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Restless-Legs-Syndrom (RLS)

von DoctorBox |
begutachtet von Dr. med. Juliane Bitsch |
Frau in einem weißen Sommerkleid sitzt auf dem Boden und massiert ihre Beine und Füße zur Entspannung müder Muskeln. Das Bild veranschaulicht das Restless-Legs-Syndrom (RLS), eine neurologische Erkrankung.
ICD-Code: G25.81

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) bedeutet übersetzt ins Deutsche „unruhige Beine“ und ist eine häufig vorkommende neurologische Krankheit, die im Schnitt 10 von 100 Menschen betrifft. Die Betroffenen leiden unter einem sehr starken Bewegungsdrang, Zieh- oder Kribbelgefühlen bis hin zu Schmerzen in den Beinen. Restless Legs ist ein Syndrom, das nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern vorkommen kann. Frauen erkranken dabei häufiger als Männer.
Erfahren Sie hier alles Wichtige zu dieser Erkrankung des Nervensystems, den Anzeichen, den möglichen Ursachen und Therapiemöglichkeiten sowie zum Alltag mit RLS. 

Das passiert beim Restless-Legs-Syndrom 

Beim Restless-Legs-Syndrom, kurz RLS, handelt es sich um eine häufig vorkommende chronische neurologische Krankheit. Sie ist zwar nicht lebensbedrohlich, doch für die betroffenen Personen oftmals sehr beeinträchtigend. 

Die Namensbezeichnung „Restless Legs“ bedeutet ins Deutsche übersetzt „unruhige Beine“. Das Syndrom geht also einher mit einem starken, unangenehmen Bewegungsdrang in den Beinen (in selteneren Fällen auch in anderen Regionen des Körpers). Weitere Bezeichnungen für diese sensomotorische Störung sind das „Ruhelose-Beine-Syndrom“ sowie „Willis-Ekbom-Disease“. 

Die Beschwerden machen sich vor allem am Abend, in der Nacht sowie in Ruhephasen bemerkbar, so etwa, wenn die betroffenen Personen gemütlich im Bett oder auf dem Sofa sitzen. Je nach Schweregrad des Restless-Legs-Syndroms können die Betroffenen kaum oder sogar überhaupt nicht ruhig liegen. 
Infolgedessen laufen die Patientinnen und Patienten nachts mehrmals in den Wohnräumen umher, nur um die Beschwerden einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Das ist für RLS-Patienten nicht nur eine immense körperliche Belastung, sondern auch eine seelische! 

Die genauen Ursachen für diese Erkrankung sind bislang noch nicht vollständig geklärt und somit auch eine Heilung des Restless-Legs-Syndroms noch nicht vollständig möglich. 

Gemäß der Kategorisierung der WHO handelt es sich bei diesem Syndrom um eine „Schlaf-Wach-Störung“. Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich das Restless-Legs-Syndrom im Kapitel „sonstige extrapyramidale Krankheiten und Bewegungsstörungen“ unter der Nummer G25.81. 

Häufigkeit und Vorkommen 

Das Syndrom der unruhigen Beine gehört in der Medizin zu den häufigsten neurologischen Krankheiten. Fachmediziner gehen davon aus, dass ungefähr 5 bis 10 % der Bevölkerung unter dieser Erkrankung leiden.  
Frauen sind dabei im Allgemeinen häufiger betroffen als Männer. Doch nicht nur das Geschlecht spielt eine wichtige Rolle, sondern auch das Lebensalter: In den meisten Fällen macht sich die sensomotorische Störung zum ersten Mal um das 30. Lebensjahr herum bemerkbar. Zu Beginn der Erkrankung treten die Beschwerden nur phasenweise auf. Mit fortschreitendem Lebensalter werden die beschwerdefreien Zeiten dann aber immer seltener und auch kürzer.  

In seltenen Fällen kann die Erkrankung bereits im Kindesalter auftreten. In einem solchen Fall können die Beschwerden mit einer ADHS-Erkrankung (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung) oder mit Wachstumsschmerzen verwechselt werden. 

Symptome 

Charakteristisch für das Restless-Legs-Syndrom sind folgende Merkmale:  

  • Unzähmbarer Bewegungsdrang der Beine: 
    Hinzu kommt in den meisten Fällen ein unangenehmes Gefühl (Missempfindungen), ähnlich wie ein Stechen, Ziehen oder Reißen. Andere Betroffene verspüren ein starkes Kribbelgefühl (Ameisenlaufen) sowie einen Druckschmerz. Der Beinbewegungsdrang kann aber auch ohne diese Missempfindungen auftreten.  
    In seltenen Fällen sind außer den Beinen auch noch die Arme oder – sehr selten – die Brustwand betroffen. 

  • Der Beinbewegungsdrang und die unangenehmen Empfindungen machen sich in Ruhephasen bemerkbar bzw. verschlechtern sich, wenn die betroffenen Patienten sitzen oder liegen.   

  • Durch Aufstehen und Bewegung – zum Beispiel durch Gehen oder Dehnen – bessert sich der Bewegungsdrang.   

  • Die Beschwerden der erkrankten Patientinnen und Patienten sind nicht durch eine andere Krankheit erklärbar.  

