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Posttraumatische Belastungsstörung

von DoctorBox |
begutachtet von PhDr. Ewa Katarzyna Budna M.A. |
Soldat mit Posttraumatischer Belastungsstörung sitzt beim Arzt.
ICD-Code: F43.1

Eine posttraumatische Belastungsstörung – kurz PTBS – ist eine schwere psychische Erkrankung, die in jedem Lebensalter auftreten kann. Die PTBS als psychische Reaktion entsteht als Folge auf ein extrem belastendes, traumatisches Ereignis wie zum Beispiel einen schweren Verkehrsunfall, einen Krieg oder eine Naturkatastrophe, sexuelle und körperliche Gewalt. Lesen Sie hier, wie sich eine posttraumatische Belastungsstörung äußert und welche Behandlungsmöglichkeiten es für die Betroffenen gibt.

Das passiert bei der posttraumatischen Belastungsstörung

Eine posttraumatische Belastungsstörung – kurz PTBS – ist eine psychische Krankheit. Sie tritt infolge eines Traumas auf, also eines belastenden Ereignisses mit einer subjektiv empfunden außergewöhnlichen persönlichen Bedrohung.
Bei einem Trauma erlebt ein betroffener Mensch eine extreme, katastrophale Situation: Der Mensch hat das Gefühl, dass das eigene Leben oder die Gesundheit ernsthaft bedroht ist. Gleichzeitig entsteht ein Gefühl der Hilflosigkeit, Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit sowie des Ausgeliefertseins. Die Betroffenen verspüren eine starke Angst, Wut und Ekel.

Solche möglichen traumatischen Ereignisse sind beispielsweise Naturkatastrophen wie etwa Erdbeben, schwere Verkehrsunfälle, Kriege, sexueller Missbrauch, Vergewaltigungen sowie körperliche Gewalttaten wie Gefangenschaft oder Folter. Auch die Diagnose schwerer, unter Umständen lebensbedrohlicher Krankheiten wie zum Beispiel Krebs kann eine traumatisierende Wirkung haben.

Wichtig ist die Differenzierung zwischen personalisierter und nicht personalisierter Gewalt. Zur Kategorie „nicht personalisierte Gewalt“ gehören Erlebnisse wie Naturkatastrophen, Unfälle und andere willkürliche Ereignisse wie z. B. Zug- oder Flugzeugunfälle. Die Kategorie „personalisierte Gewalt“ wird durch Ereignisse charakterisiert, bei denen eine Person Opfer schrecklicher Erlebnisse war und/oder das Leiden anderer erleben musste. Personalisierte Gewalt hinterlässt tiefere Verletzungen und führt wahrscheinlicher zu einer Traumafolgestörung.

Doch nicht nur Menschen, die unmittelbar Opfer einer solchen traumatischen Lebenssituation werden, können eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Auch Augenzeugen können davon betroffen sein, man spricht dann von einer sekundären Traumatisierung bzw. einer Zeugentraumatisierung.
Nur etwa 10–20 % aller Traumaopfer entwickeln eine PTBS, nach Vergewaltigung und Folter ca. 50 %. Die meisten Menschen verarbeiten traumatische Erfahrungen ohne Psychotherapie. Die entscheidende Rolle beim Erfahren traumatischer Erlebnisse spielt die Tagesverfassung der betroffenen Person: ihre körperliche und geistige Fitness, aktuelle Belastungen und der momentane Ressourcenzustand. Gleichsam spielen persönliche Eigenschaften, Werte und Erfahrungen in traumatischen Situationen eine wichtige Rolle.

Wird eine posttraumatische Belastungsstörung nicht adäquat behandelt, kann sie einen chronischen Verlauf nehmen und die Lebensqualität der betroffenen Personen massiv einschränken. Nur durch eine rechtzeitige und adäquate Therapie ist die Heilungsprognose gut.
Die posttraumatische Belastungsstörung wird in der Medizin auch als „posttraumatisches Belastungssyndrom“, „posttraumatische Belastungsreaktion“ oder als „posttraumatische Belastungserkrankung“ bezeichnet. Die englische Fachbezeichnung für diese psychische Erkrankung ist „Posttraumatic Stress Disorder“ – kurz PTSD.

