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Lebensmittelallergien

von DoctorBox |
begutachtet von Dr. med. Lennart Greifenstein-Wiehe |
ICD-Code: T78.1

Bei Lebensmittelallergien kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems auf harmlose Nahrungsbestandteile wie zum Beispiel kleine Proteinbausteine in Nüssen oder Kuhmilch. Nicht jede Unverträglichkeit ist jedoch gleich eine Lebensmittelallergie. Erfahren Sie hier, wie sich Lebensmittelallergien bemerkbar machen, welchen Folgen sie haben, was sie von einer Intoleranz unterscheidet und welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.



Das passiert bei Lebensmittelallergien 

Eine ausgewogene, gesunde und geschmackvolle Ernährung ist eine gute Grundlage für mehr Gesundheit und Wohlbefinden. Essen ist für die meisten von uns mit Lebensfreude, Geselligkeit und Genuss verbunden, doch leider nicht für jeden Menschen! Ob es bei Menschen nämlich zu Lebensmittelallergien oder Intoleranzen kommt, ist nicht von der Nahrungsmittelqualität abhängig, sondern vielmehr von einer individuellen Immunsystemfehlreaktion.  

Bei einer Lebensmittelallergie kommt es bei den betroffenen Personen zu einer überempfindlichen Reaktion des Immunsystems auf normalerweise ungefährliche Nahrungsmittel wie etwa Nüsse. Der Körper bildet bestimmte Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper (meistens IgE-Immunglobuline) gegen bestimmte Stoffe, die in einem Lebensmittel enthalten sind (Allergene). Der konkrete Allergieauslöser ist demnach nicht das jeweilige Nahrungsmittel an sich, sondern in den meisten Fällen ein bestimmter enthaltener Proteinbaustein. 

Im Körper werden dadurch unterschiedliche Abwehrreaktionen hervorgerufen und infolgedessen entstehen unerwünschte Entzündungsreaktionen. 

Allergien, die im Säuglings- oder Kleinkindalter auftreten, verlieren sich in nicht wenigen Fällen mit fortschreitendem Lebensalter. Insbesondere bei Weizen-, Soja-, Hühnerei- oder Kuhmilchallergien, die sich in den ersten Lebensjahren zeigen, besteht die Möglichkeit, dass diese wieder verschwinden.  
Fisch-, Meeresfrüchte-, Erdnüsse- oder Nussallergien, die hingegen bis in Erwachsenenalter hinein andauern oder sich dann erst bemerkbar machen, halten oftmals lebenslang an. 

Bestimmte Nahrungsmittelgruppen lösen häufiger Allergien aus als andere. Hierzu gehören beispielsweise Nüsse, Weizen, Milch, Hühnereier, Soja oder Meeresfrüchte.  
Während hierzulande rund knapp 15 % der Menschen an einer Heuschnupfenallergie leiden, sind lediglich drei bis vier Prozent von einer Lebensmittelallergie betroffen, das entspricht in etwa zwei Millionen Menschen. Lebensmittelallergien sind also vergleichsweise sehr selten. Für sie sind verlässliche Zutatenangaben auf Lebensmitteln ungemein wichtig! Warum das Immunsystem bei einigen Menschen überempfindlich auf eigentlich harmlose Nahrungsbestandteile reagiert, ist bislang noch nicht abschließend geklärt. Erbliche Faktoren sollen ebenso eine Rolle spielen wie diverse Umweltkomponenten.  

Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich Lebensmittelallergien im Kapitel „Allergie, nicht näher bezeichnet“ unter der Nummer T78.4. 

Lebensmittelallergien im Kindesalter 

Säuglinge sollten im Idealfall gestillt werden, denn die Muttermilch ist die natürlichste und gesündeste Nahrung überhaupt. Muttermilch liefert dem kleinen Baby alle essenziellen Nährstoffe in der richtigen Zusammensetzung, die insbesondere in den ersten Lebensmonaten unverzichtbar wichtig sind. Stillen ist eine effektive Prävention vor diversen Erkrankungen und Allergien – auch vor Lebensmittelallergien. Es stärkt und unterstützt das kindliche Immunsystem und ist insgesamt auch unverzichtbar wichtig für eine optimale Gehirnentwicklung. Säuglinge, die voll gestillt werden, haben seltener eine solche Allergie. Die WHO empfiehlt sogar die ersten 6 Monate ausschließlich und für ganze 2 Jahre zusätzlich zu stillen. Es kann aber dazu kommen, wenn bestimmte Nahrungsbestandteile, die von der Mutter aufgenommen werden, in die Muttermilch übergehen und somit zum Kind gelangen.  

