Vaginitis & Vulvovaginitis
Das passiert bei einer Kolpitis & Vulvovaginitis
Der medizinische Fachbegriff Kolpitis bzw. Vaginitis bezeichnet eine Scheidenentzündung, die durch unterschiedliche Bakterien, Pilze und andere krankmachende Erreger ausgelöst wird.
Entsteht die Kolpitis zum Beispiel durch einen Pilzbefall, sprechen Mediziner von einer Vulvovaginalkandidose. Die Scheidenentzündung kann aber auch die Folge einer bakteriellen Infektion, etwa einer bakteriellen Vaginose (BV) sein. Eine Kolpitis (Vaginitis) kann sich aber auch ohne vorangehende Infektion entwickeln: Das ist bei ungefähr 30 % der betroffenen Patientinnen der Fall.
Rund 70 % der Frauen leiden unter einer infektiösen entzündlichen Kolpitis. Schätzungen zufolge ist jede Frau in ihrem Leben mindestens einmal von einer solchen Entzündung der Scheide betroffen.
Während sich bei einer Vaginitis/Kolpitis die Entzündung lediglich auf die Scheide beschränkt, ist bei einer Vulvovaginitis auch die Vulva entzündet. In den meisten Fällen breitet sich die Scheidenentzündung auf den äußeren Genitalbereich aus und so wird eine Vaginitis zu einer Vulvovaginitis.
Diese Erkrankung gehört zu den häufigsten Infektionen im weiblichen Intimbereich und kann jede Frau in jedem Lebensalter treffen.
Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich die Kolpitis/Vaginitis sowie die Vulvovaginitis im Kapitel „entzündliche Krankheiten der weiblichen Beckenorgane“ unter den Nummern N76.0-N76.1.
Die Scheidenflora bietet einen Schutz vor einer Kolpitis
Gemeinsam mit der Gebärmutter (Uterus), den Eileitern (Tuba uterine) sowie den Eierstöcken (Ovarien) bildet die weibliche Scheide (Vagina) die inneren Geschlechtsorgane einer Frau. Die Scheide ist ein schlauchförmiges Organ, ungefähr 8-12 Zentimeter lang und ca. 2-3 Zentimeter breit. Es verbindet das äußere weibliche Genital, die Vulva mit der innen liegenden Gebärmutter. Im Inneren ist die Vagina von einer Scheidenhaut ausgekleidet.
Während der weiblichen Geschlechtsreife besitzt die Vagina zwei sehr wirkungsvolle Schutzmechanismen:
Zum einen besiedeln nützliche Mikroorganismen die Scheidenflora, die sogenannten Laktobazillen, auch als Döderlein- oder Milchsäurebakterien bezeichnet. Sie sorgen für ein saures Scheidenmilieu (pH-Wert von ca. 4), das krankmachenden Keimen die Ansiedlung und Vermehrung erschwert.
Zum anderen ist die Vaginalhaut während der Geschlechtsreife durch die Östrogenwirkung besonders widerstandsfähig gegenüber Krankheitserregern und insgesamt auch nicht so anfällig für diverse Verletzungen.
Die Grundlage für diese beiden Schutzmechanismen bilden die zwei Geschlechtshormone Gestagen und Östrogen. Sie beeinflussen den Aufbau der Vaginalhaut und schaffen zudem die Lebensgrundlage für die wertvollen Milchsäurebakterien (Laktobazillen).
Zwei Formen der Kolpitis
Bei der Entstehung einer Kolpitis/Vaginitis sind insbesondere zwei Faktoren von sehr großer Bedeutung, zum einen bestimmte Krankheitserreger und zum anderen ein gestörtes Scheidenmilieu.
Ärzte differenzieren allgemeinen zwischen zwei Formen der Scheidenentzündung:
Primäre Vaginitis
Hierzu kommt es, wenn sehr viele Keime von außen in die Scheide eindringen und die intakte Vaginalschleimhaut schädigen.
Sekundäre Vaginitis
Die sekundäre Vaginitis entsteht, wenn das Scheidenmilieu bereits aus der Balance geraten ist. Auf dieser Grundlage kann es dann zu einer Infektion kommen.
Zu dieser Form der Kolpitis gehören auch Entzündungen infolge eines Östrogenmangels. Das kommt vor allem bei älteren Frauen vor sowie bei Mädchen vor dem Eintritt in die Pubertät.
Symptome
Die Symptome einer Kolpitis hängen vom verursachenden Keim ab und können somit recht unterschiedlich ausfallen.
