Schizophrenie

Die Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung, die unter Fachexperten auch als schizophrene Psychose bezeichnet wird. Die Krankheit äußert sich durch ein facettenreiches Erscheinungsbild, doch verändert ist vor allem die Wahrnehmungs-, Gedanken- und Emotionswelt der Betroffenen. Phasenweise leben Schizophrenie-Patienten in einer anderen Welt und leiden unter Störungen des Bewegungsverhaltens, unter Wahnvorstellungen und Halluzinationen. In besonders schweren Fällen kann der Bezug zur Realität fast vollkommen verloren gehen.
Lesen Sie hier alles Wichtige über die Schizophrenie und erfahren Sie, wie Betroffene effektiv unterstützt werden können.
Das passiert bei der Schizophrenie
Schizophrenie ist eine schwere psychische Störung, die in der Medizin zur Gruppe der sogenannten Psychosen gehört.
Eine Psychose ist eine psychische Erkrankung, bei der die Wahrnehmung und das Erleben der betroffenen Patientinnen und Patienten gestört ist. Ein Mensch, der unter einer Psychose leidet, nimmt also sich selbst und seine Umwelt ganz anders wahr und verarbeitet die Informationen auch in einer anderen Weise, als er es sonst tut: Der Realitätsbezug der Betroffenen geht verloren.
Die Schizophrenie ist eine Erkrankung, die unter beiden Geschlechtern ungefähr gleich häufig verbreitet ist. Männer sind lediglich bei der Diagnosestellung im Schnitt drei bis vier Jahre jünger als Frauen.
Häufig wird angenommen, dass Menschen mit einer Schizophrenie eine gespaltene Persönlichkeit haben, doch das ist nicht richtig. Die Betroffenen tragen nicht multiple Persönlichkeiten in sich, die abwechselnd zum Vorschein kommen. Das ist vielmehr bei der Dissoziativen Identitätsstörung der Fall.
Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich die Schizophrenie im Kapitel „schizotype und wahnhafte Störungen“ unter den Nummern F20-F29.
Die verschiedenen Formen der Schizophrenie
Je nachdem, welche Krankheitssymptome in der Akutphase vorliegen, werden hauptsächlich drei Schizophrenie-Untertypen differenziert:
1. Paranoide Schizophrenie
2. Hebephrene Schizophrenie
3. Katatone Schizophrenie.
Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass es für diese schwere psychische Krankheit keine starren Schubladen gibt. Klassische Symptome eines Schizophrenie-Subtyps können auch bei Patienten auftreten, bei denen eine andere Unterform der Erkrankung diagnostiziert wurde. Eine klare Einordnung der Betroffenen in einen dieser drei Untertypen ist somit häufig nicht möglich.
Paranoide Schizophrenie
Diese Form der Schizophrenie kommt am häufigsten vor: Ungefähr 7 bis 8 von insgesamt 10 betroffenen Personen mit einer Schizophrenie werden mit dieser Diagnose konfrontiert.
Die markantesten Krankheitsanzeichen sind in der Akutphase Halluzinationen und Wahnvorstellungen.
Sehr weit verbreitet ist der Verfolgungswahn, doch es kann auch zu einem Beziehungswahn oder einem Größenwahn kommen.
In puncto Halluzinationen sind akustische Halluzinationen bei der paranoiden Schizophrenie sehr häufig. Berührungs- und visuelle Halluzinationen sind hingegen eher selten.
Hebephrene Schizophrenie
Dieser Subtyp wird auch als desorganisierte Schizophrenie bezeichnet.
Hier ist der Antrieb der Betroffenen stark beeinträchtigt, ebenso das Denken und die Emotionen.
Die Denkweise erscheint bei vielen Personen mit einer hebephrenen Schizophrenie unlogisch und völlig zusammenhanglos – und das spiegelt sich auch in der Sprache wider. So reden einige Patienten sehr viel, jedoch ohne einen klaren Zusammenhang. Andere wiederum sprechen nur noch Wortfetzen oder vernachlässigen den grammatikalisch korrekten Satzbau.
