Knochenkrebs

Unter dem Begriff „Knochenkrebs“ werden alle malignen, das heißt bösartigen Tumorerkrankungen zusammengefasst, die im Skelettsystem ihren Ursprung nehmen. Nur ca. 1 Prozent aller bösartigen Tumoren gehen vom Knochen aus: Diese Tumoren, die direkt aus dem Knochengewebe entspringen, werden in der Medizin als „primäre Knochentumoren“ und als „Knochensarkome“ bezeichnet.
Die häufigsten bösartigen Knochentumoren sind aber Metastasen, also Absiedelungen, die von einer anderen primären Tumorerkrankung ihren Ausgang nehmen, so etwa von einem Brustkrebs (Mammakarzinom), einem Lungenkrebs (Bronchialkarzinom), einem Prostatakrebs (Prostatakarzinom) oder einem Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom oder Struma maligna).
Krebs kann nahezu überall im Körper des Menschen entstehen, eben auch im Skelett. Entarten die Zellen im Knochengewebe und vermehren sich unkontrolliert, so kommt es zu einem malignen Knochentumor.
Mediziner*innen unterscheiden verschiedene Knochentumorarten. Die häufigsten sind das Osteosarkom, das Ewing-Sarkom sowie das Chondrosarkom. Grundsätzlich gehört Knochenkrebs zu den seltenen Krebsarten. Hierzulande erkranken jährlich ungefähr 800 Menschen daran. Bei den meisten Betroffenen entwickelt sich ein Osteosarkom, am zweithäufigsten wird ein Chondrosarkom diagnostiziert. Nur rund 50 Menschen erkranken jährlich an Ewing-Sarkomen. An Chondrosarkomen leiden hauptsächlich erwachsene Personen, hingegen kommen Osteosarkome und Ewing-Sarkome häufiger im Kindes- und Jugendalter vor, also in der Zeit des intensivsten Knochenwachstums.
Gutartige Veränderungen von Zellen in den Knochen bezeichnen Ärztinnen und Ärzte nicht als Krebs, sondern als gutartige – als benigne – Knochentumore. Zu diesen gutartigen Knochentumoren gehören unter anderem das Osteom, das Osteoblastom sowie das Osteoidosteom.
Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich Knochenkrebs im Kapitel „Bösartige Neubildungen des Knochens und des Gelenkknorpels sonstiger und nicht näher bezeichneter Lokalisationen“ unter der Nummer C41.
Das Skelettsystem des Menschen
Das menschliche Skelettsystem hat am Gewicht des Menschen einen Anteil von ca. 12 Prozent. Insgesamt besteht das Skelett aus über 200 Knochen, die durch Muskeln, Sehnen und Knorpel miteinander verbunden beziehungsweise gestützt werden. Die wichtigsten Funktionen des Skelettsystems bestehen darin, die inneren Körperorgane vor Außeneinwirkungen zu schützen sowie den gesamten Körper zu stabilisieren, ihm also sicheren Halt zu geben. Ohne das Skelett könnten wir Menschen keinerlei Bewegungen ausführen. Zudem findet auch die Blutproduktion, das heißt die Blutbildung im Skelettapparat des Menschen statt.
Im Wesentlichen besteht das Skelett aus Wasser, nämlich zu rund 25 Prozent, zudem aus organischen sowie anorganischen Stoffen wie etwa:
Phosphor
Kalzium
Proteinen (Eiweißen)
Eisen
Natrium
Kalium
Magnesium
Fluor
Chlor
Die vier wichtigsten Skelettbestandteile:
1. Kompakte Knochenmasse
Hiermit wird der innere Knochenkern umschlossen.
Die Knochenmasse ist am sogenannten Knochenschaft – das heißt am langen Teil des Knochens, der sich zwischen den beiden Knochenenden befindet – besonders dicht. Umschlossen wird sie nach außen hin von der Knochenhaut. Die Hauptaufgabe der kompakten Knochenmasse ist die Stabilisierung der Knochen.
2. Knochenbälkchen
Hierbei handelt es sich um ein weitverzweigtes Netz, das sich im Inneren der Knochen befindet. Darin befindet sich das Knochenmark.
