Otitis externa

Der lateinische Fachausdruck "Otitis externa" bezeichnet diverse Entzündungen des Außenohrs: Aus diesem Grund sprechen Medizinerinnen und Mediziner auch von einer Gehörgangsentzündung. Die Entzündungen im Außenohr entstehen durch Infektionen, die ihrerseits wiederum von keimbelastetem Wasser Manipulationen oder unsachgemäßer Ohrreinigung kommen können. Das signifikanteste Anzeichen einer Otitis externa sind Ohrenschmerzen.
Lesen Sie hier mehr zu den Symptomen, den Ursachen sowie den Behandlungsmöglichkeiten und erfahren Sie, durch welche Maßnahmen Sie einer Otitis externa wirksam vorbeugen können.
Das passiert bei Otitis externa
Der lateinische medizinische Fachbegriff Otitis externa bezeichnet eine Gehörgangsentzündung. Konkret entzündet sich die Haut zwischen der Ohrmuschel und Trommelfell, also im äußeren Gehörgang. Das löst typischerweise Symptome wie Juckreiz und starke Ohrenschmerzen aus. Die Haut im äußeren Gehörgang kann zudem geschwollen und gerötet, aber auch trocken, schuppig oder feucht sein. Bei manchen Patientinnen und Patienten kann auch das Hörvermögen vermindert sein.
Die Ursache einer Otitis externa ist meist eine Infektion mit Pilzen, Bakterien oder Viren. Häufige Schwimmbadbesuche oder Tauchen erhöht das Risiko für eine Gehörgangsentzündung. (Häufig sind leidenschaftliche Taucher, Schwimmer, Surfer oder Badeurlauber betroffen.) Aus diesem Grund wird die Gehörgangsentzündung auch als Schwimmbad- bzw. Bade-Otitis, als „swimmer´s ear“ oder als Taucher-Ohr bezeichnet.
Auch bereits kleinste Verletzungen im äußeren Gehörgang können eine Entzündung nach sich ziehen. Solche Mikroverletzungen können beispielsweise durch eine falsche Ohrenreinigung mit Wattestäbchen oder durch das Manipulieren des Gehörgangs mit den Fingern oder diversen Gegenständen entstehen.
Für gewöhnlich wird der erkrankte Gehörgang von der behandelnden Ärztin oder dem Arzt zunächst einmal gereinigt. Anschließend kommen lokal wirkende Medikamente zum Einsatz, so etwa Ohrentropfen. Eine schwerwiegende Otitis externa ist sehr, sehr selten, aber gefährlich! In einem solchen Fall ist eine intensivere medizinische Therapie unvermeidbar.
Wenn eine leichte akute Entzündung des äußeren Gehörgangs richtig und frühzeitig behandelt wird, dann verbessern sich die Beschwerden der Betroffenen im Allgemeinen recht rasch, nämlich innerhalb von ein bis zwei Tagen. Nach rund ein bis zwei Wochen heilt die Otitis externa dann komplikationsfrei aus.
Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich die Otitis externa im Kapitel "Krankheiten des äußeren Ohres" unter den Nummern H60.
Welche Arten der Otitis externa gibt es?
Abhängig vom Auslöser der Gehörgangsentzündung sowie von den entstehenden Beschwerden differenzieren Ärztinnen und Ärzte unterschiedliche Arten:
Otitis externa diffusa
Diese Form ist die am häufigsten auftretende Art. Betroffen ist dabei der gesamte Gehörgang. In den meisten Fällen ist auch die Otitis externa diffusa bakteriell bedingt, doch sie kann auch von Pilzen verursacht werden.Otitis externa circumscripta
Die Otitis externa circumscripta stellt die einfachste Form der Gehörgangsentzündung dar: Dabei entzündet sich ein Haarfollikel/Haarbalg im Gehörgang, es kommt also zu einem Furunkel. Diese Hautentzündung wird also bakteriell ausgelöst, indem die Haut von Staphylokokken besiedelt wird. Diese Art der Otitis externa ist meist auf einen kleineren Bereich des Gehörgangs begrenzt.Otitis externa necroticans
In der Medizin wird diese Form auch als „Otitis externa maligna“ bezeichnet, das lässt sich vom Lateinischen ins Deutsche übersetzen mit „bösartige Gehörgangsentzündung“. Dies ist ein sehr seltenes, aber lebensbedrohliches Krankheitsbild.