  • Beim „Syndrom der unruhigen Beine“ können die Patienten ihre Bewegungen aber jederzeit selbst kontrollieren, nicht so wie im Fall einer zwanghaften Bewegungsstörung. Abhängig von der Intensität der Missempfindungen ist auch der Bewegungsdrang unterschiedlich stark ausgeprägt – von der einfachen Fußbewegung im Sitzen oder Liegen bis hin zu sportlicher Betätigung.  

  • Die Beschwerden zeigen sich vor allem abends sowie in der Nacht. Dadurch wird der Nachtschlaf der Patienten gestört und die Betroffenen kämpfen am Folgetag mit Konzentrationsproblemen, Leistungsschwäche sowie einer ausgeprägten Tagesmüdigkeit.  

  • RLS kann auch in sogenannten „erzwungenen Ruhesituationen“ auftreten.  
    Das ist zum Beispiel auf Flugreisen, bei einer längeren Zug- bzw. Autofahrt oder bei einem Kinobesuch der Fall – also immer dann, wenn die Betroffenen längere Zeit reglos sitzen müssen. Die Erkrankung hat somit auch deutliche negative Auswirkungen auf das Freizeitverhalten der Patienten, denn diese versuchen, genau solche Situationen zu vermeiden.  

  • Die periodischen Beinbewegungen, die von den RLS-Patienten unwillkürlich im Wach- bzw. im Schlafzustand gemacht werden, bezeichnen Mediziner als Periodic Limb Movements, kurz PLM. In der überwiegenden Zahl der Fälle – nämlich in ca. 80 % - sind sie ein Anzeichen für diese neurologische Erkrankung.  
    Die periodischen Beinbewegungen können jedoch auch im Rahmen anderer Krankheiten im fortgeschrittenen Lebensalter auftreten.  

  • Die Krankheitsbeschwerden variieren sehr in ihrer Intensität und Häufigkeit. So gibt es beispielsweise Betroffene, die einen unzähmbaren Bewegungsdrang haben, jedoch nicht unter Missempfindungen in ihren Beinen leiden.  

Verlauf  

Diese Erkrankung gehört hierzulande zu den häufigsten Nervenleiden. 
Zu Krankheitsbeginn haben viele Patientinnen und Patienten kaum Beschwerden und sind sogar über viele Wochen oder gar Monate symptomfrei.  

In vielen Fällen verläuft das Restless-Legs-Syndrom aber chronisch-progredient. Das heißt, dass die Erkrankung schleichend fortschreitet und sich die Symptome im Laufe der Zeit noch verstärken.  Trotzdem benötigen viele Patienten keine spezifische Therapie und wenn doch, ist die Erkrankung meist gut behandelbar.  

Beim sekundären Restless-Legs-Syndrom hängt die Prognose von der jeweiligen Ursache ab. Wenn die sensomotorische Störung beispielsweise durch eine gut behandelbare Krankheit ausgelöst wurde, lassen sich durch die Therapie dieser ursächlichen Grunderkrankung in den meisten Fällen auch die RLS-Symptome wesentlich verbessern oder sie verschwinden sogar vollständig. 

Ursachen und Risikofaktoren 

Die eigentlichen Ursachen für das primäre Restless-Legs-Syndrom sind bislang nicht bekannt, Forscher haben jedoch einige Anhaltspunkte:  

  • Bei den betroffenen Personen scheint die Nervensignalübertragung bzw. der Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn beeinträchtigt zu sein. Dopamin ist ein wichtiger, vorwiegend erregend wirkender Neurotransmitter des zentralen Nervensystems. Eine Behandlung mit diesem Nervenbotenstoff oder Dopaminagonisten kann nämlich auftretende Beschwerden lindern. 
    In einigen Fällen diskutieren Experten auch einen Eisenmangel im Gehirnstoffwechsel als mögliche Ursache für das Syndrom der unruhigen Beine. Eisen spielt nämlich bei der Dopaminsynthese im Gehirn eine wichtige Rolle. 

  • Auch Störungen im Hirnstamm sowie im Kleinhirn können bei der Entstehung des Restless-Legs-Syndroms eine Rolle spielen. 

  • In mehr als der Hälfte der Fälle kommt auch den erblichen Einflüssen eine Relevanz zu, denn das Syndrom der unruhigen Beine tritt auch innerhalb einer Familie gehäuft auf. 
    Mehr als 50 % der Patienten haben also eine positive Familienanamnese, das bedeutet, dass mindestens ein RLS-Fall bekannt ist. Inzwischen kennen Forscher einige Gene, die bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielen, doch bislang ist nicht abschließend geklärt, wie diese Gene das Krankheitsgeschehen tatsächlich beeinflussen.  

Grundsätzlich differenzieren Mediziner beim Restless-Legs-Syndrom zwischen zwei Formen: Zum einen das primäre (idiopathische) Restless-Legs-Syndrom und zum anderen das Sekundäre. Während bei der idiopathischen Form die konkreten Ursachen weitestgehend noch unbekannt sind, weiß man, dass das sekundäre Restless-Legs-Syndrom die Folge anderer Grunderkrankungen, physiologischer Veränderungen oder Stoffwechselveränderungen ist. 