3. Knochenmark
Es gibt zwei Arten des Knochenmarks, nämlich das gelbe und das rote Knochenmark. Im Gelben wird vorrangig Fett gespeichert, weshalb es auch die Namensbezeichnung „Fettmark“ trägt.
Vor allem bei Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter ist das Fettmark in allen Röhrenknochen zu finden. Das rote Knochenmark ist hingegen für die Blutbildung zuständig. Hier werden die roten Blutkörperchen hergestellt, die vor allem für den Sauerstofftransport im Körper verantwortlich sind. Im roten Knochenmark werden auch die Blutplättchen produziert, die eine zentrale Rolle für die Blutgerinnung spielen. Auch die weißen Blutkörperchen entstammen dieser Knochenmarkart: Sie sind unverzichtbar wichtig für das Abwehrsystem.
4. Knochenhaut
In der medizinischen Fachsprache wird die Knochenhaut als Periost bezeichnet. Die Knochen des menschlichen Skeletts werden nach außen von der Knochenhaut umschlossen. In ihr befinden sich Zellen, die in der Lage sind, neue Knochenzellen zu produzieren. Diese Zellen werden in der Fachsprache als Osteoblasten genannt. Die Knochenhaut leistet also einen zentralen Beitrag zum Knochenwachstum sowie zur Regeneration der Knochen.
Die unterschiedlichen Knochenkrebsformen
Ärztinnen und Ärzte unterscheiden sowohl maligne (bösartige) als auch benigne (gutartige) Knochentumoren. Nur die bösartigen Tumoren werden jedoch als Knochenkrebs bezeichnet.
Hierbei wird zwischen primären und sekundären Formen differenziert:
Primärer Knochenkrebs
Dieser bösartige Tumor entsteht direkt im Knochengewebe oder im Knorpel. Er zeigt sich in den meisten Fällen an typischen Knochenstellen, den sogenannten Prädilektionsstellen: Hierzu gehört beispielsweise die Wachstumsfuge.
Stellen Sie sich hierzu einen länglichen Röhrenknochen vor: Die Knochenenden werden als Epiphyse bezeichnet. Anschließend folgt die kleine Metaphyse. Der eigentliche lange Knochenteil wird als Diaphyse bezeichnet. Zwischen der Metaphyse und der Epiphyse befindet sich die Wachstumsfuge.
Beim sogenannten Ewing-Sarkom entsteht der Krebs meistens in der Diaphyse.
Ärztinnen und Ärzte unterscheiden generell drei Knochenkrebsformen:
1. Osteosarkom (Tumor aus den Knochen)
Dieser Krebs geht von den Zellen der Knochenmatrix (Knochengrundsubstanz) aus. Diese Art des Knochenkrebses ist die am häufigsten vorkommende Form – und zwar sowohl bei Kindern und Jugendlichen wie auch bei Erwachsenen. Jedes Jahr erkranken im Schnitt zwei bis drei von einer Million Menschen daran. Die Tumorerkrankung betrifft jedoch zum größten Teil Jugendliche und junge Erwachsene, konkret also Menschen in ihrem zweiten Lebensjahrzehnt. Jungen bzw. junge Männer sind dabei häufiger betroffen als Mädchen/junge Frauen.
2. Ewing-Sarkom
Dieser Tumor entspringt im Stützgewebe, also im Knochenmark. Ein Ewing-Sarkom kommt im Vergleich zum Osteosarkom oder einem Chondrosarkom wesentlich seltener vor. Hauptsächlich betroffen sind Kinder und Jugendliche.
Bevorzugt entsteht diese Form der Sarkome im Knochengewebe. Nur in sehr seltenen Fällen entstehen Ewing-Sarkome im Weichteilgewebe, also im Bindegewebe, Muskelgewebe, Fettgewebe oder im Gewebe peripherer Nerven.
3. Chondrosarkom (Tumor aus dem Knorpel)
Diese Form entwickelt sich aus dem Knorpelgewebe. Es ist die zweithäufigste Form unter den Knochenkrebsarten. In den meisten Fällen treten Chondrosarkome zwischen dem 50. sowie dem 70. Lebensjahr auf. Männer sind auch hier häufiger betroffen als Frauen.