Säuglinge, die nur zum Teil oder sogar überhaupt nicht mit Muttermilch ernährt werden, sollten nur spezielle Säuglingsnahrung bekommen. Kuhmilch enthält viele potenzielle Allergene, die eine Allergieentwicklung begünstigen können. 

Lebensmittelallergien, Intoleranzen und Pseudoallergien – wo ist der Unterschied? 

Pseudoallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie zum Beispiel Fruktose-, Histamin- oder Laktoseintoleranz sind nicht mit Lebensmittelallergien gleichzusetzen. Sie werden als „nicht-allergische Lebensmittelunverträglichkeiten“ bezeichnet.  

Eine Pseudoallergie äußert sich durch eine ähnliche Symptomatik wie eine echte Allergie. Die Bezeichnung „Pseudoallergie“ führt dabei oftmals zu Missverständnissen, denn „pseudo“ bedeutet so viel wie „angeblich“, „scheinbar“. Dennoch sind auch Pseudoallergien tatsächliche Erkrankungen, die sich die Betroffenen keinesfalls einbilden. Sie sind auch nicht weniger schwerwiegend als eine echte Allergie.  
Die Differenzierung zwischen einer Pseudoallergie und einer echten Allergie ist somit auf keinen Fall eine Bewertung! Sie werden „pseudo“ genannt, weil es zu denselben Symptomen wie bei einer echten Allergie kommt, doch die spezifischen Allergie-Antikörper, die IgE-Immunglobuline E können im Blut nicht nachgewiesen werden bzw. die klassischen Hauttests zum Nachweis einer sogenannten Typ-1-Allergie fallen negativ aus. Anders ausgedrückt: Bei einer Pseudoallergie kommt es zur Entstehung verschiedener Symptome, die einer Lebensmittelallergie ähneln, doch das charakteristische Hauptmerkmal einer Allergie – die Antikörperbildung – fehlt. 
Ein weiterer bedeutender Unterschied zwischen einer Pseudoallergie und einer echten Allergie ist die Dosisabhängigkeit. Bei einer Nussallergie reichen beispielsweise schon geringste Nussmengen aus, um schwere allergische Reaktionen hervorzurufen. Bei einer Pseudoallergie machen sich Beschwerden erst nach einer bestimmten Verzehrmenge bemerkbar. 

Demgegenüber steht eine Unverträglichkeit (Intoleranz), beispielsweise gegen Laktose (Milchzucker), Gluten oder Histamin (biogenes Amin). An dieser Reaktion ist das körpereigene Abwehrsystem aber nicht beteiligt und dementsprechend entsteht auch keine immunologische Reaktion (Antikörperbildung).  
Im Fall einer Intoleranz fehlen dem Körper bestimmte Enzyme oder Transportproteine, um bestimmte Nahrungsmittelbestandteile wie etwa Fruchtzucker, Milchzucker (Laktose) oder Histamin ordnungsgemäß abzubauen bzw. aufzunehmen. Im Fall einer Laktoseintoleranz gibt es im Körper einen Laktase-Enzymmangel.  

Die resultierenden Beschwerden wie etwa Durchfall, Bauchschmerzen oder Blähungen schränken die Lebensqualität der Betroffenen dennoch massiv ein. Aus diesem Grund sollten sie ernstgenommen und adäquat behandelt werden. 

Symptome  

Es kann keine allgemeingültige Aussage darüber getroffen werden, wo im Körper die allergischen Symptome auftreten und wie stark sie ausgeprägt sind: Das variiert von einem Betroffenen zum nächsten.  
Die Symptome reichen von lokal begrenzten Allgemeinreaktionen bis hin zu einem möglicherweise lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock. Kommt es zu einer solch schweren Allergiereaktion, muss umgehend die Notärztin oder der Notarzt kontaktiert werden, denn im schlimmsten Fall droht ein Herz-Kreislauf-Versagen oder ein Atemstillstand! 

