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Keuchhusten (Pertussis)

von DoctorBox |
begutachtet von Univ. Prof. Dr. med. Katharina Schallmoser, MSc. |
Junge Frau mit Keuchhusten hustet vor behandelnden Ärzten in ihre Hand - Symptom der ansteckenden Atemwegserkrankung. Frühzeitige Diagnose, angemessene Behandlung und hygienische Maßnahmen helfen, die Verbreitung von Keuchhusten einzudämmen und die Genesung zu fördern.
ICD-Code: A37.-

Keuchhusten – in der medizinischen Fachsprache als Pertussis bezeichnet, ist eine hochansteckende Infektionskrankheit der Atemwege. Hervorgerufen wird die Krankheit durch den bakteriellen Erreger „Bordetella pertussis“. Obwohl Keuchhusten zu den Kinderkrankheiten gehört, können nicht nur Säuglinge und Kinder, sondern auch Erwachsene erkranken. Erfahren Sie hier alle wichtigen Informationen über Ansteckung, Symptome und Therapiemöglichkeiten. 

Das passiert bei Keuchhusten 

Keuchhusten wird umgangssprachlich auch als „Stickhusten“ bezeichnet, Mediziner sprechen von „Pertussis“.
Die meisten Keuchhusten-Fälle lassen sich hierzulande in den Herbst- und Wintermonaten beobachten, grundsätzlich ist aber ganzjährig ein Ausbruch der Krankheit möglich. Die Erkrankung wird zu den Kinderkrankheiten gezählt, doch auch Erwachsene können sich in allen Lebensphasen infizieren und schwer erkranken. 
Hervorgerufen wird diese akute Atemwegsinfektion durch das Bakterium „Bordetella pertussis“, das nach seinem Entdecker, dem belgischen Bakteriologen Jules Bordet (1870 - 1961) benannt ist.
Charakteristisch sind sehr starke Hustenanfälle, an denen die Erkrankten fast zu ersticken scheinen, und ausklingend sehr markantes Keuchen. In den ersten Lebensmonaten ist diese Erkrankung für Säuglinge lebensgefährlich!  

Pertussis ist hochinfektiös und seit dem 29. März 2013 meldepflichtig! Nach dem gültigen Infektionsschutzgesetz (IfSG) müssen folgende Informationen an die örtlichen Gesundheitsämter weitergemeldet werden:  

  • Verdacht sowie tatsächlich diagnostizierte Erkrankung, 

  • Tod infolge einer Keuchhusten-Infektion sowie 

  • direkter oder indirekter Nachweis der Krankheitserreger. 

Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich Keuchhusten im Kapitel „Sonstige bakterielle Krankheiten“ unter den Nummern A37.0-A.37.9. 

Symptome  

Bei Kindern verläuft die Infektion typischerweise in drei Stadien:  

1. Erkältungsartiges Stadium (Stadium catarrhale)  

Die Symptome ähneln in dieser Phase einem grippalen Infekt oder einer Erkältung. Typische Symptome sind daher: 

  • Schnupfen und Niesen, 

  • leicht erhöhte Körpertemperatur, 

  • leichter Hustern, der allmählich in Krampfhusten übergeht, 

  • Heiserkeit und  

  • manchmal Bindehautentzündung. 

Dieses Krankheitsstadium dauert 7 bis 14 Tage: In dieser Zeit sind an Pertussis Erkrankte besonders infektiös. Ohne antibiotische Therapie kann die Ansteckungsgefahr aber auch noch bis zu 3 Wochen nach Beginn des nächsten Krankheitsstadiums (Anfall-Stadium) andauern. 

2. Anfall-Stadium (Stadium convulsivum) 

In dieser zweiten Krankheitsphase treten über einen Zeitraum von 3 bis 6 Wochen die typischen Krankheitssymptome auf: Es kommt besonders bei kleinen Kindern zu starken Hustenanfällen mit deutlich hörbarem Keuchen beim Einatmen. Die Kleinen husten dabei mit vorgestreckter Zunge mehrfach und rasch hintereinander, auch Stakkato-Husten genannt. Häufig atmen die Kinder anschließend jauchzend sowie keuchend ein, was eine Folge einer Kehlkopfverkrampfung ist. Die Attacken können minutenlang anhalten und bis zu 50-mal täglich auftreten.
Zusätzlich zum typischen Keuchhusten können sich folgende Symptome bemerkbar machen:   

  • Glasiger, zäher Hustenauswurf mit 

  • terminalem Erbrechen, 

  • Zunahme der Beschwerden in der Nacht, 

  • selten Fieber. 