Für die außenstehenden Mitmenschen ist das Gesagte dann nicht mehr verständlich. In akuten Krankheitsphasen kann es auch vorkommen, dass die betroffenen Personen überhaupt nicht mehr sprechen.Die Emotionsstörungen bei dieser Form der Schizophrenie führen häufig zu einem unangemessenen Verhalten. So müssen die Betroffenen beispielsweise lachen, während sie gleichzeitig jedoch angeben, traurig zu sein. Es kann auch dazu kommen, dass die Schizophreniepatienten auf einer Beerdigung lachen oder albern. Solche Verhaltensweisen wirken sehr irritierend und verstörend auf das Umfeld. Oft reagieren Erkrankte auch fast gar nicht mehr emotional auf Ihre Umgebung. Die Rede ist dann von einer Gefühlsverarmung.
Katatone Schizophrenie
Charakteristisch für diese Form der Schizophrenie sind psychomotorische Störungen.
Die Erkrankten geraten in Erregungszustände, sind stark unruhig oder zeigen sogar ein aggressives Verhalten. Aber auch das Gegenteil ist möglich, indem die Betroffenen in einen starren Zustand (Stupor) verfallen. Sie sind zwar wach, reagieren jedoch kaum noch auf äußere Reize und sprechen nicht mehr. Letzteres wird in der medizinischen Fachsprache als Mutismus bezeichnet.
Die betroffenen Personen führen merkwürdige Bewegungen mit ihren Händen, Armen oder Beinen aus. Es kann auch sein, dass sie stundenlang in ungewöhnlichen Positionen verharren. Sie wiederholen auch oftmals stereotyp, was eine andere Person sagt.
Heutzutage tritt diese Form der Schizophrenie nur noch sehr selten auf. Ein möglicher Grund hierfür kann sein, dass die modernen Medikamente eine bessere Wirksamkeit erzielen als die früher eingesetzten Arzneimittelpräparate.
Schizophrenia simplex – eine Sonderform der Erkrankung
Hierbei handelt es sich um eine Form der Schizophrenieerkrankung, die sich in den meisten Fällen schleichend entwickelt.
Mit der Zeit nimmt das Denk- und Vorstellungsvermögen der Betroffenen mehr und mehr ab, ebenso verringert sich die intellektuelle Leistungsfähigkeit. Die betroffenen Personen zeigen immer weniger Interesse für Dinge, die ihnen früher jedoch wichtig waren. Sie sind emotional kaum noch ansprechbar und ziehen sich sozial immer mehr zurück. Auf andere Mitmenschen wirkt ihr Verhalten „verschroben“ und sehr merkwürdig. Wahnvorstellungen oder Halluzinationen treten bei dieser Sonderform der Schizophrenie aber im Allgemeinen nicht auf.
Schizophrenie bei Kindern
Vor dem 13. Lebensjahr kommt es in den seltensten Fällen zu einer Schizophrenieerkrankung. Sowohl die katatone wie auch die hebephrene Schizophrenie beginnen im Allgemeinen zwischen dem 15. sowie dem 25. Lebensjahr, das bedeutet bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die paranoide Schizophrenie als häufigste Form dieser psychischen Krankheit zeigt sich sogar noch später, nämlich zwischen dem 25. und dem 35. Lebensjahr.
Kommt es zu einem Krankheitsausbruch zwischen dem 13. sowie dem 18. Lebensjahr, sprechen Mediziner von einer sogenannten „Early onset schizophrenia“ (EOS). Hiervon betroffen sind vorrangig Jungen. Entwickelt sich sogar vor der Vollendung des 13. Lebensjahres eine Schizophrenie, spricht man in der Medizin von einer sogenannten „childhood onset schizophrenia“ (COS): Wie gesagt, kommt das aber äußerst selten vor.
Symptome
Bereits Monate oder sogar Jahre vor dem eigentlichen Krankheitsausbruch können bestimmte Frühwarnzeichen auf eine mögliche Schizophrenieerkrankung hindeuten. In der Medizin wird dieses Krankheitsvorstadium als Prodromalphase bezeichnet.
Erste frühe Anzeichen müssen aber nicht zwingend auftreten, die Erkrankung kann auch plötzlich auftreten.