Zu den häufigen Symptomen einer Lebensmittelallergie gehören:  

  • Oraler Allergiesymptomkomplex, zum Beispiel Schwellungen der Mundschleimhaut, pelziges Gefühl auf der Zunge, Lippenschwellungen oder Juckreiz im Rachenraum. 

  • Anhaltender Schnupfen  

  • Atemwegsbeschwerden wie zum Beispiel Niesreiz, starker Husten oder Luftnot 

  • Allergiesymptome im Verdauungstrakt, so zum Beispiel Bauchschmerzen, Koliken, Durchfall, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen und Magen- oder Darmschleimhautentzündungen. 

  • Tränende und geschwollene Augen 

  • Allergische Hautreaktionen: Quaddeln-Bildung, Ekzeme, Hautausschlag, Nesselfieber (Urtikaria), Juckreiz, Hautrötungen, Hautschwellungen. 

Bei Säuglingen und Kleinkindern zeigen sich die Allergiesymptome vorwiegend auf der Haut, in seltenen Fällen im Magen-Darm-Bereich oder an anderen Organen wie etwa dem Herz-Kreislauf-System oder an den Atemwegen. 
Ebenso gehören Müdigkeit, Abgeschlagenheit, innere Unruhe und Kopfschmerzbeschwerden zu den Allergiesymptomen. Bei Kindern mit Neurodermitis kommt es nach dem Verzehr der allergieauslösenden Lebensmittel nicht nur zu einer Verschlechterung des Hautzustandes, sondern darüber hinaus auch zu weiteren Beschwerden. 

Symptomatik einer Kreuzallergie 

Pollenassoziierte Lebensmittelallergien, die häufig bei Erwachsenen auftreten, äußern sich oft durch etwas andere Symptome. Hier richten sich die IgE-Antikörper in erster Linie gegen Eiweiße, sogenannte Antigene in den Pollen. Diese Antigene ähneln in manchen Fällen denen in bestimmten Lebensmitteln wie etwa in Gemüse oder Obst. Die Immunglobuline binden sich also auch an die Stoffe aus der Nahrung und rufen somit die immunologische Reaktion (Allergiereaktion) hervor. In einem solchen Fall ist von einer Kreuzallergie die Rede. 

Diese Symptome der Kreuzallergie werden auch als „orales Allergiesyndrom – kurz OAS“ bezeichnet, denn die allergischen Reaktionen zeigen sich oft im Mundbereich. Sie machen sich unmittelbar nach dem Verzehr des allergieauslösenden Nahrungsmittels bemerkbar. 

Zu den Symptomen einer solchen Kreuzallergie gehören: 

  • Lippenschwellungen und brennendes Gefühl auf den Lippen. 

  • Schleimhautschwellungen am Gaumen und Gaumenjuckreiz 

  • Halskratzen 

  • Zungenbrennen  

  • Schluckstörungen bis hin zu einer akuten Luftnot 

  • Starkes Augenjucken 

  • Schnupfen  

  • Ohrenschwellungen 

Unterschiedliche Schweregrade einer Lebensmittelallergie 

Es gibt fest definierte Schweregrade einer allergischen Reaktion und nach diesen richtet sich auch die weitere ärztliche Therapie. 

  • Grad 1
    Das ist der leichteste Grad der allergischen Reaktion. 
    Hier machen sich lediglich Schwellungen, Juckreiz und Rötungen an den Schleimhäuten bemerkbar, die in Kontakt mit dem allergieauslösenden Lebensmittel gekommen sind. Eine körperweite Reaktion entsteht jedoch nicht.  

  • Grad 2
    Bei diesem Schweregrad der Allergie reagiert der gesamte Körper. Es kommt zu Rötungen, Hautausschlag, Quaddeln-Bildung und Juckreiz. Darüber hinaus kann es zu Heiserkeit, innerer Unruhe, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfen und Kopfschmerzen kommen.  
    Für die betroffenen Patientinnen und Patienten besteht keine Lebensgefahr, allerdings ist es sehr wichtig, die Betroffenen genau zu beobachten. Auf diese Weise lässt sich frühzeitig eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes erkennen und adäquat behandeln. 