Abhängig vom Lebensalter der Erkrankten können die Symptome unterschiedlich ausfallen, bei Jugendlichen und Erwachsenen zeigt sich häufig ein lang anhaltender, trockener Husten ohne typisches Anfall-Stadium. 

3. Erholungsstadium (Stadium decrementi) 

Diese letzte Krankheitsphase dauert 6 bis 10 Wochen, die Keuchhusten-Symptome werden allmählich schwächer. Die Erholungsphase wird auch als Rekonvaleszenz-Stadium bezeichnet, aus dem Lateinischen „convalescere“, übersetzt „erstarken“, „kräftiger werden“.  

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Verlauf 

Typischerweise verläuft eine Pertussis-Infektion langwierig über Monate: Nach einem rund 1- bis 2-wöchigen Anfangsstadium kommt es zu einem 4- bis 6-wöchigen Anfall-Stadium. Den Abschluss der Erkrankung bildet dann ein 6- bis 10-wöchiges Erholungsstadium.  

Wie sich der Verlauf im Einzelfall entwickelt, hängt wesentlich vom Lebensalter der Betroffenen ab: 

  • Bei Säuglingen verläuft Pertussis oft besonders schwer, obwohl die Hustenattacken noch nicht so intensiv ausgeprägt sind. 

  • Bei Jugendlichen und Erwachsenen zeigt sich oft nur ein lange anhaltender (Reiz-)Husten.  

Nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von 9 – 10 Tagen (6 – 20 Tage möglich) treten die typischen Krankheitszeichen auf. Ab dem Zeitpunkt des Auftretens der ersten Symptome sind die an Keuchhusten erkrankten Personen für weitere 5 - 6 Wochen ansteckend. Durch eine antibiotische Behandlung kann die Ansteckungsphase deutlich verkürzt werden. So sind die Betroffenen bereits 5 Tage nach Behandlungsbeginn nicht mehr infektiös.  

Mögliche Begleiterkrankungen im Verlauf einer Keuchhusten-Erkrankung 

Bei rund einem Viertel aller Betroffenen kommt es zu Komplikationen, wenn Pertussis zu spät erkannt und therapiert wird. So haben die Erreger ausreichend Zeit, sich im Organismus auszubreiten.  

Mögliche Folgeerkrankungen und Symptome sind:  

  • Lungenentzündung (Pneumonie) und Mittelohrentzündung (Otitis media): Hierzu kommt es, wenn sich die Pertussis-Erreger entlang der Ohrtrompete oder im Lungengewebe ausbreiten. 

  • Rippen- und Leistenbruch als Folge besonders starker Hustenanfälle: Diese werden oft erst spät festgestellt, etwa wenn beim Sport starke Schmerzen auftreten. 

  • Massiver Gewichtsverlust: Vor allem Kinder sind davon betroffen, denn eine Pertussis-Erkrankung ist oft mit vermindertem Appetit verbunden. 

  • Harninkontinenz vor allem bei Kindern und ältere Menschen: Bei starken Hustenattacken kann es zu unkontrolliertem Harnabgang kommen. Doch seien Sie unbesorgt: Die Inkontinenz ist nicht von Dauer, die Beschwerden klingen mit Abnahme der Hustenanfälle ab.  

Pertussis bei Säuglingen und kleinen Kindern  

Grundsätzlich gilt: Je früher es zu einer Keuchhusten-Erkrankung kommt, desto gefährlicher ist der Verlauf für das erkrankte Kind. 
In den ersten 12 Lebensmonaten haben die Kleinen noch keinen vollständigen Pertussis-Impfschutz entwickelt, daher kann eine Infektion häufig schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. 
Säuglinge weisen oftmals keine charakteristischen Symptome auf, die Hustenanfälle sind nicht so intensiv und nicht stakkato-artig. Darüber hinaus können sich Säuglinge und sehr kleine Kinder nicht selbstständig aufsetzen, um dem Körper das Husten zu erleichtern. 
Manchmal tritt nur ein gerötetes Gesichtchen auf oder es lässt sich ein sanftes Piepsen vernehmen. Im Fokus stehen lebensgefährliche Atemaussetzer, sogenannte Apnoen: Die betroffenen Säuglinge hören häufig sekundenlang auf zu atmen, wodurch es zu Atemnot und Blaufärbung der Haut (Zyanose) kommen kann.  