Weitere mögliche Folgen eines Traumas

Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich die posttraumatische Belastungsstörung im Kapitel „Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen“ unter der Nummer F43.1.
Dort wird sie zusammen mit zwei weiteren psychischen Erkrankungen beschrieben, die ebenfalls eine direkte Folge eines Traumas sein können, nämlich die akute Belastungsreaktion sowie die Anpassungsstörung. Diese drei Krankheitsbilder gehören zur gleichen Erkrankungsgruppe:

  • Eine akute Belastungsreaktion entsteht nach einer besonders starken seelischen oder körperlichen Belastung, so zum Beispiel nach einer schweren Naturkatastrophe oder einer Vergewaltigung.
    Im Vergleich zu einer posttraumatischen Belastungsstörung entsteht diese psychische Erkrankung jedoch oft nur wenige Minuten nach der Akutbelastung und klingt innerhalb weniger Stunden bzw. Tage von selbst wieder ab. Es ist ratsam, eine angemessene Therapie in Anspruch zu nehmen, denn ansonsten kann die akute Belastungsreaktion in eine posttraumatische Belastungsstörung übergehen.

  • Eine Anpassungsstörung entwickelt sich nach einer massiven Lebensveränderung, so beispielsweise nach dem Tod der geliebten Ehepartnerin bzw. des Ehepartners. Auch im Fall einer Arbeitslosigkeit oder einer lebensbedrohlichen Erkrankung kann es zu einer Anpassungsstörung kommen.
    In den meisten Fällen setzt die Störung innerhalb von maximal 30 Tagen nach der belastenden Situation ein, hält jedoch nicht länger als ein halbes Jahr an.

Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung

Die Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung machen sich im Allgemeinen nicht sofort bemerkbar. Während der erlebten traumatischen Situation treten zunächst einmal Schocksymptome auf. Die Betroffenen sind nicht in der Lage, emotional auf das Geschehen zu reagieren und fühlen sich wie gelähmt und betäubt. Viele Menschen berichten rückblickend, dass sie das Gefühl hatten, „neben sich zu stehen“. Die traumatische Situation erschien ihnen irreal.
Das ist ein ganz natürlicher Schutzmechanismus des menschlichen Körpers, der dem eigenen Überleben dient.

Entwickeln sich diese Symptome weiter, sprechen Experten von einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die Symptome zeigen sich oft erst Monate oder gar Jahre später und können zudem stark variieren.
Die Symptome ähneln denen anderer Krankheiten wie zum Beispiel einer Borderline-Persönlichkeitsstörung oder einer Depressionserkrankung und das erschwert oft die Diagnose. Das wichtigste Unterscheidungskriterium ist jedoch, dass die PTBS-Symptome erst nach einer erlebten traumatischen Situation auftreten.

Die Hauptsymptome der posttraumatischen Belastungsstörung

  • Intrusionen– unwillkürliches Wiedererleben der traumatischen Situation

    Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung werden spontan überwältigt von aufkommenden Erinnerungen an das Trauma-Geschehen. Sie können diese weder unterdrücken noch kontrollieren. Bei einigen Betroffenen kommen nur Erinnerungsbruchstücke hoch, andere kämpfen hingegen mit sogenannten Flashbacks. Ein Flashback ist ein unwillkürliches Zurückversetzen in das traumatische Geschehen: Das bedeutet, dass die betroffenen Personen das Gefühl haben – gedanklich und oftmals begleitet von Erinnerungsbildern – die Extremsituation noch einmal zu durchleben. Auslöser für solche Flashbacks sind sogenannte Schlüsselreize (Trigger), also wenn etwa Brandopfer Rauch riechen.

    Traumatische Erinnerungen werden typischerweise auch in Form von Albträumen wiedererlebt. In einem solchen Fall kann es zu körperlichen Symptomen wie Atemnot, Herzrasen, Zittern, Schweißausbrüchen oder Schwindelgefühlen kommen.

  • Vermeidung, Vergessen und Verdrängung des Trauma-Geschehens

    Zum Eigenschutz vermeiden viele Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung Gedanken, Aktivitäten oder Situationen, die sie an das Extremgeschehen zurückerinnern könnten. Wer zum Beispiel einen traumatischen Unfall erlebt hat, vermeidet oft das Autofahren bzw. die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
    Auf lange Sicht ist eine solche Vermeidung jedoch kontraproduktiv, denn sie intensiviert die Angst und die Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung nur noch mehr.