Sekundärer Knochenkrebs
Vor allem bei Lungen-, Nieren-, Brust-, Prostata- und Schilddrüsenkrebs kann es zu Tochtergeschwülsten (Metastasen) in den Knochen kommen. Ebenso beim Multiplen Myelom (Morbus Kahler): Dieses gehört zu den häufigsten Tumorerkrankungen von Knochen und Knochenmark.
Die Absiedelungen werden unter Mediziner*innen als sekundärer Knochenkrebs bezeichnet. Diese Form entwickelt sich vor allem in der Wirbelsäule.
TNM-Klassifikation
Mithilfe der international gültigen TNM-Klassifikation kann das exakte Krankheitsstadium und somit die Tumorausbreitung beschrieben werden. Das ist vor allem für die anschließende Therapie von sehr großer Wichtigkeit.
Von Bedeutung sind dabei vor allem drei Merkmale, nämlich die Tumorgröße (T), das Vorhandensein von Metastasen in den Lymphknoten (N) sowie weiter entferntere Tochtergeschwülste/Metastasen (M).
Im Fall eines bösartigen Knochentumors sieht die TNM-Klassifikation wie folgt aus:
T = Tumorgröße
TX – kein Primärtumor nachweisbar.
T0 – es gibt keinen Anhaltspunkt für einen Primärtumor
T1 – der bösartige Tumor erreicht eine Größe von höchstens 8 Zentimeter.
T2 – der bösartige Tumor ist größer als 8 Zentimeter.
T3 – zunehmende Größe und Eindringtiefe: Es kommt zu einer diskontinuierlichen Ausbreitung im primär befallenen.
T4 – Wirbelsäule (Ausbreitung des Tumors in den Spinalkanal), große Gefäße und BeckensegmenteN = Metastasen in Lymphknoten (= Nodi lymphatici):
N0 – es sind keine örtlichen oder benachbarten Lymphknoten vom bösartigen Tumor befallen.
N1 – es sind regionale Lymphknoten-Metastasen vorhanden
NX – die regionalen Lymphknoten können nicht beurteilt werden.M = Fernmetastasen:
M0 – es sind keine Fernmetastasen vorhanden.
M1 – es sind Fernmetastasen vorhanden.
M1A (Lungenmetastasen)
M1B (Knochen oder andere Fernmetastasen)
MX – eine Beurteilung der Fernmetastasen ist nicht möglich.
Grading
Mithilfe des Gradings beurteilen Mediziner*innen sozusagen den Charakter des malignen Tumors. Es wird also gemessen, wie bösartig der Krebs ist, also wie stark sich die Tumorzellen von den gesunden Körperzellen unterscheiden. Hierfür prüfen Ärztinnen und Ärzte den Differenzierungsgrad des betroffenen Gewebes.
Insgesamt gibt es im Krebs-Grading folgende Grade:
GX = Grad der Differenzierung nicht beurteilbar
G1 = gut differenzierte Krebszellen (weniger bösartig)
G2 = mäßig differenzierte Krebszellen
G3 = schlecht differenzierte Krebszellen
G4 = nicht differenzierte Krebszellen (hochgradig bösartig).
Knochenkrebs-Stadien
Die Krebsstadien-Einteilung beruht in den meisten Fällen auf der TNM-Klassifikation. Darüber hinaus wird mit der Grading-Klassifikation die Bösartigkeit des Tumors berücksichtigt. Darauf basierend können vier verschiedene Krebsstadien unterschieden werden. Je höher das Stadium ist, desto weiter ist die Knochenkrebserkrankung fortgeschritten:
Knochenkrebsstadium I
Die Zellen des malignen Tumors sind nur sehr geringgradig bösartig (Grading 1 -2). In diesem Stadium hat der Tumor noch keine Absiedelungen in den Lymphknoten oder in anderen Körperorganen gebildet (N0, M0). Abhängig von der Tumorgröße kann dieses erste Stadium des Knochenkrebses noch weiter differenziert werden:
Stadium IA – der Tumor ist bis maximal acht Zentimeter groß (T1)
Stadium IB – der Tumor ist bereits größer als acht Zentimeter.
Knochenkrebsstadium II
In diesem Stadium des Knochenkrebses sind die Krebszellen hochgradig bösartig (Grading 3-4). Es können aber noch immer keine Metastasen gefunden werden, weder in benachbarten Lymphknoten (N0) noch in anderen Regionen des Körpers (M0).