Ein bedeutender und charakteristischer Hinweis auf eine möglicherweise vorliegende Scheidenentzündung (Kolpitis) ist der Scheidenausfluss, in der medizinischen Fachterminologie als Fluor vaginalis bezeichnet. Bei gesunden Frauen ist der Vaginalausfluss geruchlos und weiß.
Bei einer Infektion ist er hingegen verfärbt und hat zudem auch einen unangenehmen Geruch. Auch die Konsistenz des Scheidenausflusses hängt von der Ursache der Erkrankung ab.
Ein gräulicher, übelriechender und dünnflüssiger Scheidenausfluss ist ein Hinweis auf eine bakterielle Vaginose (BV). Hierbei handelt es sich um eine häufige Form der bakteriellen Vaginitis.
Ist der Scheidenausfluss eher grün-gelblich, übelriechend und schaumig, stecken einzellige Parasiten, sogenannte Trichomonaden hinter der Vaginitis. Eine solche Trichomonaden-Kolpitis wird meistens auch von einem unangenehmen Juckreiz begleitet.
Ein geruchloser, weißlich-gelber Ausfluss mit einer cremigen bis leicht bröckeligen Konsistenz sowie ein starker Juckreiz zeigen an, dass die Infektion von Candida-Pilzen hervorgerufen worden ist.
Abhängig vom verursachenden Krankheitserreger kommt es noch zu weiteren Krankheitssymptomen:
Brennen und Juckreiz in der Vagina
Gelegentliche Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Blutungen
Schwellungen am Scheideneingang
Probleme beim Urinieren
Schmerzhafte Bläschen an den Schamlippen sowie am Scheideneingang
Schwellungen und Rötungen an den Schamlippen.
In vielen Fällen breitet sich die Kolpitis (Scheidenentzündung) auch auf die Vulva aus: Es kommt zu einer Vulvovaginitis. Diese äußert sich vor allem durch starke Rötungen, Schmerzen sowie Juckreiz im Schamlippenbereich.
Eine Kolpitis/Vaginitis kann jedoch auch asymptomatisch verlaufen, also keinerlei wahrnehmbare Beschwerden auslösen.
Verlauf
Erfolgt eine frühzeitige und konsequente Behandlung, heilt die Kolpitis im Allgemeinen folgenlos aus. In manchen Fällen kann sich die Entzündung durch das Aufsteigen der Krankheitserreger jedoch ausweiten. So kann es zu einer Gebärmutterhalsentzündung (Zervizitis) oder zu einer Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) kommen. Auch eine Eileiterentzündung (Adnexitis) ist möglich.
Während der Schwangerschaft birgt eine Vaginitis ein erhöhtes Risiko für einen vorzeitigen Blasensprung, frühzeitige Wehen und damit verbunden auch für eine Fehlgeburt. Die Erreger der Vaginitis – in den meisten Fällen Herpesviren, Chlamydien oder Gonokokken – könnten während einer natürlichen Geburt auch auf das Baby übergehen und dieses infizieren. Aus diesem Grund wird bei hochschwangeren Frauen mit einer akuten Vaginitis in der Regel ein Kaiserschnitt durchgeführt.
Nach einer abgeheilten Scheidenentzündung müssen bestimmte Faktoren wie etwa Scheidenspülungen, eine übertriebene bzw. mangelhafte Intimhygiene sowie Intimsprays vermieden werden. Auf diese Weise sinkt das Risiko einer erneuten Kolpitis bzw. einer chronischen Infektion. Es wird prophylaktisch eine Therapie mit ß-Isodona empfohlen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursache einer Vaginitis sind in den meisten Fällen krankmachende Keime, die zu einer Entzündung der Scheide führen. Zu diesen Keimen gehören:
Pilze: vor allem Candida albicans, in selteneren Fällen Candida glabrata oder Candida krusei.
Bakterien wie Gardnerella vaginalis, Bakteroides, Staphylokokken, Streptokokken, Gonokokken, Chlamydien, Kolibakterien (Darmbakterien) oder Mykoplasmen.
Viren wie humane Papillomviren (HPV) oder Herpesviren
Parasiten, zum Beispiel Geißeltierchen (Trichomonaden).
Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die eine Kolpitis begünstigen, denn sie bringen die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht, sodass Krankheitserreger ein leichtes Spiel haben.
Zu diesen Faktoren gehören:
Allergien, beispielsweise gegen Duftstoffe in Intimsprays oder Slipeinlagen oder im Rahmen einer allergischen Reaktion auf bestimmte Arzneimittel.