Bei Säuglingen kann es zu weiteren gefährlichen Komplikationen kommen, wie  

  • Mittelohrentzündung (Otitis media), 

  • Lungenentzündung (Pneumonie) oder 

  • Schädigung des Gehirns (Enzephalopathie) mit Krampfanfällen.  

Ein besonders schwerer Verlauf ist für ungeimpfte Säuglinge vor Ende des sechsten Lebensmonates sowie für Frühgeborene zu erwarten, auch Kinder von sehr jungen Müttern haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko. 

Ursachen & Risikofaktoren für Pertussis 

Die Ursache von Keuchhusten ist eine Infektion mit dem nur beim Menschen vorkommenden Bakterium „Bordetella pertussis“. Die Erreger vermehren sich auf den Schleimhäuten der Atemwege und setzen dabei ein Gift, das sogenannte Pertussis-Toxin frei. Dieses verursacht die Symptome der Erkrankung durch:  

  • Zerstörung der Schleimhäute, 

  • Schädigung des umliegenden Gewebes und 

  • Schwächung des Immunsystems. 

Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Erreger, „Bordetella parapertussis“ sowie „Bordetella holmesii“, die ebenfalls Infektionen ähnlich einer Pertussis-Erkrankung auslösen. Diese verlaufen im Allgemeinen aber kürzer und milder als ein klassischer Keuchhusten. „Bordetella parapertussis“ kann übrigens nicht nur den Menschen, sondern auch Schafe infizieren.
Die Krankheitserreger werden durch Tröpfchen übertragen, die beim Husten, Lachen, Sprechen oder Niesen in die Raumluft abgegeben werden und beim Einatmen auf die Schleimhäute anderer Mitmenschen gelangen (Tröpfcheninfektion).
Keuchhusten-Erreger verbreiten sich sehr schnell und leicht! Die Wahrscheinlichkeit, dass eine erkrankte Person andere Mitmenschen aus dem Umfeld mit dem Erreger ansteckt, liegt zwischen 80 und 90 %, Pertussis ist also hochansteckend!
Die Ansteckungsfähigkeit von Erkrankten ist während der ersten 14 Tage am höchsten und kann rund drei Wochen anhalten. Unter antibiotischer Therapie verkürzt sich die Infektiosität. 

Pertussis-Risikofaktoren im Überblick 
  • Für Neugeborene ist eine Pertussis-Erkrankung lebensbedrohlich! Bei mehr als der Hälfte der betroffenen Kinder ist ein Klinikaufenthalt erforderlich. Sie haben keine eigene spezifische Immunabwehr gegen die Erreger und auch keinen „Nestschutz“. Ein effektiver Schutz ist erst nach der vollständigen Impfung gegeben.  

  • Ungeimpfte Personen oder abgelaufener Impfschutz: Da der Keuchhusten-Impfschutz nur wenige Jahre anhält, kann die Krankheit auch bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ausbrechen. 

  • Zu den Risikogruppen gehören auch Senioren und Personen mit Vorerkrankungen.  

Therapie  

Eine frühzeitige antibiotische Therapie ist bei Keuchhusten sehr wichtig. Geeignet sind beispielsweise Cotrimoxazol, Azithromycin oder Clarithromycin. Die Antibiotika sorgen für eine schnellere Ausheilung des Keuchhustens ohne schwere Komplikationen und verkürzen gleichzeitig die Ansteckungsfähigkeit der Betroffenen. Nach 5- bis 7-tägiger Antibiotikatherapie besteht für gesunde Kontaktpersonen keine Infektionsgefahr mehr, und die Verbreitung von Keuchhusten kann somit eingedämmt werden.  

Erkrankte Säuglinge müssen immer stationär behandelt werden, da sie entstehenden Schleim nicht abhusten können und daher die Gefahr lebensgefährlicher Atemstillstände besteht. In der Klinik kann der Schleim abgesaugt und somit die Atemnot und Erstickungsgefahr reduziert werden.
Zur Linderung der Symptome können weitere Medikamente wie Salbutamol oder entzündungshemmende Kortisonpräparate zum Einsatz kommen. Salbutamol ist ein die Bronchiolen entkrampfendes Arzneimittel, das auch bei Asthma bronchiale zur Anwendung kommt.  