Auch in diesem Stadium findet – abhängig von der Tumorgröße – eine weitere Unterteilung statt:
Stadium IIA – der Tumor ist bis maximal acht Zentimeter groß (T1)
Stadium IIB – der Tumor ist bereits größer als acht Zentimeter.
Knochenkrebsstadium III
In diesem Stadium können sowohl geringgradig wie auch hochgradig maligne Krebszellen vorhanden sein (jedes Grading). Auch jede Tumorgröße ist möglich (jedes T). Nach wie vor finden sich keine Tochtergeschwülste (N0, M0).
Knochenkrebsstadium IV
Wie im dritten Stadium ist auch hier jeglicher Bösartigkeitsgrad (jedes Grading) möglich, ebenso jede Tumorgröße (T).
Was das Vorhandensein von Metastasen betrifft, findet folgende Unterscheidung statt:
Stadium IV: Die benachbarten Lymphknoten können befallen sein, müssen es jedoch nicht (jedes N). Außerhalb der Lunge finden sich Absiedelungen (M1b).
Stadium IVA: Es sind keine Lymphknoten von den Tumorzellen befallen (N0), doch es finden sich Tochtergeschwülste in der Lunge (M1a).
Stadium IVB: Die Lymphknoten in der Nähe des malignen Tumors sind betroffen (N1). Darüber hinaus finden sich Tochtergeschwülste (Metastasen) in der Lunge und/oder in anderen Körperorganen (jedes M).
Symptome
Ein bösartiger Knochentumor macht sich zuallererst durch Schmerzen im betroffenen Knochenbereich bemerkbar. Sehr frühe Stadien können häufig asymptomatisch verlaufen. Das gilt für alle Formen des Knochenkrebses. Die Schmerzbeschwerden können unregelmäßig auftreten, nämlich häufig nachts und zum Teil belastungsabhängig). Auch die Intensität nimmt in der Regel zu, wenn die betroffenen Knochen von den betroffenen Patientinnen und Patienten entsprechend belastet werden.
Der stetig wachsende bösartige Tumor verursacht im weiteren Verlauf auch eine sichtbare sowie eine tastbare Schwellung. Dieser angeschwollene Bereich kann mal mehr und mal weniger schmerzen. Darüber hinaus fühlt er sich heiß an. Unter Umständen ist die Haut im betroffenen Bereich auch gräulich oder rot verfärbt.
Eine Knochenkrebs-Erkrankung kann sich auch durch Bewegungseinschränkungen im betroffenen Gelenk bemerkbar machen. Hierzu kommt es vor allem dann, wenn der Tumor und die vom Krebs verursachte Schwellung in der Nähe des Gelenks liegen.
Bei Kindern und Jugendlichen, die an dieser Form des Krebses erkrankt sind, werden auftretende Knochenschmerzen oftmals als Wachstumsschmerzen fehlgedeutet. Ebenso kann es dazu kommen, dass die sichtbare Schwellung im Tumorbereich als Folge einer Sportverletzung oder als Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis fehlgedeutet wird.
Ein charakteristisches Anzeichen für ein Osteosarkom ist die gesteigerte Brüchigkeit des betroffenen Knochens. Die Zellen, die im Allgemeinen den Knochen bilden, entarten.
Das bedeutet, dass sich die Zellen unkontrolliert teilen und weitervermehren. Die Folge ist ein sogenanntes Osteoid, also ein unreifes und sehr instabiles Knochengewebe.
Ein Knochenkrebs bildet sich vorrangig in den langen Röhrenknochen in den Beinen und Armen aus. Am zweithäufigsten sind Knochen in der Nähe des Knie- sowie des Schultergelenks betroffen. An den betroffenen Stellen ist der Knochen nur sehr wenig belastbar und bruchanfällig. Mediziner*innen sprechen in diesem Zusammenhang von einer pathologischen Fraktur: Sie ist in vielen Fällen der erste Hinweis auf ein Osteosarkom.
Tochtergeschwülste bei Knochenkrebs
Hat der bösartige Tumor gestreut – ist es also zur Bildung von Metastasen gekommen – kann es noch zu weiteren Symptomen kommen, so etwa zu:
Fieber
allgemeines Krankheitsgefühl
Leistungsschwäche
ausgeprägte Müdigkeit
Körpergewichtsverlust.