Diese Form entsteht meist bei älteren Menschen, mit schlecht eingestelltem Diabetes mellitus oder Immunsuppression. Durch die geschwächte Abwehr kann die Otitis externa diffusa nicht adäquat therapiert werden. Folglich kommt es zu einem Absterben des entzündeten Gewebes: In der Medizin wird von einer Nekrose gesprochen. Unbehandelt wird es zur einer Ausbreitung der Entzündung kommen, so etwa auf die Schädelknochen oder gar die Hirnnerven/Gehirn etc.Otitis externa bullosa haemorrhagica
Zu dieser Form kommt es insbesondere im Rahmen einer Influenza (Grippe-Erkrankung). Sie wird aus diesem Grund auch Grippe-Otitis genannt und meist durch Viren ausgelöst. Durch die Schädigung der Kapillaren (feinster Blutgefäße) entstehen blutige Blasen am Trommelfell.
Bei den meisten betroffenen Patientinnen und Patienten ist das Mittelohr und zudem das Trommelfell gleichzeitig entzündet, weshalb sie meist den Erkrankungen des Mittelohres zugeordnet wird.Chronische Otitis externa
Halten Beschwerden einer Otitis externa länger als drei Monate an oder treten mehr als vier Gehörgangsentzündungen jährlich auf, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer chronischen Otitis externa.
Solche immer wiederkehrenden Entzündungen des Gehörgangs entstehen meist bei einer dermatologischen Grunderkrankung wie einem trockenem Ekzem des Gehörgangs.
Symptome
Zu Beginn macht sich eine Gehörgangsentzündung meist durch einen starken Juckreiz bemerkbar. Anschließend kommt es zu weiteren Symptomen wie etwa starken Ohrschmerzen: Diese nehmen bei Kaubewegungen oder beim leichten Ziehen/Drücken an der Ohrmuschel an Intensität zu.
Bei vielen betroffenen Personen sondert das Ohr auch Flüssigkeit ab. Medizinerinnen und Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von einem „Ohrenlaufen“ oder einer „Otorrhoe“. Manchmal wird auch eitrige Flüssigkeit abgesondert. Schwillt der Gehörgang an, kann es auch dazu kommen, dass das Hörvermögen der Betroffenen abnimmt. Bei sehr stark ausgeprägten Befunden, kann es zudem zu Fieberbeschwerden sowie geschwollen Lymphknoten am Hals oder um das Ohr herum kommen.
Im Fall einer chronischen Otitis externa dominiert meist vor allem der Juckreiz als Leitsymptom.
Verlauf
Eine Otitis externa ist nach dem anfänglichen heftigen Juckreiz sehr schmerzhaft und kann mitunter auch langwierig sein. In den meisten Fällen heilt die Gehörgangsentzündung jedoch folgenlos wieder aus. Tritt eine solche Entzündung des äußeren Gehörgangs häufiger auf, sollte ärztlich versucht werden, die möglichen Ursachen dafür zu beseitigen. So sollten zum Beispiel Ekzeme durch konsequente Hautpflege behandeln werden oder bei sehr ausgeprägten Knochenvorsprüngen im Gehörgang könnte eine chirurgische Abtragung erwogen werden. Auch das Vorliegen einer anderen Grunderkrankung, zB chronische Mittelohrentzündung (Otitis media) mit Ohrenlaufen oder Gehörgangscholesteatom sollten als Ursache ausgeschlossen werden.
Mögliche Folgekomplikationen
In seltenen Fällen kann es im Rahmen einer Otitis externa zu Folgekomplikationen kommen, so kann sich die Entzündung auf die Ohrmuschel/Gesichtshaut ausweiten oder beteiligte Lymphknoten können anschwellen. Eine Eiteransammlung (Abszess) kann sich in seltenen Fällen auf die Lymphknoten oder Ohrspeicheldrüse ausbreiten.
Leiden die Betroffenen unter einer Immunabwehrstörung oder unter einem Diabetes mellitus, kann die Gehörgangsentzündung zu Folgekomplikationen wie Knochen- oder Knorpelschäden führen. In seltenen Fällen kann die Entzündung auch auf Gehirnnerven übergreifen und somit Lähmungserscheinungen oder Schlimmeres auslösen.
Ursachen und Risikofaktoren
In den Ohren entsteht stetig Cerumen, das bedeutet Ohrenschmalz. Dieses Sekret bilden spezielle Hautdrüsen des Gehörgangs. Dabei handelt es sich aber nicht um Schmutz, der entfernt werden muss.
Vielmehr hat das Cerumen eine schützende Funktion: Aufgrund des sauren pH-Werts wirkt es nämlich als Schutzbarriere gegen schädliche Keime. Darüber hinaus verfangen sich im Ohrenschmalz auch diverse Krankheitserreger und Schmutzpartikel. Sie werden gemeinsam mit dem Ohrenschmalz nach außen in Richtung Ohrmuschel befördert.