  • Grad 3
    Zusätzlich zu den Allergiebeschwerden aus Schweregrad 1 und 2 kommt es beim Schweregrad 3 noch zusätzlich zum Larynxödem, Bronchospasmus (Verengung der Bronchien), Zyanose (Blaue Extremitäten/Lippen), Atemnot, unwillkürlichem Stuhlabgang und Schocksymptomatik.  

  • Grad 4
    Kommt es zu diesem Schweregrad der Allergie, verlieren die betroffenen Personen in der Regel das Bewusstsein. Sie erleiden einen Kreislauf- und Atemstillstand. Ebenso bricht die Blutversorgung lebenswichtiger Körperorgane zusammen. 

    Ein solcher Fall ist lebensgefährlich und sollte so schnell wie nur möglich notärztlich behandelt werden!  

Verlauf  

Der konkrete Verlauf einer Lebensmittelallergie hängt wesentlich davon ab, in welchem Lebensalter die allergische Immunreaktion auftritt. Lebensmittelallergien, die im Säuglingsalter entstehen, sind oft zeitlich begrenzt: Sie können ein Leben lang bestehen bleiben, müssen es aber nicht. Die Allergien können auch wieder verschwinden: Sie bilden sich oft bis zum sechsten Lebensjahr zurück.  

Für Lebensmittelallergien im Erwachsenenalter ist die Prognose nicht so günstig. Bei Erwachsenen bleiben Allergien oftmals lebenslang bestehen. 

Ursachen und Risikofaktoren  

Einer Lebensmittelallergie liegen oft dieselben Ursachen zugrunde wie jeder anderen Allergie auch, nämlich eine Fehlregulation des Immunsystems und eine überempfindliche Abwehrreaktion auf eigentlich harmlose Stoffe (Allergene). 

In den meisten Fällen lösen bestimmte Eiweißbausteine in einigen Nahrungsmitteln eine Allergie aus. Aus diesem Grund werden sie auch Hauptallergene genannt. Für solche Hauptallergene besteht in Deutschland gesetzlich eine Kennzeichnungspflicht auf abgepackten Nahrungsmitteln. Menschen mit einer entsprechenden Allergie müssen beim Einkaufen vorgewarnt sein! Auch bei Selbstbedienungstheken oder in Restaurants müssen klare Informationen zu potenziell allergieauslösenden Stoffen verfügbar sein.  

Zu diesen Hauptallergenen gehören:  

  • Hühnereier  

  • Fisch 

  • Kuhmilch (Milcheiweiß, Laktose) 

  • Lupinen 

  • Nüsse, insbesondere Erdnüsse  

  • Glutenhaltiges Getreide wie Roggen, Dinkel, Gerste, Weizen oder Hafer 

  • Meeresfrüchte wie Hummern, Langusten, Muscheln, Garnelen, Tintenfische oder Krabben 

  • Sellerie  

  • Sesam 

  • Soja 

  • Sulfite und Schwefeldioxid 

  • Senf.  

Auf den Nahrungsmittelverpackungen zeigen konkrete Hinweise wie „enthält Spuren von Erdnüssen und Soja“ explizit den Gehalt der Allergene an! Selbst wenn ein Nahrungsmittel nur geringe Spuren eines Allergens enthält, muss das in einem klaren Hinweis erkennbar sein. 

Kreuzallergien  

Bei einer sogenannten Kreuzallergie reagiert das körpereigene Immunsystem überempfindlich auf dieselben oder ähnliche Allergene, das bedeutet auf allergieauslösende Stoffe mit ähnlicher Struktur aus unterschiedlichen Quellen. 
Zunächst entwickelt sich bei den Betroffenen eine erste Allergie, beispielsweise gegen Gräserpollen. Später kann sich als Kreuzallergie eine Lebensmittelallergie entwickeln, zum Beispiel eine Erdnuss- oder Apfelallergie. Die Nahrungsmittel enthalten Eiweiße, die auch jenen in Gräserpollen ähneln. 