Kommt es zur Entstehung neuer Tumornester im selben Knochen wie der Primärtumor oder auf der gegenüberliegenden Seite, ist in der Medizin von Skip-Metastasen die Rede.
Verlauf
Ganz egal, ob ein Osteosarkom vorliegt oder eine andere Knochenkrebsart – ein maligner Tumor erfordert immer eine adäquate Behandlung. Erfolgt diese jedoch, so haben die Patientinnen und Patienten eine recht hohe Überlebensrate. So hat beispielsweise die Gruppe der Ewing-Sarkome bei Anwendung eines multimodalen Therapieansatzes eine 5-Jahres-Überlebensrate von ca. 80 %.
Die Heilungsaussichten (Prognose) im Fall einer Knochenkrebs-Erkrankung ist von verschiedenen Faktoren abhängig:
1. Art des Tumors: Wie bösartig ist also der Knochenkrebs? Wie wachstums- und teilungsfreudig sind die bösartigen Krebszellen?
2. Tumorlokalisation
3. Tumorgröße und Tumorausbreitung: Sind möglicherweise vorhandene Metastasen operabel? Können sie vollständig operativ entfernt werden?
4. Schlagen zusätzlich angewandte Therapien an, so etwa eine Strahlen- und/oder Chemotherapie?
Zudem kann auch nach einer erfolgreichen medizinischen Behandlung nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass es zu einem Rezidiv, also zu einer erneuten Tumorbildung kommt.
Insbesondere bei einem Osteosarkom stehen die Aussichten dann gut, wenn die Krankheit frühzeitig diagnostiziert wird. Sind nämlich noch keine Fernmetastasen entstanden, haben die Patientinnen und Patienten auch noch fünf Jahre nach der Krebsdiagnose noch eine Überlebenschance von über 60 Prozent! Dank großer Fortschritte der modernen Medizin hat sich aber allgemein die Prognose beim Osteosarkom deutlich verbessert. Wird das konventionelle Osteosarkom mittels Operation und Chemotherapie fachärztlich behandelt, so haben die Betroffenen eine 5-Jahre-Überlebensrate von bis zu 70 %.
Weit weniger positiv sind die Heilungsaussichten oftmals dann, wenn es bereits zur Metastasenbildung gekommen ist.
Die genaue Prognose hängt vor allem von zwei Faktoren ab, nämlich zum einen davon, ob es ein mögliches Rezidiv (Rückfall) gab und zum anderen von der Anzahl der möglicherweise neu entstandenen Tumorherde. Ebenso spielt es eine wichtige Rolle, wo sich die Krebsherde befinden und ob sie operativ vollständig entfernbar sind.
Ursachen und Risikofaktoren
Die konkreten Ursachen für einen Knochenkrebs sind bislang leider nicht bekannt. Da bösartige Knochentumoren jedoch häufig im Kindesalter beziehungsweise in der Pubertät vorkommen, vermuten Mediziner*innen, dass hormonelle und wachstumsbedingte Faktoren eine wichtige Rolle spielen.
Weitere mögliche Risikofaktoren, die zur Entstehung eines malignen Tumors in den Knochen führen können, sind:
Erbliche Prädisposition
Knochenerkrankung Morbus Paget
Vorherige Chemo- oder Strahlenbehandlung aufgrund einer anderen Krankheit
Darüber hinaus haben Patientinnen und Patienten ein erhöhtes Knochentumorrisiko, die an einem sogenannten hereditären Retinoblastom (Netzhauttumor) leiden.
Therapie
Die Knochenkrebs-Therapie richtet sich immer nach der Art des Tumors und nach seiner Ausbreitung. In der Regel empfehlen Onkologen und Onkologinnen eine Kombinationsbehandlung aus Operation, Strahlen- und Chemotherapie.
Bei der Operation entfernt die Chirurgin bzw. der Chirurg ganze Teile des Knochens und unter Umständen auch noch einen Teil des umliegenden Gewebes. In besonders schweren Fällen sehen die Ärztinnen und Ärzte nur noch den Ausweg der Amputation. Müssen nur kleine Knochenteile entfernt werden, so werden Fremdmaterialien für die Stabilisierung eingearbeitet, also Schrauben und Platten. Manchmal kann auch ein Verbindungsgestell zum Einsatz kommen, das außerhalb des Körpers liegt. Bei größeren Entfernungen kann es notwendig sein, körpereigenes Knochengewebe zu übertragen (häufig aus dem Beckenkamm).