  • Hyperarousal (Übererregbarkeit des autonomen Nervensystems)

    Zahlreiche Traumaopfer leiden unter einer starken Reizbarkeit, Angst und inneren Nervosität. Darüber hinaus sind sie äußerst wachsam (hypervigilant), denn sie empfinden unterbewusst eine permanent vorhandene Gefahr.
    Sie sind auch sehr schreckhaft und ein solcher Zustand ist langfristig für den Organismus sehr anstrengend. Infolgedessen kommt es hier nämlich zu einer verkürzten Aufmerksamkeitsspanne und Konzentrationsproblemen. So ist es für viele Betroffene beispielsweise unmöglich, ein Buch zu lesen oder der eigenen Arbeit nachzugehen.
    Diese generelle innere Anspannung steigert die Reizbarkeit und führt oft zu unverhältnismäßig starken Wutausbrüchen. Angehörige betroffener Personen berichten häufig von plötzlichen Wesensveränderungen.
    Da diese dauerhafte Anspannung auch in der Nacht anhält, kommt es bei den Betroffenen häufig zu Schlafstörungen und Albträumen. Die fehlende nächtliche Ruhe ist für die Gesundheit aber eine große Belastung. Die betroffenen Personen können sich nicht mehr richtig physisch und psychisch erholen. Infolgedessen kommt es zu einer stark verminderten Belastbarkeit, die sich im Alltag deutlich zeigt.
    Bewegung und Sport können helfen, diese innere Anspannung und Angst ein wenig zu lösen. Den meisten Betroffenen fehlt aber leider die Überwindung zur körperlichen Betätigung.

  • Emotionale Taubheit (Numbing)

    Infolge einer posttraumatischen Belastungsstörung kann es oft dazu kommen, dass die Lebensfreude schwindet. Es macht sich eine deutliche Verflachung der Interessen bemerkbar und die Betroffenen ziehen sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurück. Sie planen nichts mehr für die Zukunft und sind auch nicht mehr in der Lage, Gefühle wie Traurigkeit, Freude oder Liebe zu empfinden. Es kommt zu einer emotionalen Abstumpfung: Experten sprechen hier von „Numbing“, das bedeutet Taubheitsgefühl.

    Die betroffenen Menschen haben zunehmend das Gefühl, dass das traumatische Erlebnis sie von ihren Angehörigen und Mitmenschen trennt. In vielen Fällen endet eine solch starke Veränderung des inneren Seelenlebens in einem Verlust des Selbstwerts sowie in einer dauerhaften Erschütterung des Weltverständnisses, was nicht selten in einer Depression münden kann.

Symptome einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung

Einige Personen, die traumatische Erfahrungen erleben, entwickeln ein klinisches Bild, das über die PTBS hinausgeht. In einem solchen Fall sprechen Experten von einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung. Die komplexe PTBS ist über die PTBS-Kernsymptomatik hinaus gekennzeichnet durch:

  • schwerwiegende Affektregulationsbeeinträchtigungen sowie

  • Veränderung der Einstellungen zu anderen Menschen und zu sich selbst.

  • Veränderte Emotionsregulierung

    Die eigene Impulskontrolle und auch die Gefühlsregulation sind bei einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung oftmals beeinträchtigt. Die Betroffenen können Gefühle wie Wut, Aggression oder Angst nicht mehr mit dem nötigen inneren Abstand betrachten. Infolgedessen zeigen sich unverhältnismäßige emotionale Ausbrüche. Alternativ kann es auch zu einer enormen inneren Anstrengung kommen, um diesen Gefühlskontrollverlust vor anderen Mitmenschen geheim zu halten.

    Viele betroffene Personen zeigen auch ein selbstverletzendes Verhalten. Ebenso kann das exzessive Ausleben oder das komplette Vermeiden sexueller Aktivitäten vermehrt auftreten.
    Die Betroffenen versuchen sich oft mit Alkohol oder Drogen zu beruhigen.