Was Sie selbst tun können 

  • Kontaktieren Sie bei Verdacht auf eine Pertussis-Infektion bei Ihrem Kind IMMER Ihre Kinderärztin oder Ihren Kinderarzt! 

  • Achten Sie bei erkrankten Kindern auf eine reizarme Umgebung. Zudem sollten die betroffenen Kinder weder toben noch sich sportlich betätigen, denn das kann erneut Hustenanfälle hervorrufen. Setzen Sie vielmehr auf ruhige Spaziergänge an der frischen Luft. 

  • Warme Zitronensaft-Brustwickel vor dem Zubettgehen wirken ebenso wie regelmäßige Meersalzinhalationen sehr wohltuend. 

  • Kinder, die an Keuchhusten erkrankt sind, brauchen viel liebevolle Zuwendung und Nähe. Es ist sehr wichtig, die Kleinen während der starken Hustenanfälle zu beruhigen. 

  • Achten Sie darauf, dass die Raumluft nicht zu trocken ist. Regelmäßiges Stoßlüften oder Raumluftbefeuchter erhöhen die Luftfeuchtigkeit. 

  • Erkrankte Kinder sollten ausreichend trinken. Kochen Sie vermehrt breiige Gerichte oder Suppen und verteilen Sie besser mehrere kleinere als nur wenige große Mahlzeiten über den Tag. An Keuchhusten erkrankte Kinder neigen nämlich häufig zu Würgereiz und Erbrechen. 

  • Hustensaft hat bei Keuchhusten nur eine sehr geringe bzw. gar keine Wirkung. Ist der in den Bronchien entstehende Schleim jedoch sehr zähl, können schleimlösende Mittel zum Einsatz kommen. Sprechen Sie unbedingt mit der behandelnden Kinderärztin oder dem Kinderarzt! 

  • Achten Sie bitte darauf, dass das erkrankte Kind während der Hustenanfälle aufrecht sitzt und den Kopf leicht vornüberbeugt. 

  • Während der Ansteckungsphase dürfen erkrankte Kinder nicht mit anderen gesunden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zusammen sein, um die Krankheit nicht weiter zu verbreiten. Sie sollten insbesondere nicht mit Säuglingen und älteren oder sonst immungeschwächten Menschen in Kontakt kommen! 

Keuchhusten-Schutzimpfung   

Wer bereits einmal an Keuchhusten erkrankt war, kann auch erneut daran erkranken. Die Impfung bietet ebenfalls keinen kompletten lebenslangen Schutz, die Erkrankung verläuft bei geimpften Personen aber wesentlich milder. Deshalb raten die Experten der STIKO (Ständige Impfkommission) des Robert-Koch-Instituts zur Keuchhusten-Impfung für alle Altersgruppen, besonders aber für die besonders gefährdete Gruppe der Säuglinge und Kleinkinder.  

1. Pertussis-Grundimmunisierung 

Die Keuchhusten-Impfung wird von Experten ausdrücklich bereits im Säuglingsalter empfohlen. Kann die Grundimmunisierung nicht im Kindesalter erfolgen, kann sie auch im Jugend- oder Erwachsenenalter nachgeholt werden.

Die Keuchhusten-Grundimmunisierung besteht aus insgesamt drei einzelnen Impfungen:  

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1. Pertussis-Impfung unmittelbar ab Ende des 2. Lebensmonats, 

2. Pertussis-Impfung ab dem 4. Lebensmonat, 

3. Pertussis-Impfung bis zum Ende des 1. Lebensjahres (zwischen dem 11. und dem 14. Lebensmonat). 

2. Auffrischungsimpfung  

In der Kindheit und Jugend sollte der Impfschutz mit einem sogenannten Kombinationsimpfstoff für Pertussis, Diphtherie und Tetanus zu folgenden Zeitpunkten aufgefrischt werden:

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  • Zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr und 

  • zwischen dem 9. und 17. Lebensjahr. 

Liegt die letzte Pertussis-Schutzimpfung länger als zehn Jahre zurück, wird auch Erwachsenen eine einmalige Auffrischungsimpfung in Form der Kombinationsimpfung empfohlen.