Beim vermehrt in den langen Röhrenknochen auftretenden Osteosarkom wenden Mediziner*innen meistens eine Kombination aus Operation und Chemotherapie ein. Der erste Schritt ist die chemotherapeutische Behandlung, die dafür sorgen soll, dass der bösartige Tumor in den Knochen kleiner wird. Zusätzlich sollen Mikrometastasen abgetötet werden. Im zweiten Schritt kommt es dann zum operativen Eingriff. Dabei wird der verbliebene Knochentumor möglichst komplett entfernt. Anschließend kommt nochmals eine chemotherapeutische Behandlung zum Einsatz.
Darüber hinaus können Medikamente dabei helfen, die Körperimmunabwehr anzuregen. Damit kann der Körper effizienter gegen den bösartigen Krebs vorgehen. Eine Bestrahlung kommt in der Regel nicht infrage, denn ein Osteosarkom reagiert kaum auf ionisierende Strahlung.
Derselbe Therapieablauf kommt auch beim Ewing-Sarkom zum Einsatz, doch diese Form des Knochenkrebses spricht gut auf Bestrahlung an. Aus diesem Grund ist auch die Strahlentherapie ein wichtiger Baustein des Behandlungsplanes.
Chondrosarkome sind leider schwer therapierbar, denn diese malignen Tumoren sind äußerst strahlungsresistent. Aktuell gibt es medizinisch aber noch keine Alternativen, daher werden auch Chondrosarkome bislang noch durch eine Radiochemotherapie sowie einen operativen Eingriff behandelt. Trotz der sehr hohen Dosierung der Chemotherapie sprechen einige Chondrosarkome überhaupt nicht auf die Behandlung an. In einem solchen Fall können Mediziner*innen nur noch für eine Palliativversorgung der Betroffenen sorgen.
Auch gutartige (benigne) Tumoren in den Knochen werden im Allgemeinen operativ entfernt. Bei langsam wachsenden Geschwülsten, die den betroffenen Patientinnen und Patienten keine Beschwerden verursachen, warten Mediziner*innen in vielen Fällen sogar noch ab.
Beim Osteosarkom ist hingegen ein schneller operativer Eingriff sehr wahrscheinlich: Dieser an sich benigne Tumor kann nämlich entarten und zu einem bösartigen Krebs mutieren.
Amputation bei Knochenkrebs?
Das Ziel jedes operativen Eingriffs ist die vollständige Tumorentfernung. Gleichzeitig soll aber das umliegende Gewebe weitestmöglich geschont werden. In zahlreichen Fällen gelingt es den Ärztinnen und Ärzten, die betroffenen Gliedmaße der erkrankten Patientinnen und Patienten zu erhalten. Die Betroffenen werden vor jedem operativen Eingriff ausführlich über die Chancen und möglichen Risiken aufgeklärt.
Ist eine Amputation doch erforderlich, so haben die Patienten im Aufklärungsgespräch ausreichend Gelegenheit, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen und alle offenen Fragen zu klären.
Wie sieht die Behandlung im Rückfall oder im Krebsendstadium aus?
In manchen Fällen kommt es trotz intensiver therapeutischer Maßnahmen zu einem Rezidiv: Der bösartige Krebs kehrt also wieder zurück.
Das liegt daran, dass einzelne Krebszellen die Bestrahlung, die Operation oder die chemotherapeutische Behandlung überlebt haben.
Mediziner*innen unterscheiden dabei zwei Arten:
Lokalrezidiv: Der neue maligne Tumor entwickelt sich an derselben Stelle wie bereits der Ursprungstumor.
Fernrezidiv: Der neue Tumor wächst an einer ganz anderen Körperstelle. Fernrezidive kommen öfter vor als Lokalrezidive.
Die neuen Tumorherde sollten im Rahmen einer Operation komplett entfernt werden. Wenn dieses Ziel nicht erreicht werden kann, so kann in manchen Fällen eine Bestrahlungstherapie sinnvoll sein. In den meisten Fällen ist auch wieder eine chemotherapeutische Behandlung erforderlich.