Hierzu gehören:  

  • Vitamin-B12-Mangel 

  • Folsäuremangel 

  • Eisenmangel 

  • Darmerkrankungen, die zu einem Nährstoffmangel führen können (z.B. Zöliakie) 

  • Schilddrüsenfunktionsstörungen  

  • Schwangerschaft  

  • Diabetes mellitus  

  • Multiple Sklerose 

  • Chronisches Nierenversagen 

  • Polyneuropathie 

  • Rheumatoide Arthritis  

  • Parkinson 

  • Narkolepsie 

  • Atembezogene Schlafstörungen wie das Schlafapnoe-Syndrom.  

Auch die Einnahme bestimmter medikamentöser Präparate kann Restless-Legs-Beschwerden auslösen, so zum Beispiel bestimmte Arzneimittelwirkstoffe gegen Depressionen oder Übelkeit. In einem solchen Fall muss das Medikament in Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt gewechselt werden. 
Wenn die RLS-Beschwerden zum ersten Mal in der Schwangerschaft auftreten, verschwinden diese im Allgemeinen nach der Entbindung wieder von allein. Sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt.  

Es gibt viele Berichte von Patientinnen und Patienten, dass bei einem Restless-Legs-Syndrom psychische Erkrankungen vorliegen wie zum Beispiel Depressionen oder Angststörungen. Den Experten ist aber noch nicht ganz klar, inwieweit es tatsächlich einen Zusammenhang gibt. Unter Umständen könnten jedoch Antidepressiva die RLS-Beschwerden auslösen. 
Depressionen könnten jedoch auch eine Folge der Schlafstörungen sein, die durch das Restless-Legs-Syndrom entstehen können.  

Therapie  

Welche Therapiemaßnahmen die richtigen sind, hängt maßgeblich von der Intensität der Beschwerden sowie vom Leidensdruck der Patienten ab. Natürlich spielt es auch eine wesentliche Rolle, ob eine konkrete Ursache der Beschwerden festgestellt werden kann. 

  • Sind die Restless-Legs-Beschwerden zum Beispiel die Folge einer Grunderkrankung wie etwa Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), so muss zunächst diese medizinisch angemessen therapiert werden.  

  • Entstehen die Beschwerden infolge eines Eisen-, Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangels, so müssen die Mangelzustände behoben werden.  

  • Manchmal kann der Beschwerdeauslöser auch nur vorübergehend sein, so etwa in den Wochen und Monaten der Schwangerschaft. Nach der Geburt des Babys klingen die Symptome normalerweise wieder ab. 

  • Haben Medikamente die RLS-Beschwerden ausgelöst, so ist zu prüfen, ob ein alternatives Präparat infrage kommt. 

Eine medikamentöse Therapie der unruhigen Beine ist im Allgemeinen erst dann sinnvoll, wenn sich die betroffene Patientin bzw. der Patient durch die Krankheitssymptome massiv eingeschränkt fühlt. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn durch die damit verbundene Schlafstörung der normale Alltag nicht mehr bewältigt werden kann.  

Schmerzen müssen adäquat und vor allem frühzeitig behandelt werden. Ansonsten kann es zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit oder auch zu einer Schmerzsensibilisierung der beteiligten Nerven kommen (Herabsetzung der Schmerzschwelle). Eine gute Schmerztherapie verhindert zudem die Ausbildung chronischer Schmerzen.
Wichtig ist in diesem Fall ein umfassendes Therapiekonzept, das neben einer medikamentösen Therapie auch nicht-medikamentöse Behandlungsmaßnahmen ausreichend berücksichtigt. Hierzu gehören etwa Massagen, spezielle Ernährungspläne sowie Bewegungstherapien für die betroffenen Patientinnen und Patienten. 

Das können Sie selbst tun 

Bei mild ausgeprägten Symptomen lassen sich die Beschwerden unter Umständen bereits durch simple Basismaßnahmen wirksam lindern. 
Hierzu gehören etwa:  

  • Fußbäder  

  • Wechselduschen (bitte immer mit kaltem Wasser abschließen) 

  • Ausgewogene Ernährungsweise, die auch ideal den Eisen-, Vitamin-B12- und Folsäurebedarf des Körpers deckt. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob unter Umständen geeignete Nahrungsergänzungsmittel zur Anwendung kommen sollten.  

  • Kalte oder warme Wadenwickel 

  • Beinmassage 

  • Gymnastik und Sport 

  • Dehnübungen 

  • Nikotinverzicht  

  • Alkoholverzicht 

  • Verzicht auf „Wachmacher“ wie Kaffee, Schwarztee, Energydrinks oder Cola. 

  • Verzicht auf kurze Schläfchen untertags (ein Mittagsschlaf kann unter Umständen den Nachtschlaf stören). 

  • Entspannungstechniken vor dem Schlafengehen, zum Beispiel Meditation oder Autogenes Training.   

Insbesondere im Fall einer Verschlimmerung der RLS-Beschwerden, sollten Sie sich schnellstmöglich an Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren Arzt wenden.