Antibiotika beeinträchtigen nicht nur die Darmflora, sondern auch die bakterielle Besiedlung der Scheidenflora.
Östrogenmangel
Übertriebene Intimhygiene, zum Beispiel mit alkalischen Seifen, Vaginalspülungen
Mechanische Reize, beispielsweise durch Tampons, Fremdkörper in der Scheide oder Empfängnisverhütungsmittel wie ein Scheidendiaphragma.
Starke Menstruationsblutung (diese wirkt dem sauren Scheidenmilieu entgegen)
Diabetes mellitus
Viele oder häufig wechselnde Sexualpartner.
Ansteckungswege bei einer Kolpitis
Einige Erreger kommen natürlicherweise in einer bestimmten Menge in der Scheidenflora vor: Sie sind also ein fester Bestandteil. Sie rufen erst dann eine Kolpitis/Vaginitis hervor, wenn sie sich übermäßig vermehren.
Krankheitserreger wie etwa Chlamydien, Herpesviren, Trichomonaden und Gonokokken werden unter anderem durch Geschlechtsverkehr von einem Menschen zum nächsten übertragen. Auch die gemeinsame Verwendung von Handtüchern oder Badesachen kann eine Kolpitis hervorrufen. Ebenso kann eine falsche Toilettenhygiene die Ursache einer Scheidenentzündung sein, so etwa, wenn von hinten nach vorne (vom After zur Scheide) gesäubert wird und die Erreger somit in den Vaginalbereich gelangen.
Eine weitere mögliche Ansteckungsquelle sind Whirlpools, Schwimmbäder und auch Saunen.
Kolpitis bei älteren Frauen
Tritt eine Scheidenentzündung bei älteren Frauen auf, ist häufig ein Östrogenmangel die Ursache. Der natürliche Schutzmechanismus der Vagina geht verloren, wenn der Körper weniger Hormone bildet, so beispielsweise in oder nach den Wechseljahren. Infolgedessen steigt das Risiko für eine Kolpitis. Eine durch Östrogenmangel bedingte Entzündung der Scheide wird von Medizinern als atrophische Kolpitis bzw. als Kolpitis senilis bezeichnet.
Durch den Hormonmangel wird die Gewebeschicht der Scheide immer dünner und verletzlicher. Sie wird auch nicht mehr so gut durchblutet. Darüber hinaus können sich die nützlichen Laktobazillen (Milchsäurebakterien) nicht mehr in ausreichendem Maß vermehren, sodass sich andere Bakterien, zum Beispiel aus der Darmflora, leichter ausbreiten können.
Ein gestörtes Scheidenmilieu kann die Entstehung einer Vaginitis begünstigen.
Vaginitis bei Kindern
Bei Mädchen wird eine Kolpitis im Allgemeinen durch die Magen-Darm-Trakt-Flora hervorgerufen. Mediziner sprechen von einer unspezifischen Vulvovaginitis. Ein weiterer möglicher Entstehungsfaktor, der bei zwei- bis sechsjährigen Mädchen zu einer Vaginitis führen kann, ist eine perineale Hygiene, also beispielsweise falsches Säubern nach dem Toilettengang oder der Verzicht auf das Händewaschen nach dem Stuhlgang. Auch chemische Zusätze in Seifen oder Schaumbädern können eine Entzündung verursachen.
Fremdkörper, beispielsweise auf Toilettenpapier können zu einer unspezifischen Kolpitis mit blutigem Scheidenausfluss führen.
In manchen Fällen ist eine Vulvovaginitis bei Kindern auf eine Infektion mit bestimmten Erregern wie Candida-Pilzen, Streptokokken, Staphylokokken oder Madenwürmern zurückzuführen.
Therapie
Die Art der Therapie hängt vom infektionsverursachenden Erreger ab:
Gegen eine bakterielle Kolpitis können Antibiotika eingesetzt werden, beispielsweise mit den Wirkstoffen Clindamycin oder Metronidazol.
Bei einer Pilzinfektion helfen spezielle Antimykotika (Anti-Pilzmittel) mit Wirkstoffen wie Clotrimazol, Miconazol oder Nystatin.
Ist die Vaginitis durch Trichomonaden ausgelöst werden, kann der Wirkstoff Metronidazol sehr gut geeignet sein.