Kann ärztlich eine Nahrungsmittelallergie festgestellt werden, so sollte die Person auch auf andere bekannte Kreuzallergien getestet werden. Das funktioniert mit einem ausführlichen Allergietest. 

Erbliche Veranlagung (Atopie) 

Die genetische Erbanlage bestimmt, wie effizient die Schutzbarrieren des Körpers wie etwa die Haut Fremdstoffe abwehren können, wie die Immunabwehr auf Umweltreize reagiert und welche Folgen daraus resultieren können.  
Im Vergleich zu manchen Erbkrankheiten liegt bei allergischen Erkrankungen kein einzelnes verändertes Gen vor. Vielmehr kommt es zu einem komplexen Zusammenspiel unterschiedlicher genetischer Faktoren in verschiedenen Erbsubstanzbereichen und Genen.   

Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang der Begriff „Atopie“ – vom altgriechischen Begriff „atopia“ = Ortlosigkeit. Dieser Begriff bezeichnet eine genetische Veranlagung, auf den Kontakt mit bestimmten Allergenen eine überschießende Immunreaktion zu entwickeln bzw. eine oder mehrere Krankheiten des sogenannten „atopischen Formenkreises“ auszubilden. Hierzu gehören neben Lebensmittelallergien auch Pollenallergien wie zum Beispiel Heuschnupfen oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis.  
Sobald die Betroffenen also mit bestimmten allergieauslösenden Stoffen aus der Umwelt in Berührung kommen, reagiert der Körper mit einer IgE-Antikörperbildung (immunologische Reaktion). 

Menschen mit einer solchen Atopie werden in der Medizin als Atopiker bezeichnet. Manche von ihnen entwickeln nur eine einzige Erkrankung, andere bilden mehrere Erkrankungen aus, entweder zeitgleich oder nacheinander. So kommt es häufig bereits im frühen Kindesalter zu einer Nahrungsmittelallergie. Im weiteren Verlauf können dann weitere atopische Erkrankungen folgen wie etwa eine Neurodermitis. 

Die Atopie ist also keine Krankheit, sondern eine genetische Prädisposition, die das Auftreten von Allergien an unterschiedlichen Organen begünstigt:  

  • Haut atopisches Ekzem (Neurodermitis) 

  • Lunge allergisches Asthma 

  • Auge allergische Bindehautentzündung (Konjunktivitis) 

  • Nase allergischer Schnupfen (Rhinitis) 

  • Magen-Darm-Trakt Lebensmittelallergie. 

Aktuell konnte noch nicht vollständig geklärt werden, warum sich bei einigen Menschen eine Nahrungsmittelallergie entwickelt und bei anderen nicht. 
Beim Kontakt mit bestimmten Stoffen, die in der Nahrung enthalten sein können, wird die Immunabwehr des Körpers in manchen Fällen gegen diesen Stoff sensibilisiert. Im Allgemeinen handelt es sich bei diesen Allergenen (allergieauslösende Stoffe) um Proteine. Das Immunsystem bildet Abwehrstoffe gegen diese Allergene, nämlich Antikörper-Immunglobuline Typ IgE. Kommt es nun zu einem erneuten Kontakt mit dem jeweiligen Allergen, so aktivieren die Immunglobuline E andere Immunzellen im Körper, die sogenannten Mastzellen. Diese setzen Histamin frei, das zu einer Schleimhautschwellung führt, einen Juckreiz erzeugt und viele weitere körperinterne Entzündungsreaktionen hervorruft. 

Therapie  

Bei auftretenden Lebensmittelallergien besteht die Behandlung vorwiegend darin, die allergieauslösenden Substanzen, die Allergene konsequent zu vermeiden.  

Allergieauslösende Lebensmittel müssen also vollständig vom Speiseplan entfernt werden. Medizinerinnen und Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von einer Karenz-Kost. Der Begriff „Karenz“ stammt aus der lateinischen Sprache und bedeutet übersetzt „Entbehrung“, „Verzicht“. Im Idealfall sollte unter fachkompetenter Anleitung eines Allergologen bzw. eines Ernährungsberaters ein allergenfreier Ernährungsplan erarbeitet werden. Im Fokus steht dabei eine ausgewogene und gesunde tägliche Ernährungsweise, die den Körper mit allen wichtigen Nähr- und Vitalstoffen versorgt.  