Schizophrenie Frühstadium
Im Vorstadium ziehen sich die betroffenen Personen zunehmend aus dem sozialen Umfeld zurück. Sie machen oftmals einen depressiven Eindruck, wirken distanziert und nehmen auch die Realität manchmal sehr verzerrt wahr. Solche Symptome wie Depressionen oder sozialer Rückzug sind jedoch nicht unbedingt als Anzeichen einer beginnenden Schizophrenie zu deuten. Vielmehr können sie auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auftreten. Ganz sicher lässt sich das in den meisten Fällen erst im Nachhinein beurteilen.
Die Ausprägung der Symptome kann von einem Menschen zum nächsten variieren. Die Krankheitsanzeichen können sich auch immer wieder verbessern und wieder verschlechtern. Einige Patienten erleiden beispielsweise nur eine einzige psychotische Episode, während andere im Lauf ihres Lebens immer wieder davon betroffen sind, zwischen den Episoden jedoch ein recht normales Leben führen.
Schizophrenie Symptome
Diese psychische Erkrankung äußert sich durch ein sehr facettenreiches und komplexes Erscheinungsbild.
Bei vielen Patienten verläuft die Krankheit schubweise: Dementsprechend differenzieren Medizinerinnen und Mediziner zwischen akuten und chronischen Phasen. Grundlegend wird bei der Schizophrenie zwischen Positiv- und Negativ-Symptomatik unterschieden.
Positiv- und Negativ-Symptomatik
Die Unterscheidung zwischen Positiv- und Negativsymptomen hat nichts mit einer Wertung der Krankheitsanzeichen zu tun.
Positive Symptome lassen sich in der akuten Krankheitsphase beobachten.
Hier rücken Phänomene in den Fokus, die bei gesunden Menschen nicht auftreten wie zum Beispiel ein Verfolgungswahn oder das Hören von nicht vorhandenen Stimmen. Die Betroffenen sind in dieser Akutphase meistens aktiv oder gar überaktiv und lehnen es kategorisch ab, als krank bezeichnet zu werden.Während der chronischen Krankheitsphase treten negative Symptome auf, dass bedeutet, dass ein Mangel an Gefühlen sowie die Einschränkung bestimmter psychischer Funktionen im Fokus steht. Bei der Negativ-Symptomatik fehlt demnach etwas, was im Normalfall da wäre – so etwa der Antrieb.
Die Betroffenen verfallen zum Beispiel in einen lethargischen Zustand: Sie wirken erschöpft und teilnahmslos. Soziale Kontakte werden zunehmend vernachlässigt, häufig sogar das eigene optische Erscheinungsbild.
Zahlreiche Patienten können auch nicht mehr ihren dienstlichen Verpflichtungen nachkommen. Sie schaffen es in dieser Krankheitsphase nicht mehr, das Bett zu verlassen, geschweige denn einen kompletten Arbeitstag zu bewältigen.
Darüber hinaus wirken die Betroffenen emotionslos und starr: Jegliche Mimik und Freude sind verschwunden, die Sprache verarmt. Auch die Stimmlage ist meistens monoton. Die erkrankten Menschen verlieren das Interesse an sozialen Kontakten, an Freizeitaktivitäten, Hobbys und ebenso am Beruf.
Darüber hinaus gibt es noch die Symptome, die vor allem das Denken betreffen. So sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, sich auf einen bestimmten Sachverhalt zu fokussieren oder einen Gedanken geordnet abzuschließen.
Positive Schizophrenie-Symptome im Überblick
Hierbei handelt es sich um psychotische Erlebensweisen, die bei gesunden Personen nicht auftreten:
Halluzinationen (Sinnestäuschungen)
Hier hören die Betroffenen zum Beispiel Stimmen oder Geräusche, die in der Realität überhaupt nicht existieren. Die Stimmen können dabei freundlich wirken, werden aber meistens als kritisierend oder bedrohlich empfunden.
Bei einigen erkrankten Personen lassen sich auch körperliche Halluzinationen beobachten: So sind manche Schizophreniepatienten davon überzeugt, dass sich einzelne Körperteile nicht an der korrekten Stelle befinden oder auflösen.Wahnvorstellungen
Die Erkrankten konstruieren Wahnvorstellungen, die absolut keinen Realitätsbezug haben.