Sind natürliche Schutzmechanismen gestört, kann es leicht zu einer Entzündung des Gehörgangs kommen. Dementsprechend können Keime die Hautschutzbarriere wesentlich einfacher überwinden und Entzündungen auslösen. Solche Keime sind Erreger wie etwa Pilze oder Bakterien, die in einer geringen Anzahl ständig auf unserer Haut vorkommen. Doch erst dann, wenn sie in die Haut eindringen und sich dort stark vermehren können, kommt es zu Problemen. Auch „Fremdkeime“ – beispielsweise aus Badewasser in stillen Gewässern bzw. in exotischeren Urlaubsregionen – können bei einer Otitis externa eine wichtige Bedeutung haben.
Folgende Ursachen und Faktoren können Entzündung des äußeren Gehörgangs begünstigen:
Herrscht in den Ohren permanent ein warm-feuchtes Milieu, so weicht infolgedessen die Haut im äußeren Gehörgang auf. Zu einem solchen feucht-warmen Milieu kann es beispielsweise durch Tauchen oder häufige Schwimmbadbesuche kommen. Auch das häufige Tragen von Ohrstöpseln oder Hörgeräten kann für eine Aufweichung der Haut sorgen. Keime haben leichtes Spiel in die Haut einzudringen.
Übrigens: Gelangt zu viel Wasser in die Ohren, so wird dadurch das wichtige schützende Ohrenschmalz (Cerumen) weggespült.
Eine übertriebene Hygiene bestehend aus Shampoos und Seifen erhöht darüber hinaus den pH-Wert im Gehörgang. Infolgedessen verliert sich das schützende saure Milieu.
Auch eine unsachgemäße Ohrreinigung – zum Beispiel mit Wattestäbchen – kann zu kleinsten Verletzungen in der Haut führen und Keimen somit das Eindringen erleichtern.
Eine Ekzem- oder Allergieneigung stört ebenfalls den natürlichen Schutz der Haut. Dementsprechend siedeln sich Keime viel leichter an und rufen Entzündungen hervor.
Auch Furunkel begünstigen Entzündungen im äußeren Gehörgang.
Einige Krankheiten begünstigen im Allgemeinen die Entstehung von Hautinfektionen, so etwa auch eine Immunabwehrschwäche bei Diabetes mellitus, Vorliegen von Neurodermitis (atopisches Ekzem) oder eine Schuppenflechte (Psoriasis).
Eine chronische Mittelohrentzündung mit einer länger bestehenden Flüssigkeitsabsonderung kann ebenfalls das Risiko für eine Otitis externa steigern.
Auch bestimmte anatomische Besonderheiten im äußeren Gehörgang liefern unter Umständen die Grundlage für eine Otitis externa. So sind beispielsweise enge Gehörgänge schlechter belüftet und demnach verdunstet Flüssigkeit nicht so effektiv. Die Folge ist, dass sich Keime und verschiedene Erreger leichter ansiedeln und vermehren können. Gehörgangverengungen können zum Beispiel durch Knochenwucherungen – sogenannten Exostosen – entstehen: Diese kommen bei Surfern, Schwimmern und Tauchern besonders häufig vor („Surfers ear“).
Therapie
Die konkrete Behandlung einer Otitis externa ist vor allem von der Art sowie vom Schweregrad der Gehörgangsentzündung abhängig.
Otitis externa circumscripta
Diese Form wird in der Regel örtlich mit antibiotischen Mitteln oder entzündungshemmenden Salben wie etwa Kortison therapiert.
Sollte es jedoch zu einem Abszess kommen, so sollte diese eitergefüllte Kapsel (Abszess) aufgeschnitten werden. Zudem können bei starken Schmerzen schmerzlindernde Medikamente mit Wirkstoffen wie Ibuprofen verabreicht werden.
Darüber hinaus wird eine systemische Antibiotikabehandlung (Antibiotika in Form von Tabletten) nur bei sehr ausgeprägten Befunden eingeleitet.Otitis externa diffusa
Bei dieser Form reinigt die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt zunächst einmal den Gehörgang sehr sorgfältig. Anschließend kommen meist Ohrentropfen oder Salbenstreifen zur Anwendung, die vor allem die Keime und Erreger abtöten sollen. Dies können antibiotische, antimykotische (gegen Pilze), generell alkoholhaltige oder Cortisonpräparate oder auch eine Kombination daraus sein.Liegt eine sehr ausgeprägte Gehörgangsentzündung vor oder heilt die Entzündung durch lokale Mittel nicht ausreichend, verschreibt die Ärztin oder der Arzt ein Antibiotikum oder ein Antimykotikum, ein Anti-Pilz-Mittel. Dieses wird in dann in Tablettenform eingenommen.
Diabetikerinnen und Diabetiker müssen darauf achten, dass der Blutzuckerwert gut eingestellt ist!