Damit Menschen mit einer Lebensmittelallergie die jeweiligen allergieauslösenden Stoffe konsequent meiden können, müssen die Hersteller eindeutige Angaben zu ihren Produkten machen. Die häufigsten Allergieauslöser müssen also gut sichtbar und klar verständlich gekennzeichnet sein. So ist es auch in den Regelungen der neuen Lebensmittelverordnung (LMIV) festgehalten. Bei verpackten Nahrungsmitteln oder in Zutatenlisten müssen die allergieauslösenden Stoffe nicht nur aufgeführt, sondern auch hervorgehoben werden. 
Ebenso sind Spuren von potenziellen Allergenen, die im Rahmen des Herstellungsprozesses unbeabsichtigt in das Produkt gelangt sind, zu deklarieren.  

Auch wenn die betroffenen Personen die Allergene mit größter Sorgfalt im Alltag meiden, so ist doch im Hinterkopf zu bewahren, dass im Fall des Falles ein schnelles Eingreifen lebensrettend sein kann. Es kann rasch mal dazu kommen, dass versehentlich allergieauslösende Stoffe in einer versteckten Form aufgenommen werden und sich daraus eine schwere Allergiereaktion entwickelt.  

Aus diesem Grund sollten Menschen mit schweren Lebensmittelallergien immer ein Notfallset parat haben, das Medikamente für den Fall schwerer allergischer Reaktionen enthält. In einem solchen Notfallset müssen folgende Notfallmedikamente enthalten sein:  

  • schnell wirkendes Antihistaminikum in Tabletten- oder Tropfenform, welches die Wirkung des biogenen Amins Histamin aufhebt. 

  • Adrenalin-Präparat zur Vorbeugung eines Kreislaufversagens: Dieses Mittel wird in der Regel über eine Injektion in den Oberschenkelmuskel gespritzt. 

  • Glukokortikoid: Ein Kortison-Präparat als Flüssigkeit oder Zäpfchen wirkt zum einen antiallergisch und abschwellend und zum anderen entzündungshemmend. 

Leidet die betroffene Person bereits unter Luftnot oder sonstigen Atembeschwerden, sollte sich im Notfallset auch ein bronchienerweiterndes Spray befinden. Bei allergischen Hautreaktionen wie zum Beispiel Quaddeln oder Ekzemen ist es ratsam, die Haut mit Pflegestoffen wie Urea oder Dexpanthenol zu pflegen. Auf diese Weise lässt sich die gestörte Hautschutzbarriere wiederherstellen und stärken.  

Ohne solche Gegenmaßnahmen kann es zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock kommen! Ein solches Notfallset ist nur dann wirklich hilfreich, wenn die Allergiker selbst, aber auch die Mitmenschen aus dem unmittelbaren Umfeld wissen, wann und wie es einzusetzen ist. 

Sprechen Sie über diese Notfallmedikamente auch unbedingt mit Ihrer behandelnden Ärztin oder ihrem Arzt! 

Was Sie selbst bei Lebensmittelallergien tun können  

Einer Lebensmittelallergie lässt sich im Vorfeld nicht sicher vorbeugen. Doch bei einer bestehenden Nahrungsmittelallergie können Sie verschiedene Tipps befolgen, um allergische Reaktionen zu vermeiden:  

  • Seien Sie achtsam mit rohen Lebensmitteln, denn die allergieauslösenden Stoffe (Allergene) stecken oftmals in Lebensmitteln wie Obst oder Gemüse. Sie können jedoch durch Erhitzen, Zerkleinern oder Fermentieren zerstört werden. 

  • Sellerie, Nüsse, aber auch die meisten tierischen Lebensmittel beinhalten hitzebeständige Allergene. Verzichten Sie also im besten Fall vollständig auf diese Lebensmittel.  

  • Lesen Sie sich beim Einkaufen die Zutatenlisten der Produkte aufmerksam durch und beachten Sie die Allergenkennzeichnungen auf der Verpackung!  

  • Achten Sie auch beim Essen im Restaurant auf möglicherweise enthaltene Allergene und erkunden Sie sich im Zweifel bei der Bedienung oder der Köchin/Koch. 