  • Aufmerksamkeits- und Bewusstseinsveränderungen

    Die betroffenen Personen geraten häufig in einen sogenannten dissoziativen Zustand: Das bedeutet, dass sie ihre Außenwelt vorübergehend nicht mehr richtig wahrnehmen. Ihnen kommt alles unwirklich vor und sie haben das Gefühl, „neben sich zu stehen“.

  • Somatisierung

    Einige Menschen mit einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung neigen zu Schmerzbeschwerden, für die jedoch keine körperliche Ursache gefunden werden kann (Somatisierung).

  • Veränderte Beziehungsmuster zu anderen Mitmenschen

    Menschen mit einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung tun sich oftmals sehr schwer, sich auf Nähe von anderen Mitmenschen einzulassen und diesen zu vertrauen. Die Alltagsbewältigung und die Lebensqualität der betroffenen Personen sind oft massiv beeinträchtigt.

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Verlauf

Der Verlauf einer posttraumatischen Belastungsstörung kann sehr unterschiedlich sein. Bereits während des Trauma-Ereignisses bzw. kurze Zeit danach können sich die ersten Beschwerden bemerkbar machen. Es kann aber manchmal auch wesentlich länger dauern, bis Symptome auftreten. Die Symptome können nach ein paar Wochen wieder abklingen, aber bei einigen Betroffenen auch viele Jahre anhalten und sogar chronisch werden. In solchen Fällen wechseln sich oft symptomschwächere Phasen mit symptomstärkeren Phasen ab.

Es ist auch möglich, dass die Erinnerungen an das Trauma-Geschehen erst nach längerer Zeit für die Betroffenen zu einer massiven Belastung werden. Solche verzögert auftretenden Beschwerden lassen sich beispielsweise oft bei Soldaten nach Kriegseinsätzen beobachten.
Viele Betroffene schaffen es, das Erlebte zu überwinden und mit den Erinnerungen an das Trauma-Geschehen im Alltag gut zurecht zu kommen. Bereits innerhalb von 12 Monaten geht es einem Teil der betroffenen Personen wesentlich besser – häufig auch ohne Therapie. Bei rund 30 % der Betroffenen bleiben die Beschwerden jedoch über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren bestehen. Nicht selten entwickeln sich noch weitere Erkrankungen wie etwa Süchte.

Intensive Beschwerden können dazu führen, dass die Betroffenen in ihrem Lebensalltag nicht mehr zurechtkommen. Einige verlieren ihren Job, weil sie beispielsweise aufgrund von Konzentrationsschwierigkeiten oder Schlafmangel den Anforderungen der Vorgesetzten nicht mehr gerecht werden können. Ebenso kann es sein, dass die Betroffenen im Berufsalltag an das Trauma-Geschehen zurückerinnert werden.

Vor allem nach traumatischen Erfahrungen wie sexueller Missbrauch und/oder Vergewaltigung kann es im weiteren Verlauf zu Problemen in der Partnerschaft kommen.

Ursachen und Risikofaktoren einer PTBS

Die Ursache einer posttraumatischen Belastungsstörung ist immer ein schweres traumatisches Erlebnis.

Traumata lassen sich in zwei unterschiedliche Typen einteilen: 

  • Kurzzeitiges Trauma und einmaliges Auftreten, beispielsweise nach Verkehrsunfällen oder Naturkatastrophen.

  • Trauma von längerer Dauer und wiederholtem Auftreten, so etwa Kriegsgefangenschaft oder länger andauernder körperlicher, mentaler oder sexueller Missbrauch.

Charakteristische Auslöser einer posttraumatischen Belastungsstörung

  • Krieg, Terrorangriffe, Vertreibung/Flucht

  • Individuelle Gewalterfahrungen wie zum Beispiel Folter, Überfall, sexueller Missbrauch oder Vergewaltigung.

  • Unfälle (Berufsunfall, Sportunfall, Verkehrsunfälle, usw.)

  • Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen, Tsunamis, Blitzeinschlag oder Lawinen.

  • Sonstige Katastrophen wie Explosionen, Brände, Flugzeugabsturz, Zugkollisionen.

  • Schwere Krankheiten wie Krebs, Schlaganfall oder Herzinfarkt, doch auch die medizinische (Notfall-)Behandlung auf einer Intensivstation.