Für die Betroffenen selbst wirken diese Vorstellungen aber sehr real und schlüssig.
Ein sehr verbreiteter Wahn ist beispielsweise der Verfolgungswahn: In einem solchen Fall sind die betroffenen Patienten fest davon überzeugt, dass eine Person, eine Organisation oder gar ein Außerirdischer sie verfolgt. Sie haben große Angst, dass sie permanent überwacht und abgehört werden könnten.
Andere Patienten wiederum beziehen Eindrücke aus ihrem Umfeld fälschlicherweise auf sich selbst: So glauben sie zum Beispiel aus einer TV-Sendung eine versteckte Botschaft herauszuhören.
Auch andere Wahnformen sind möglich, so beispielsweise Größenwahn oder religiöser Wahn.Psychomotorische Störungen
Zu diesem Symptom kommt es vor allem bei der katatonen Schizophrenie. Hierbei lassen sich auffällige Störungen des Bewegungsverhaltens beobachten. Phasenweise wirken die erkrankten Personen jedoch auch wie erstarrt. Sie sprechen nicht mehr und zeigen auch keinerlei Mimik mehr (Stupor). Solche starren Phasen wechseln sich mit Phasen starker körperlichen Unruhe ab.Denkstörungen
Die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit der Betroffenen sind erschwert. Die Gedankengänge der Erkrankten geraten zunehmend ins Stocken oder sie brechen abrupt ab. Der Gedankenfluss wird auch häufig von einzelnen Gedanken unterbrochen.
Negative Schizophrenie-Symptome im Überblick (Minus-Symptomatik)
Abgestumpfter Affekt
Fachexperten sprechen in diesem Zusammenhang von „Flat Affekt“: Die Betroffenen zeigen nur wenige oder überhaupt keine Emotionen mehr. Auch der Gesichtsausdruck erscheint regungslos. Darüber hinaus stellen die Erkrankten keinen oder nur wenig Blickkontakt zu ihren Mitmenschen her. Beim Sprechen wird weder Mimik noch Gestik eingesetzt, um dem Gesagten und den eigenen Gefühlen mehr Ausdruck zu verleihen. Freudige oder sehr traurige Ereignisse rufen bei den betroffenen Patienten keinerlei Reaktionen hervor.Verminderte Freude und Interesse im Alltag (Anhedonie)
Die erkrankten Personen zeigen immer weniger Interesse an Aktivitäten und verbringen ihre Zeit zunehmend mit sinnlosen Dingen.Probleme bei der Aufnahme und der Durchführung von Aktivitäten
Spracharmut
Die Betroffenen haben ein vermindertes Sprechbedürfnis.
Sie beantworten auch Fragen ihrer Mitmenschen sehr knapp, häufig nur mit einem oder zwei Wörtern. Für das Umfeld entsteht der Eindruck einer ausgeprägten inneren Leere.Sozialer Rückzug
Das Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen schwindet immer mehr.
Kognitive Symptome im Überblick
Einige Patienten können Informationen nicht mehr richtig verstehen und somit für ihre Entscheidungsfindung nutzen. Sie haben auch Probleme damit, aufzupassen und sich auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren.
Verlauf
Das Schizophrenie-Erkrankungsrisiko liegt im Allgemeinen bei ca. einem Prozent. Hierzulande leiden ungefähr 800.000 Menschen an dieser psychischen Erkrankung.
Frauen und Männer sind dabei gleich häufig betroffen, jedoch bricht die Erkrankung bei Männern im Allgemeinen früher aus. Männer erkranken im Schnitt zwischen dem 20. und dem 25. Lebensjahr, Frauen zwischen 25. und 30. Jahren. Der konkrete Grund hierfür ist noch nicht bekannt.
Der Krankheitsverlauf variiert zum Teil von einem Patienten zum nächsten sehr stark. Aus diesem Grund kann es auch keine allgemeingültige Prognose geben.
Während einige Erkrankte nur eine einzige Akutphase erleben, ist der Verlauf bei anderen Betroffenen schwerwiegender und mündet schließlich in einer chronischen Schizophrenieerkrankung. Andere betroffene Patienten erleben wiederum immer wieder schizophrene Phasen, die dank einer adäquaten Therapie jedoch auch wieder abklingen.
