder im dritten Schwangerschaftsdrittel, so ist grundsätzlich sofort eine chemotherapeutische Behandlung möglich. Die Chemotherapie kann bis zu drei Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin durchgeführt werden. Die behandelnde Ärztin bzw. der Arzt prüft jedoch individuell, ob sich eine Krebstherapie nicht unter Umständen auch bis zum Zeitpunkt nach der Geburt verschieben lässt.

Als Ergänzung kann auch eine Strahlenbehandlung zum Einsatz kommen. Während der Zeit der Schwangerschaft kommt diese aber nicht in Betracht, sondern erst nach der Entbindung. Zwischen dem Abschluss einer chemotherapeutischen Behandlung sowie dem Beginn einer Strahlentherapie sollten aber möglichst nicht mehr als höchstens 12 Wochen liegen.

Das können Sie selbst tun

Prävention ist ein zentrales Stichwort!
Um dieser Tumorerkrankung sicher vorzubeugen, ist noch viel zu wenig über die konkreten Ursachen und Auslöser bekannt. Beeinflussen lassen sich nur die Risikofaktoren, die bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielen sollen. So können Sie sich etwa vor einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber) schützen, indem sie den Kontakt zu erkrankten Personen vermeiden.

Sinnvoll ist zudem der Schutz vor radioaktiver Strahlung, vor diversen Schadstoffen und auch vor Tabakrauch. All diese Einflüsse können das Zellerbgut schädigen und nicht nur maligne Lymphome, sondern auch verschiedene andere Tumorerkrankungen begünstigen.

Sonstige mögliche Maßnahmen

  • Bei einer Hodgkin-Lymphom-Behandlung sollten auch immer die Therapie-Nebenwirkungen mitbehandelt werden. Übelkeit ist beispielsweise eine häufige Nebenwirkung der Chemotherapie, die aber medikamentös behandelt werden kann.

  • Während einer solchen Krebsbehandlung sollte auf eine doppelte Verhütung gesetzt werden, also zum Beispiel auf die Verhütung mit Anti-Baby-Pille und Kondom. Damit lässt sich einer Schwangerschaft und einer möglichen Schädigung des ungeborenen Kindes durch die eingesetzten Medikamente vorbeugen.

  • Betroffene können auch von einer leichten sportlichen Aktivität profitieren, sowohl während wie auch nach der Krebsbehandlung. Bewegung hilft gegen Erschöpfung und anhaltende Müdigkeit, zwei Symptome, die oft mit einer Tumorerkrankung einhergehen (Fatigue-Syndrom).

Das gilt es nach einer Hodgkin-Erkrankung zu beachten

Eine Hodgkin-Erkrankung gilt nach fünf Jahren Symptomfreiheit als geheilt. Rückfälle nach dieser Zeit sind äußerst selten.
Eine Behandlung von einem Hodgkin-Lymphom kann Spätfolgen nach sich ziehen, die auch weiterhin zu Beschwerden führen können. Für die Betroffenen ist es deshalb wichtig, dass sie von den zuständigen Ärztinnen und Ärzten darüber informiert werden, wie wichtig auch nach einer überstandenen Erkrankung weitere Kontrolltermine sind. Hierfür sind Hausärzte oder auch Fachärzte die richtigen Anlaufstellen und Ansprechpartner.

Es gibt spezielle Fachzentren, die sich darauf spezialisiert haben, Sprechstunden für erfolgreich behandelte Krebspatienten anzubieten. Hier können sich die Betroffenen detailliert mit geschultem Fachpersonal über die Erkrankungen und mögliche Folgen austauschen sowie beraten lassen.
Gerade dann, wenn die Hodgkin-Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen auftritt, kann es hilfreich sein, solche Fachzentren aufzusuchen.

Kinderwunsch & Fruchtbarkeit

Gerade für Patientinnen und Patienten ist es wichtig, sich am Anfang der Behandlung über mögliche Risiken und Nebenwirkungen zu informieren. Eine Krebstherapie kann langfristig das Risiko einer Unfruchtbarkeit und Zeugungsunfähigkeit erhöhen.

Zu Beginn der Behandlung sollten also bei Patientinnen und Patienten mit Kinderwunsch Möglichkeiten in Betracht gezogen werden, die Fruchtbarkeit zu schützen. So kann die Möglichkeit bestehen, dass unbefruchtete Eizellen oder Spermien entnommen und bis zur späteren künstlichen Befruchtung eingefroren werden. So können die Betroffenen auch nach der erfolgreichen Krebstherapie noch ihren Kinderwunsch erfüllen.