Risikofaktoren für eine PTBS im Überblick

Bestimmte genetische Faktoren steigern das Risiko für eine posttraumatische Belastungsstörung. Auch bestimmte Umweltfaktoren und Lernfaktoren spielen eine wichtige Rolle.
So nennen Experten folgende Risikofaktoren:

  • fehlende soziale Unterstützung durch Familie, Freunde und Kollegen nach einer traumatischen Erfahrung.

  • jugendliches oder hohes Lebensalter

  • weibliches Geschlecht

  • psychische Erkrankungen oder traumatische Erfahrungen in der eigenen Vorgeschichte

  • langanhaltendes oder schwer ausgeprägtes Trauma

  • niedriger sozial-ökonomischer Status

  • psychische Krankheiten oder traumatische Erlebnisse in der eigenen Familie.

Therapie

Welche Form der Therapie im Fall einer posttraumatischen Belastungsstörung richtig ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Abhängig vom Ausprägungsgrad der Störung können die Betroffenen ambulant oder auch stationär in einer Klinik behandelt werden.

Erste Hilfe nach einem Trauma-Geschehen
Es ist von zentraler Bedeutung, die betroffenen Person vor einer weiteren Trauma-Erfahrung zu bewahren. Konkret heißt das folgendes: Wenn das Trauma eine Folge jahrelangen Missbrauchs in der Familie ist, muss die Person sofort aus diesem Umfeld herausgeholt werden.

PTBS-Therapie in drei Phasen

1. Stabilisierung
Genauso wie bei anderen Psychotherapieformen, ist es in der Anfangsphase wichtig, eine Vertrauensbasis zwischen dem Patienten und dem Therapeuten zu etablieren.

Zu Beginn müssen die Betroffenen lernen, die Reaktionen auf das Trauma-Geschehen zu verstehen und wieder mehr Selbstvertrauen und Selbstsicherheit zu gewinnen (Psychoedukation). Zusätzlich werden vorhandene Ressourcen und Bewältigungsstrategien aktiviert sowie Distanzierungstechniken zum Trauma-Erlebnis zu entwickelt.

Dadurch üben die betroffenen Patienten, selbstschädigende Verhaltensweisen sowie innere Spannungen abzubauen. Zur Etablierung von Distanzierungsstrategien haben sich vor allem Therapiemaßnahmen wie Imaginationsverfahren. Kreativ-, Kunst- und Musiktherapie bewährt. 

2. Konfrontation (Exposition)
Sind die betroffenen Patienten ausreichend stabilisiert, wird im nächsten Schritt die Konfrontation mit der traumatischen Situation durchgeführt. Das große Behandlungsziel ist hier, die traumatische Bedrohung als etwas Vergangenes zu verstehen und somit das Trauma in die eigene Lebensbiografie zu integrieren.

3. Integration
In der letzten Phase der Behandlung lernen die Betroffenen das Trauma-Geschehen und die daraus resultierenden Folgen zu akzeptieren. Es geht wesentlich darum, weitere Störungen zu verhindern, soziale Unterstützung aus dem Umfeld zu mobilisieren und die soziale bzw. berufliche Wiedereingliederung der Betroffenen zu fördern.

​​​​​​Die einzelnen drei Therapiephasen sind nicht streng voneinander getrennt, sondern greifen vielmehr ineinander über.

Folgende Behandlungsverfahren kommen für eine Trauma-Bearbeitung infrage:

  • Kognitiv-behaviorale Therapie (Verhaltenstherapie)
    Hier werden neue positive Einstellungen und Verhaltensweisen eingeübt, damit die Betroffenen lernen, das Trauma im Alltag besser zu bewältigen.

  • EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
    Übersetzt bedeutet das „Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen“. Bei diesem Therapieverfahren folgt der betroffene Patient mit den Augen den Fingerbewegungen der Therapeutin bzw. des Therapeuten. Gleichzeitig wird an bestimmte Aspekte des Trauma-Geschehens zurückgedacht.
    Wie genau dieses Verfahren wirkt, ist bislang noch nicht abschließend wissenschaftlich erforscht. Forscher gehen aktuell davon aus, dass Bilder des Trauma-Erlebnisses in der rechten Gehirnhälfte abgespeicherte werden, während in der linken Hirnhälfte das Sprachzentrum gehemmt ist. Aus diesem Grund können die Betroffenen das Erlebte auch nicht in Worte fassen und somit verarbeiten.
    Durch die Augenbewegungen können jedoch beide Gehirnhälften zeitgleich angeregt werden, was den Verarbeitungsprozess auslösen soll.