In den meisten Fällen werden die Akutsymptome mit der Zeit auch zunehmend schwächer. Trotzdem muss eine Schizophrenie lebenslang medizinisch behandelt werden.
Die hebephrene Schizophrenieform hat eine ungünstigere Prognose als die anderen Krankheitsformen. Diese hat einen schleichenden Beginn, wird dann aber meistens chronisch ohne symptomfreie Phasen. Die Persönlichkeit der betroffenen Personen verändert sich dabei zunehmend!
Ursachen und Risikofaktoren
Nach heutigem Kenntnisstand gehen Mediziner davon aus, dass eine Schizophrenie durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren und Aspekte ausgelöst wird:
Genetische Veranlagung: Die Erkrankung selbst scheint nicht vererbbar zu sein, jedoch die Veranlagung dazu.
Veränderungen im Gehirn: Wissenschaftliche Forscher wissen heutzutage, dass bei betroffenen Schizophrenie-Patienten einige Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter im Gehirn, besonders aktiv sind, so zum Beispiel Dopamin oder Serotonin. Gerät das Gleichgewicht dieser Botenstoffe aus der Balance, ist die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Gehirnarealen beeinträchtigt. Infolgedessen ist die Organisation sowie die Struktur von Gehirnfunktionen gestört.
Entwicklungsstörungen in der Schwangerschaft
Entwicklungsstörungen in der frühen Kindheit
Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen wie etwa eine virale Infektion der Mutter.
Drogenkonsum, vor allem Amphetamine und Cannabis
Mangelernährung
Einschneidende Lebensveränderungen wie etwa Scheidung, Trennung oder Umzug.
Mögliche Ursachen für eine Schizophrenie sind auch seelische Traumata in der Frühkindheit oder ein strenges, bevormundendes Familienklima mit starker Kritik.
„Den einen“ Risikofaktor für die Entstehung einer Schizophrenie gibt es nicht. Es müssen also mehrere Risikofaktoren aufeinandertreffen, damit die Erkrankung ausbricht. Welche Faktoren das dann genau sind, variiert von einem Menschen zum nächsten.
Therapie
Die Therapie einer Schizophrenie muss sich in erster Linie an den Bedürfnissen der erkrankten Patientinnen und Patienten orientieren. Bei einer akuten Psychose ist das oftmals aber nur eingeschränkt möglich. Vielmehr gelingt eine solche Behandlung erst dann, wenn die akute Phase abgeklungen ist. Je frühzeitiger und adäquater die psychische Krankheit therapiert wird, desto besser sind die Aussichten für einen positiven Krankheitsverlauf.
Eine Behandlung kann in einer Klinik oder auch ambulant erfolgen. In der Akutphase wird in den meisten Fällen in einer psychiatrischen Klinik therapiert. Die betroffenen Patienten erkennen häufig nicht, dass sie krank sind und lehnen deshalb manchmal eine Therapie ab. In einem solchen Fall kann es zu einer Zwangseinweisung in eine psychiatrische Klinik kommen. Rechtlich ist das aber nur dann möglich, wenn ein Mensch akut gefährdet ist, beispielsweise aufgrund eines hochaggressiven Verhaltens oder durch suizidale Gedanken.
Folgende Therapiemöglichkeiten stehen zur Verfügung:
Unterstützung durch das persönliche Umfeld
Es ist sehr wichtig, dass Familienangehörige, Freunde und Bekannte den Betroffenen im Alltag beistehen und emotional für mehr Stabilität sorgen.
Medikamentöse Behandlung
Mit Antipsychotika können Akutbeschwerden gelindert werden. Langfristig kann eine medikamentöse Behandlung auch vor Rückfällen schützen. Medikamente können aber auch belastende Nebenwirkungen mit sich bringen. Der offene gemeinsame Austausch mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt ist somit unverzichtbar wichtig.
Psychotherapie
Eine psychotherapeutische Behandlung kann die Beschwerden mindern und den Erkrankten helfen, besser mit ihrer Krankheit umzugehen.