Alternativ kann eine Scheidenentzündung mit sogenannten Antiseptika therapiert werden. Hierbei handelt es sich um Mittel, die sowohl Pilze wie auch Bakterien und sogar mikroskopisch kleine Einzeller (Protozoen) abtöten.
Die Präparate gibt es zum Beispiel in Form von Vaginalzäpfchen, Tabletten, Cremes und auch Injektionen. Während der Behandlung sollten die betroffenen Patientinnen auf Geschlechtsverkehr verzichten. Solange die Vaginalentzündung durch die Therapie noch nicht komplett verschwunden ist, sollten auch keine Tampons verwendet werden. Ebenso ist auf Vaginalspülungen zu verzichten.
Zur Therapie einer Kolpitis gehört auch die Wiederherstellung des Scheidenmilieus. So müssen Einflüsse, die das Milieu der Vagina negativ beeinträchtigen, beseitigt werden, so zum Beispiel ein Östrogenmangel.
Um die natürliche Balance der Scheidenflora wiederherzustellen, werden auch Präparate mit Östrogenen und Laktobazillen (Milchsäurebakterien) angewendet: Diese werden direkt in die Vagina eingebracht.
Was Sie selbst tun können
Einen sicheren Rundumschutz gegen eine Kolpitis gibt es nicht. Dennoch können Sie selbst einige wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen, um eine intakte Scheidenflora aufrechtzuerhalten bzw. aufzubauen:
Vermeiden Sie eine übertriebene Intimhygiene
Eine übertriebene Intimpflege kann mehr schaden als helfen: Der empfindliche Intimbereich wird dadurch nämlich dauerhaft zerstört. Verzichten Sie auf Scheidenspülungen und Intimdeos! Reinigen Sie den Intimbereich im Idealfall mit den Händen und lauwarmem Wasser und nicht mit rauen Waschlappen, die zu einer Verletzung der empfindlichen Haut führen können. Waschen Sie sich zuerst vorne und reinigen Sie anschließend den hinteren Afterbereich.PH-neutrale und nicht parfümierte Pflege
Wenn Sie Duschgele oder Intim-Waschlotionen nutzen möchten, sollten Sie ein pH-neutrales und nicht parfümiertes Produkt verwenden.
Die Vagina reinigt sich im Innenbereich selbst, sodass es hier keiner Pflegeprodukte bedarf. Unangenehme Scheidengerüche oder vaginaler Ausfluss sollten immer gynäkologisch untersucht werden, damit möglicherweise vorliegende Infektionen frühzeitig ausgeschlossen werden können.Richtige Toiletten- und Monatshygiene
Darmkeime dürfen nicht in die Scheide gelangen und aus diesem Grund ist es besonders wichtig, von vorne nach hinten zu reinigen.
Wechseln Sie auch während der monatlichen Regelblutung regelmäßig Binden, Tampons sowie Slipeinlagen, denn diese sind ein idealer Nährboden für diverse Bakterien und Keime. Insbesondere Tampons sollten nie länger als höchstens acht Stunden in der Scheide verbleiben.Tragen Sie Baumwollunterwäsche
Tragen Sie keine Unterwäsche aus synthetischen Fasern und verzichten Sie auch auf zu enge Jeans und Hosen. All diese Kleidungsstücke behindern den Luftaustausch und bieten somit krankmachenden Pilzen und Bakterien einen idealen Nährboden, um sich zu vermehren. Verwenden Sie vielmehr atmungsaktive Materialien wie etwa Baumwolle und achten Sie darauf, dass die Unterwäsche bei mindestens 60 Grad Celsius waschbar ist.Wechseln Sie schnellstmöglich feuchte Badekleidung
Nach einem Schwimmbad- oder Seebesuch sollten Sie nasse Badesachen möglichst rasch ausziehen. Das feucht-warme Milieu sorgt nämlich dafür, dass sich schädliche Keime problemlos vermehren können. Frauen, die unter chronischen Vaginalinfektionen leiden, sollten Schwimmbäder am besten komplett vermeiden.
Darüber hinaus können noch folgende Selbstmaßnahmen ergriffen werden:
Verwenden Sie beim Geschlechtsverkehr Kondome, denn diese schützen vor Geschlechtserkrankungen.
Durch Vaginalzäpfchen mit milchsäureproduzierenden Bakterien können Sie ein normales Scheidenmilieu erhalten oder wiederherstellen.
Verzichten Sie während einer Kolpitis/Vaginitis auf Geschlechtsverkehr.
Im Fall einer Kolpitis sollten Sie sich so schnell wie möglich in ärztliche Behandlung begeben, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.