  • Psychodynamisch-imaginative Behandlung
    Mithilfe sogenannter Imaginativtechniken werden verschiedene Strategien erarbeitet, um das Trauma-Geschehen zu verarbeiten. Die betroffenen Personen lernen also zum Beispiel mithilfe innerer Bilder, sich von dem Erlebten zu distanzieren.

Ergänzende Behandlungsmöglichkeiten

Bei einigen Betroffenen reichen die beschriebenen Verfahren alleine nicht aus, um die Beschwerden zu lindern und somit das Trauma zu überwinden. Dann kommen weitere Behandlungsverfahren in Betracht, die eine Psychotherapie ergänzen sollen. Hierzu gehören:

  • Ausdauersport kann vor allem dann eine positive Wirkung auf die Psyche entfalten, wenn er in der freien Natur ausgeübt wird.

  • Biofeedback-Training beeinflusst gezielt die Herzrate, die Atmung und die muskuläre Körperspannung.

  • Kortison kann die körpereigene Stresshormonbildung nachahmen und somit eine positive Auswirkung auf Gedächtnisinhalte haben.

  • Musiktherapie

  • Kunsttherapie wie zum Beispiel malen kann helfen, Trauma-Ereignisse auf diese Weise zum Ausdruck zu bringen und dadurch zu verarbeiten.

Therapie der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung

Die komplexe PTBS kann beispielsweise durch die „psychodynamische imaginative Traumatherapie“ nach Luise Reddemann behandelt werden. Hierbei werden verschiedene Therapieverfahren miteinander kombiniert. Der betroffene Mensch lernt dabei, sich mental einen sicheren Raum zu schaffen, in dem er sich zurückziehen kann, wenn die Gefühle zu stark werden. Das Hauptziel ist, dass die Betroffenen die posttraumatische Belastungsstörung dadurch bewältigen, dass sie das erlebte Geschehen in die normale Emotionswelt einbetten können.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind:

  • Prolonged Exposure Therapy (PE)
    Die betroffene Person versetzt sich in die Trauma-Situation zurück und erlebt somit noch einmal das massiv belastende Geschehen.
    Die Sitzung wird dabei auf Tonband aufgenommen. Diese Aufzeichnung soll der/die Betroffene jeden Tag anhören, so lange, bis die dadurch hervorgerufenen Gefühle immer mehr abklingen.

  • Cognitive Processing Therapie (CPT)
    Hier arbeiten die Betroffenen die traumatischen Erlebnisse schriftlich auf. Scham- und Schuldgefühle bzw. „Fehler in der Denkweise“ werden dabei umstrukturiert.

  • Narrative Exposure Therapy (NET)
    Das ist ein wichtiges Kernelement der Therapie von Betroffenen, die Trauma-Erlebnisse wie politische Gewalt oder Flucht erlitten haben. Diese Behandlung bietet den Betroffenen eine Gesamtschau ihres Lebens: Sie sollen sich auch an nicht bewältigte Lebenstraumata gewöhnen und diese in ihre Biografie integrieren.

  • Brief Eclectic Psychotherapy for PTSD (BEPP)
    Dieses Verfahren kombiniert psychodynamische mit kognitiv-verhaltenstherapeutischen Elementen. Insgesamt gibt es 16 Sitzungen mit 5 Hauptelementen:

  • Strukturierte und systematische Wissensvermittlung über psychische Krankheiten (Psychoedukation)

  • Exposition

  • Auseinandersetzung (auch schriftlich) mit Erinnerungsstücken

  • Integration und Zuschreibung von Bedeutungen

  • Abschiedsritual.

Die Grundvoraussetzung für einen Beginn einer Behandlung ist eine Mindeststabilität der betroffenen Person. Darüber hinaus brauchen die Betroffenen stabile Lebensumstände, die ihnen viel Sicherheit vor weiteren Trauma-Erfahrungen bieten. Auch Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld der Betroffenen ist von großer Bedeutung.