Ein besonderer Stellenwert kommt hierbei der Familientherapie sowie der kognitiven Verhaltenstherapie zu. Vor allem in den symptomfreien Phasen kann eine Psychotherapie sinnvoll sein, um Rückfällen vorzubeugen.
Soziotherapie
Durch diese Therapie sollen negative soziale Folgen für die Erkrankten am Arbeitsplatz, in der Familie sowie im gesellschaftlichen Miteinander vermieden werden.
Die Soziotherapie trainiert die sozialen Kompetenzen der Patienten, so zum Beispiel die soziale Wahrnehmung und auch die kommunikativen Fähigkeiten. Auch Beschäftigungs- und Arbeitstherapien sind ein Bestandteil dieser Behandlung. Es ist wichtig, dass das soziale Umfeld und andere Familienangehörige in die Soziotherapie miteinbezogen werden. Ein besseres Verständnis der psychischen Erkrankung hilft nämlich nicht nur bei der Bewältigung, sondern insbesondere auch bei der Prophylaxe von Rückfällen.
Psychoedukation
Hier geht es darum, den erkrankten Patienten und ihren Angehörigen alles Wichtige zu den Symptomen, zur Therapie sowie zum konkreten Umgang mit der Schizophrenie im Alltag anzulernen. Auch der Austausch mit anderen Erkrankten wird hierdurch ermöglicht.
Physiotherapie & Sporttherapie
Durch physiotherapeutische Maßnahmen sollen die Beweglichkeit und die Funktionsweise des Bewegungsapparates der Betroffenen verbessert werden.
Eine Sporttherapie steigert die körperliche Fitness und hebt zudem die Stimmung.
Ergotherapie & Kreativtherapien
Bei der Ergotherapie werden diverse alltägliche Tätigkeiten mit den Betroffenen eingeübt, um die Lebensqualität signifikant zu steigern.
Kreativtherapie wie Kunsttherapie, Tanz- oder Theatertherapie verbessern zum einen die emotionale Ausdrucksweise und zum anderen die Körperwahrnehmung der Patienten.
Was Sie selbst tun können
Patientinnen und Patienten sollten sich nicht scheuen, mit Angehörigen, Freunden oder Bekannten über ihre Erkrankung zu sprechen. Offenheit ist der richtige Weg, nicht sozialer Rückzug.
Darüber hinaus sollte das Angebot von Gesprächskreisen und Selbsthilfegruppen in Anspruch genommen werden. Nähere Auskunft erhalten Sie von Gesundheitsämtern, sozialpsychiatrischen Stellen oder Krankenkassen.
Auch wenn es für Betroffene keine sicheren vorbeugenden Maßnahmen gibt, so können Sie doch aufmerksam auf alarmierende Anzeichen und Verhaltensweisen achten:
Achten Sie auf mögliche Frühsymptome, die sich in ihrer Intensität immer weiter verstärken, so etwa auf diffuse Ängste, einen stark veränderten Schlaf-Wach-Rhythmus oder auf einen erschwerten Umgang mit anderen Mitmenschen.
Kapseln Sie sich nicht ab, sondern sprechen Sie offen über Symptome und Beschwerden. Wenden Sie sich vertrauensvoll an Familienangehörige, Lebenspartner oder Freunde.
Nehmen Sie frühzeitig professionellen Rat und Unterstützung in Anspruch. Je eher eine geeignete Behandlung eingeleitet wird, desto besser sind die Verlaufsaussichten.
Seien Sie darauf gefasst, dass es zu jedem Zeitpunkt zu einem neuen Krankheitsschub kommen kann. Bereiten Sie sich darauf gut vor, indem Sie eine Art „Notfallplan“ vorbereiten: Wer ist in einer solchen Situation der erste Ansprechpartner? Wer soll sich um welche ihrer Belange kümmern?
Überfordern Sie sich im Alltag nicht selbst, insbesondere nicht nach überstandenen Akutphasen. Steigern Sie die Menge an Verpflichtungen – beruflich wie auch privat – nur schrittweise.
Nehmen Sie verordnete Medikamente gewissenhaft ein. Die Familie oder auch eine Psychiaterin/Psychiater kann Sie im Alltag sinnvoll dabei unterstützen.
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