  • Achten Sie auch bei unverpackten verarbeiteten Produkten auf mögliche allergieauslösende Stoffe, so beispielsweise in Brot. Erkundigen Sie sich im Zweifel beim Bäcker über solche versteckten Allergieauslöser. 

  • Seien Sie im Alltag besonders vorsichtig mit dem Verzehr von industriell hergestellten Fertigprodukten, Fertigbackmischungen, Puddings, Feinkostsalaten oder Soßen. In diesen Produkten sind oft viele versteckte Allergene enthalten. 

  • Vermeiden Sie möglichst Lebensmittel, die viel Histamin beinhalten, so beispielsweise Wurst- und Fleischwaren, Fischkonserven, lang gereifte Käsesorten, Trockenfrüchte, Birnen, Ananas, Bananen, Himbeeren, Spinat, Keime, Soja, Hefe, Rotwein und vieles mehr. Histaminreiche Lebensmittel können die Symptome der allergischen Reaktion noch verstärken. 
    Sprechen Sie auch unbedingt mit einer fachkundigen Ernährungsberatungsstelle oder einer Ernährungsmedizinerin oder einem Ernährungsmediziner. Um unerwünschte Allergieschübe im Alltag zu vermeiden, ist die richtige allergenfreie Ernährung nämlich von entscheidender Wichtigkeit. 

  • Wenn Sie unter einer Hühnereiweißallergie leiden, sollten Sie vorsichtig bei Schutzimpfungen sein, denn die Züchtung einiger Impfstoffe erfolgt auf Hühnereiern. Sprechen Sie im Zweifel darüber mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. 

  • Nutzen Sie auch das breitgefächerte Angebot spezieller Allergie-Kochbücher auf dem Markt. Fachkundige Autoren unterstützen Sie bei einer gesunden, geschmackvollen und vor allem allergenfreien Ernährung im Alltag. 

  • Sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin, Ihrem Hausarzt oder einer Ernährungsberatungsstelle auch über eine mögliche Karenzdiät, im Rahmen derer Sie unter professioneller Anleitung schrittweise ermitteln können, welche Lebensmittel bei Ihnen allergieauslösend wirken. Machen Sie bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt auch unbedingt Tests zur Sicherung der Diagnose „Lebensmittelallergie“. Über Hauttests, Bluttests oder einer oralen Provokation lassen sich die allergieauslösenden Stoffe schnell und zuverlässig bestimmen. 

  • Auch ist es möglich eine Hyposensibilisierung durchzuführen. Sprechen Sie diesbezüglich Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt an. 

Wenn Ihr Kind unter einer Nahrungsmittelallergie leidet, sollten Sie sowohl das Kind umfassend darüber informieren wie auch die Kontaktpersonen aus dem nahen Umfeld. Aufklärung ist das A und O, damit möglicherweise auftretende akute allergische Reaktionen schnell und richtig behandelt werden können. Bei einigen Kindern und Jugendlichen kommt es trotz einer bekannten Lebensmittelallergie oft zu teilweise schweren Allergiereaktionen, weil die betreffenden Lebensmittel manchmal versehentlich verzehrt werden.  

 

Quellenangaben

 

https://www.allergiezentrum.org/de/infos-fuer-aerzte/58-lebensmittelallergien  

https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/immunst%C3%B6rungen/allergische-reaktionen-und-andere-hypersensitivit%C3%A4tsst%C3%B6rungen/nahrungsmittelallergie  

https://www.bfr.bund.de/de/lebensmittelallergien-61267.html  

https://www.dge.de/presse/pm/lebensmittelallergien-die-diagnose-ist-das-a-und-o/  

https://www.daab.de/ernaehrung/nahrungsmittel-allergien/was-ist-das/erscheinungsbilder/ 

https://www.amboss.com/de/wissen/Nahrungsmittelallergie/ 

https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/A/Allergien/Allergien_node.html 

https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Chronische_Erkrankungen/Allergien/Allergien_node.html 

https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/immunologie,-allergien/allergien,-autoimmunerkrankungen-und-andere-%C3%BCberempfindlichkeitsst%C3%B6rungen/%C3%BCbersicht-der-allergischen-und-atopischen-erkrankungen 



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