Palliativbehandlung im Endstadium
Ist der Krebs in den Knochen bereits weit fortgeschritten oder an einer sehr unzugänglichen Körperstelle, so ist er oftmals nicht heilbar. In einer solchen Situation können die Mediziner*innen nur noch die auftretenden Beschwerden lindern, die mit der Krebserkrankung einhergehen. Eine solche Palliativbehandlung umfasst vor allem die Gabe von Schmerzmitteln. Unter Umständen kann auch eine Strahlentherapie zur Anwendung kommen, um den Tumor zu verkleinern und auf diese Weise die Schmerzbeschwerden zu mindern.
Das können Sie selbst tun
Nach einer Knochenkrebstherapie müssen die Patientinnen und Patienten erst wieder schrittweise in ihren Alltag und in ihr schulisches oder berufliches Leben zurückfinden. Spezielle Programme zur Rehabilitation unterstützen dabei.
In solchen Programmen lernen die Patienten beispielsweise mit Phantomschmerzen (nach einer Amputation) umzugehen oder auch mit einer Prothese im Alltag zurechtzukommen. Physiotherapie und Sportprogramme wollen genau dabei unterstützen: Diese Verfahren sind sehr hilfreich, um funktionellen Einschränkungen entgegenzuwirken, die durch die vernarbte Muskulatur resultiert sind.
Die Mediziner*innen können sich auch um andere Konsequenzen eines operativen Eingriffs kümmern, so beispielsweise um chronische Infektionen oder möglicherweise auftretende Wundheilungsstörungen.
Für eine gute Lebensqualität und mehr Wohlbefinden braucht es eine gesunde Lebensweise, vor allem nach einer so schweren Erkrankung wie einem bösartigen Knochentumor. Im Rahmen der Reha motivieren die Fachtherapeutinnen und Therapeuten die Patienten zu einer ausgewogenen Ernährung sowie zu ausreichend körperlicher Bewegung. Beides sind sehr wichtige Behandlungsbausteine!
Während eines solchen Aufenthalts in einer Rehabilitationsklinik können Sie zudem andere Betroffene kennenlernen und sich über gemeinsame Sorgen, Ängste und Erfahrungen austauschen.
Nachsorge bei Knochenkrebs
Sehr wichtig ist auch das Wahrnehmen aller vereinbarten Nachsorgetermine. Nur auf diese Weise lässt sich ein mögliches Rezidiv frühzeitig feststellen und adäquat behandeln. Bei den Nachsorgeterminen steht die Gesundheit im Fokus: Sprechen Sie mit der behandelnden Ärztin bzw. dem Arzt über alle Ihre Fragen und Sorgen hinsichtlich der Weiterbehandlung und Genesung.
Die behandelnden Ärzte interessieren sich bei diesen Terminen nicht nur für die körperliche Gesundheit.
Vielmehr möchte man Ihnen gezielte Hilfestellung bieten, die Erkrankung mental zu verarbeiten und den Lebensalltag gut zu meistern. Eine Krebserkrankung und eine damit einhergehende Krebsbehandlung können nämlich psychosoziale Spätfolgen nach sich ziehen. So können etwa Amputationen oder Prothesen das eigene Körperbild massiv verändern und somit das Selbstwertgefühl der Patientinnen und Patienten negativ beeinflussen. Auch Depressionen, starke Ängste vor einem erneuten Rückfall oder Schlafstörungen gehören zu den möglichen Spätfolgen.
Auch das soziale Umfeld kann sich verändern. In manchen Fällen zerbrechen Freundschaften oder Partnerschaften. Einige Betroffene müssen manchmal auch ihren Beruf wechseln oder die schulischen Leistungen sinken ab. Unter Umständen kann sich auch die finanzielle Situation verändern.
Nehmen Sie daher unbedingt Hilfe von außen an! Sprechen Sie offen mit Ihren behandelnden Ärzten und lassen Sie sich die richtigen Ansprechpartner vermitteln. Mit der richtigen Unterstützung können Sie Ihre Erkrankung annehmen und gut verarbeiten.
https://www.krebsliga.ch/ueber-krebs/krebsarten/knochensarkome-knochenkrebs
https://flexikon.doccheck.com/de/Knochentumor
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