Otitis externa necroticans
Der/die Betroffene wird im Krankenhaus behandelt werden müssen. Lokal wird mehrmals täglich der Gehörgang gereinigt. Die Antibiotika werden intravenös – das bedeutet über eine Infusion – über mehrere Wochen verabreicht.
In schweren Fällen muss das zerstörte Gewebe im Rahmen eines operativen Eingriffs chirurgisch entfernt werden. Strenge Einstellung eines Diabetes mellitus ist wichtig.
Ferner ist gegebenenfalls hyperbare Sauerstofftherapie empfehlenswert.Otitis externa bullosa haemorrhagica
Diese Form der Otitis externa wird durch Grippe-Viren hervorgerufen, doch gegen diese gibt es aktuell kein wirksames Arzneimittelpräparat. Es wird eine Schmerzmitteleinstellung empfohlen, und abschwellende Nasentropfen zum Druckausgleich des Mittelohres.
Bei Persistenz der Beschwerden oder neuauftretenden Beschwerden sollte eine kurzzeitige Kontrolle erfolgen, um eine Mitbeteiligung des Mittelohres (Schwindel, Hörminderung o.ä.) zu beurteilen.
Welche Hausmittel können zur Anwendung kommen?
Zusätzlich zu den oben beschriebenen medikamentösen Maßnahmen gibt es noch unterschiedliche Hausmittel, die das Abheilen einer Otitis externa unterstützen können. Hierzu gehören beispielsweise Kamillentee, Schwarzkümmelöl, ausreichend Wärme, Trockenföhnen oder Zwiebelsäckchen.
Zwiebeln haben zum einen eine keimtötende und zum anderen eine desinfizierende Wirkung. Schneiden Sie hierfür einfache eine große Zwiebel klein, wickeln Sie diese in ein sauberes Küchenpapier oder ein Baumwolltaschentuch und legen Sie dieses an das betroffene Ohr.
Kamille wirkt ebenfalls entzündungshemmend: Kochen Sie hierfür einfach wie gewohnt einen Kamillentee und legen Sie den gebrauchten Teebeutel an das betroffene Ohr. Lassen Sie den Teebeutel jedoch ein wenig auskühlen.
Wärme kann auch die Schmerzen einer Gehörgangsentzündung lindern. Sie können beispielsweise eine Wärmelampe verwenden, aber ebenso eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen. Probieren Sie aus, was sich für Sie persönlich am wohltuendsten anfühlt. Für manche Patienten ist auch Kälte angenehmer.
Den Gehörgang mit dem Föhn mehrmals täglich vorsichtig trocken zu föhnen, kann gegen die Entzündung helfen.
Bedenken Sie jedoch bitte, dass Hausmittel immer ihre Grenzen haben. Sollten die Beschwerden also über einen längeren Zeitraum hinweg andauern oder trotz diverser Behandlungsmaßnahmen einfach nicht besser werden, ist der Gang zur Ärztin oder zum Arzt unvermeidbar.
Das können Sie selbst tun
Einer Otitis externa kann durch einfache Selbstmaßnahmen wirksam vorgebeugt werden:
Vermeiden Sie die Verwendung von Wattestäbchen oder Ihrer Finger, um die Ohren zu reinigen.
Nach dem Baden sollten die Ohren zum Beispiel mit einem Föhn auf niedrigster Stufe getrocknet werden.
Personen, die häufig unter entzündeten Ohren leiden, sollten beim Baden am besten Ohrstöpsel verwenden. Bei einem Akustiker kann hierfür eine Otoplastik gefertigt werden, die nahtlos in den Gehörgang eingesetzt werden kann und so vor Wasser im Gehörgang schützt.
Zudem kann Pflegeöl/Spray vor dem Baden/Tauchen angewandt werden
Vor einem Bade- oder Tauchurlaub sollten die Ohren von einer Hals-Nasen-Ohren-Ärztin oder einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt professionell gereinigt werden. So kann Ohrenschmalz effektiv beseitigt werden.
Hörgeräte sollten regelmäßig gesäubert werden.
Verwenden Sie Ohrstöpsel nur alleine und teilen Sie diese nicht mit anderen Personen.
Generell sollten Sie Ohrstöpsel nicht zu oft tragen. Alternativ können hier Gehörschutzkopfhörer verwendet werden.
Homöopathische Mittel
Bei einer Otitis externe greifen einige Betroffene zu Homöopathie. Hierfür werden oft Calendula, Hepar sulfuris oder Kalium-Verbindungen angewendet. Bislang ist noch nicht wissenschaftlich erwiesen, dass diese Mittel bei einer Gehörgangsentzündung wirksam sind.