Was Sie selbst tun können

Um den Heilungsprozess und die Verarbeitung des erlebten Geschehens aktiv zu unterstützen und zu fördern, können einige Selbstmaßnahmen ergriffen werden:

Selbstmaßnahmen gegen die Angst:

Es ist völlig normal, Angst zu haben. Jeder Mensch kennt Dinge, die im Furcht einflößen. Trauma-Patienten fürchten sich meistens davor, dass sich das belastende Ereignis wiederholen könnte. Auch Zukunftsängste sind nicht ungewöhnlich, denn die Betroffenen wissen oft nicht, ob es ihnen gelingt, das Trauma zu überwinden. Akut ist es hilfreich, sich auf den eigenen Atem zu konzentrieren oder einer entspannenden Aktivität nachzugehen, auf die man sich voll und ganz fokussieren kann.
Es ist auch förderlich, den eigenen Körper sowie die gesamte Umgebung wahrzunehmen. Seien Sie im Hier und Jetzt. Genießen Sie bewusst Momente der Achtsamkeit, ohne etwas zu bewerten.

Auf lange Sicht ist eine psychotherapeutische Behandlung nötig, um Ängste zu überwinden.

Selbstmaßnahmen gegen die Überforderung:

Überforderung entsteht vor allem dann, wenn man zu viel auf einmal möchte oder die zu erledigenden Aufgaben einfach übermächtig wirken. Denken Sie in kleinen Schritten und bringen Sie eine feste Struktur in Ihren Tag.
Nehmen Sie auch Hilfe von Familie, Freunden und Kollegen in Anspruch.

Selbstmaßnahme gegen die Scham- und Schuldgefühle:

Schuld und Scham sind zwei sehr intensive Emotionen, die einen Menschen stark belasten können. Es ist nachvollziehbar, dass solche Gefühle auftauchen, doch Sie sind nicht schuld am Trauma-Geschehen und müssen sich auch für absolut nichts schämen.
Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson Ihrer Wahl über solche aufkommenden Gefühle und sprechen Sie dieses Thema auch bei Ihrer Therapeutin oder Ihrem Therapeuten an. Die Expertin bzw. der Experte bringt Ihnen einen gesunden Umgang mit solchen Emotionen bei.

Hilfe bei Suchtverhalten:

Einige Menschen greifen nach traumatischen Ereignissen zu Alkohol, Drogen, Glücksspiel oder Sex. Auch Medikamentenabhängigkeiten sind nicht selten. Für die Betroffenen ist das ein Weg, um das Trauma-Geschehen zu bewältigen und die belastenden Erlebnisse zu vergessen. Infolgedessen kommt es aber leider nur zu noch mehr Problemen. Wenn Sie also zu einem Suchtverhalten neigen, sollten Sie unbedingt rechtzeitig professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen.

Verarbeiten Sie ein erlebtes Trauma – Damit es Sie nicht noch Jahre später verfolgt

Eine Traumaerfahrung ist ein tief einschneidendes Erlebnis im Leben eines Menschen.

Betroffene haben daher mitunter noch lange nach dem Ereignis damit zu kämpfen.
Neben der posttraumatischen Belastungsstörung können sich weitere psychische Folgen wie Depressionen, Angst- oder Suchterkrankungen entwickeln.
Im Rahmen einer sogenannten transgenerationalen Traumaweitergabe können Folgen der Traumerfahrung epigenetisch, das heißt über die DNA, sogar an die eigenen Kinder und Kindeskinder weitergegeben werden, ohne dass diese selbst das Traumaereignis erlebt hätten.

Wenn das Trauma aufgearbeitet wird, bestehen jedoch sehr gute Chancen, derartige langfristige Folgen zu verhindern. Daher ist eine Verarbeitung so wichtig.

Mit der Frage, was ein Trauma genau ist und welche Möglichkeiten der Traumabewältigung es gibt, befasst sich dieser Artikel:

https://www.healversity.com/blog/trauma-verarbeiten/#ein_trauma_verarbeiten_mit_der_selbsthilfe-strategien

Neben psychotherapeutischen Ansätzen werden auch wirksame Strategien der Selbsthilfe aufgezeigt. So erhalten Sie die Hilfe, die Sie brauchen, wenn Sie eine traumatische Erfahrung machen mussten.